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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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69.«
    »Gut, dann bleiben Sie, wo Sie sind – ich … ich bin in zehn Minuten da!«
    *
    Manni, der Zugezogene, residierte in einem Plattenbau in einer der weniger feinen Gegenden Grümmsteins. An der Fahrstuhltür im Treppenhaus klebte ein »Außer Betrieb«-Schild, und so sprintete Kati die zehn erforderlichen Stockwerke mit zunehmender Kurzatmigkeit nach oben. Dort angekommen, wurde sie von Georgette in Empfang genommen.
    »Wozu die Mühe, Schätzchen? Wir hätten unseren Protestmarsch doch locker mit einem Abstecher bei dir in der Redaktion verbinden können.«
    »In Strapsen?«
    »Wie sonst?«
    »Keine gute Idee. Ich arbeite fast ausschließlich mit minderbemittelten Männern zusammen.«
    Georgette rollte ihre falsch bewimperten Augen zur Decke. »Und für wen, glaubst du, veranstalten wir diesen ganzen Zinnober?«
    »Ähm – für mehr Toleranz und Gleichstellung?«
    »Natürlich, aber die meisten von uns sind nebenbei auch Single.«
    »Und?«
    »Na, vielleicht erregt man mancherorts ja nicht nur Missfallen, sondern auch Interesse …«
    »Nicht bei uns in der Redaktion. Meine Kollegen sind durchgehend hardcore-heterosexuell.«
    Georgette winkte ab. »Am Anfang sind sie das alle, Süße. Komm schon, Hoheit wartet mit dem Yogi-Tee.«
    In einem dunkel eingerichteten, sehr engen Wohnzimmer thronte Manni Kowalski auf einem Fernsehsessel und trug mit sichtbarem Stolz die Insignien seiner Macht: eine schwere, goldfarbene Kette mit dem Emblem des Vereins und als Zepter eine langstielige Taschenlampe, auf der eine Miniatur-Heidschnucke aus Plüsch befestigt war. Als er das Konstrukt zur Begrüßung anknipste und das Stofftier damit bizarr beleuchtete, fühlte sich Kati einen Moment lang an die Laserschwerter aus der Star-Wars-Trilogie erinnert. Doch es war nicht Darth Vader, dessen blechernes Gebrummel jetzt vom Sofa ertönte, sondern Heidemarie, die sich ein Kissen vor das Gesicht presste und merkwürdige Geräusche von sich gab.
    »Ah, die Hofberichterstatterin!«, rief Manni erfreut und deutete mit seinem Heidschnucken-Zepter auf den Sessel neben sich. »Sie kommen gerade richtig, um den Aufbruch zu unserem Protestmarsch für die Nachwelt zu dokumentieren.«
    »Genau darüber wollte ich mit Ihnen reden, Herr Kowalski.«
    »Hoheit«, korrigierte Manni.
    »Hoheit«, wiederholte Kati. »Ich finde, Sie sollten sich das alles noch mal überlegen.«
    »Überlegen?!« Empört riss Heidemarie sich das Kissen vom Gesicht. »Was gibt’s denn da noch zu überlegen?«
    »Nun ja, die Ankündigung, dass Sie beim Stadtfest antreten wollen, hat die Grümmsteiner Gemüter ziemlich erhitzt. Sogar der Oberbürgermeister hat eine Meinung dazu, und die ist nicht gerade positiv. Von daher sollten Sie aufpassen, dass die ganze Aktion nicht zum PR-Desaster für Sie wird.«
    »Soll ich Ihnen mal sagen, was ein Desaster ist?«, fragte Heidemarie und setzte sich auf. »Wenn man Ideale hat und sich aufopfert und dafür in Grund und Boden gestampft wird!«
    »Nun reg dich nicht wieder so auf, Heidi«, versuchte Georgette zu beschwichtigen – und erreichte damit genau das Gegenteil.
    »Ich gebe seit Jahr und Tag alles, aber auch wirklich alles für unseren Verein, und jetzt darf ich mich nicht mal aufregen?«
    »Das hat doch keiner gesagt …«
    »Aber gedacht habt ihr’s, allesamt! Da tut man und macht man, und was ist der Dank?« Anklagend hielt sie das Fax des Schützenverbandes hoch. »Wüste Beschimpfungen, die einem in der Seele weh tun!«
    »Darf ich mal sehen?«, fragte Kati.
    »Bitte sehr.«
    Das Schreiben des Verbandes las sich tatsächlich wie eine Text gewordene Ohrfeige. »Das Stadtfest als traditionelle Familienveranstaltung ist nicht der Ort, um für andersartige sexuelle Orientierungen zu werben«, hieß es darin. »Da wir als Veranstalter im Vorfeld noch nicht einmal gefragt worden sind, ob wir mit einem Auftritt des schwulen Schützenkönigs einverstanden wären, müssen wir Ihnen auf diesem Wege eine Absage erteilen …«
    Kati ließ das Blatt sinken. »Unter diesen Umständen halte ich es nicht für ratsam, mit einem Protestmarsch für noch mehr Unruhe in der Stadt zu sorgen.«
    »Aber Sie sehen doch, wie verbohrt diese Spießer hier sind«, ereiferte sich Heidemarie. »Ohne Provokation kommt man da nicht weiter. Deshalb ist unser Marsch die einzig richtige Reaktion auf diese Demütigung!«
    »Aber so schaffen Sie es niemals, dass sich Heten und Schwule versöhnlich die Hand reichen«, wandte Kati ein. »Und war

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