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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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man davon allerdings noch entfernt war, wurde Kati bewusst, als sie das Interview mit dem Oberbürgermeister las, das Jonas bereits auf die Seite gestellt hatte. »Wir diskriminieren niemanden. Aber es gibt für unsere homosexuellen Mitbürger geeignetere Anlässe als das Stadtfest, um ihr Engagement zu zeigen …« Dagegen bewegte sich das, was Manni Kowalski in Katis Text sagte, an der Grenze der Zitierfähigkeit: »Poppen ohne Plastik ist scheiße«, hatte er ihr in den Block diktiert, »deshalb verbinden wir folgende Botschaft mit unserem Auftritt beim Stadtfest: Kauft Kondome, macht Liebe, und wenn ihr sonst nichts mit euch anzufangen wisst – werdet Mitglied im Schützenverein!«
    Kati merkte kaum, wie ihre Kollegen sich nach und nach in den Feierabend verabschiedeten und es um sie herum immer ruhiger wurde. Konzentriert schrieb sie ihren Artikel zu Ende, wobei sie Mannis Zitate behutsam entschärfte. Anschließend schickte sie Jonas das Ganze per Intranet zu und sichtete die Fotos, die sie von Manni in seiner Wohnung gemacht hatte. Als ihr dabei ein Detail auffiel, hielt sie inne. Merkwürdig. Kati nahm einen der Ausdrucke zur Hand und lief damit ans Fenster, um besser sehen zu können. Diese Zeichnung da über dem Fernsehsessel, auf dem Manni thronte … Das war doch nicht etwa …? Sie erstarrte. Kein Zweifel. Über dem Haupt des schwulen Schützenkönigs prangte das überlebensgroße Porträt eines voll erigierten, männlichen Glieds. Wer zum Henker hängte sich so etwas ins Wohnzimmer – und vor allem: Wie retuschierte man das möglichst rückstandslos wieder aus der Bilddatei?
    »Guter Text, Frau Margold.« Unvermittelt tauchte Jonas im Türrahmen auf. »Können wir so abdrucken.« Als er sah, dass sie zusammenzuckte, hob er verwundert eine Augenbraue. »Habe ich Sie erschreckt?«
    »Mich? Nein, alles in Ordnung«, gab sie errötend zurück und ließ das Foto mit dem Penis schleunigst hinter ihrem Rücken verschwinden – ein Manöver, das Jonas nicht entging.
    »Haben Sie Geheimnisse vor mir?«
    »Ja, klar.«
    »Merkt man. Erst die Tuschelei mit Buddington und jetzt dieses Blatt Papier, das Sie da so dilettantisch verstecken …« Er schüttelte den Kopf. »Jede Blaskapelle kommt unauffälliger rüber. Erinnern Sie mich daran, Sie niemals für eine investigative Undercover-Recherche einzuplanen.«
    Beim Wort »undercover« lief es Kati eiskalt den Rücken hinunter. Hatte Buddington ihm einen Hinweis gegeben? Ängstlich suchte sie in seinem Gesicht nach Anzeichen dafür, dass er sie durchschaut hatte, dass er längst wusste, wer sie war. Doch alles, was sie vor sich sah, war sein verschmitztes Lächeln.
    »Nun zeigen Sie schon, was Sie da haben – los.«
    Unwillkürlich trat Kati einen Schritt zurück. »Das ist bloß ein Foto. Nicht wichtig, ehrlich.«
    »Nicht wichtig, wie?« Jonas kam näher. »Sie dürfen nichts vor mir verheimlichen. Ich bin Ihr Chef. Und damit immer nur an Ihrem Wohlergehen interessiert.«
    »Bin ich deshalb gleich am ersten Arbeitstag auf der schlimmsten Schweinekoppel im ganzen Landkreis gelandet?«, fragte Kati und stolperte rückwärts zur Wand.
    »Das war möglicherweise nicht ganz fair. Aber inzwischen bin ich derart von Ihren Fähigkeiten überzeugt, dass ich Sie über die schärfsten Skandale berichten lasse – sogar gegen den erklärten Willen meines Ressortleiters.«
    »Wurde auch langsam Zeit, dass Sie sich dazu durchringen.«
    »Ist das der Dank dafür, dass ich mich so für Sie eingesetzt habe?« Jonas kam unbeirrt weiter auf sie zu.
    »Tja, ich fürchte, mehr ist nicht drin.«
    »Kommen Sie, lassen Sie mich nur einen kurzen Blick auf das Bild werfen. So ein kleiner Vertrauensvorschuss tut nicht weh.«
    »Das denkt man vorher immer und bereut es nachher gewaltig.«
    Er grinste. »Sie lassen mir also keine andere Wahl, als harte, disziplinarische Maßnahmen zu ergreifen?«
    »Das würden Sie nicht wagen!«
    »Sie haben keine Ahnung, wie sehr es schmerzt, so unterschätzt zu werden.«
    »Glauben Sie mir, ich weiß genau, wie sich das anfühlt.«
    »Nicht doch, Frau Margold. Uns ist durchaus bewusst, was wir an Ihnen haben.«
    Sie lachte glockenhell auf. »Richtig, eine Dumpfbacken-Barbie, deren einzige Qualifikation in der Bluse sitzt: Das war es doch, worauf Sie und Manolo sich neulich geeinigt hatten, oder?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde verlor Jonas die Fassung. »Sie haben gelauscht«, stellte er dann perplex fest.
    »Sie waren sehr laut«,

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