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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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tatsächlich unter die kalte Dusche stellte, kam er nicht zur Ruhe. Das lag zum einen an den Zwillingen, die sich bei dröhnender Musik für eine Schülerdisco zurechtmachten, von der er sie gegen elf wieder abholen wollte.
    »Wieso schon so früh?«, versuchte Hanna, mit ihm zu verhandeln. »Die anderen bleiben alle bis Mitternacht!«
    »Das ist mir wurscht, morgen ist Schule«, gab er zurück. »Abgesehen davon: Sind eure Röcke nicht ein bisschen kurz?«
    Louisa, die ihr von Natur aus hübsches Gesicht mittels Lippenstift und Lidschatten in eine Maske verwandelt hatte, stützte eine Hand auf die Hüfte und sah ihn mitleidig an. »Ehrlich, Paps. Davon verstehst du nichts.«
    »Können wir nicht doch länger bleiben?«, bohrte Hanna weiter. »Der Bruder von Michelle hat schon einen Führerschein und würde uns nach Hause bringen.«
    »Bevor ich euch beide in dem Aufzug zu einem testosterongetriebenen Fahranfänger ins Auto steigen lasse, muss echt was passieren!«
    Jonas verschränkte die Arme vor der Brust und fand selbst, dass er sich wie eine Spaßbremse anhörte. Wann hatte er diesen Hang zur Spießigkeit entwickelt? Soweit er sich erinnern konnte, lag seine eigene Pubertät doch noch gar nicht so lange zurück. Kein Schulfest hatte damals ohne ihn stattgefunden. Mit Lederschlips und knallrotem Jackett war er losgezogen, den Walkman in der Tasche und eine ultracoole Sonnenbrille auf der Nase. Das Leben schien zu jener Zeit nur aus Abenteuern zu bestehen, die nacheinander von ihm entdeckt werden wollten, und er hatte ihn geliebt, diesen Nervenkitzel im Alltäglichen. Jonas runzelte die Stirn. Seit Kati ihn geküsst hatte, fühlte es sich fast ein bisschen so an wie früher – so aufregend, neu und wild. Aber war das gut? Und was würden seine Kinder von ihm halten, wenn sie wüssten, wie er sich neuerdings im Büro aufführte?
    »Erde an Papa.« Hannas Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. »Worüber grübelst du nach?«
    »Nichts weiter«, wiegelte er ab. Schließlich konnte er sein Liebesleben ja unmöglich mit seinen minderjährigen Töchtern diskutieren. Oder etwa doch? »Sagt mal«, begann er zögernd. »Meine Kollegin, die wir neulich getroffen haben … Wie fandet ihr die eigentlich?«
    »Kati?« Louisa wurde sofort hellhörig. »Die war nett.«
    »Und hatte eine geile Handtasche«, fügte ihre Schwester hinzu.
    »Dann, äh, hättet ihr nichts dagegen, wenn ich mich mal mit ihr verabrede?«
    Die Zwillinge tauschten einen Blick. » Will sie das überhaupt?«, fragte Hanna dann.
    »Wieso hast du da Zweifel?«
    »Weil Kati ziemlich cool ist«, erklärte Louisa. »Und du bist … na, unser Papa eben. Lieb, aber bemüht.«
    »So lässig wie ein Jägerzaun«, setzte Hanna nach. »Aber das ist jetzt echt nicht böse gemeint.«
    »Schon klar.« Jonas, der Katis Abfuhr an diesem Morgen plötzlich in einem anderen Licht sah, bereute es, die Sache überhaupt zur Sprache gebracht zu haben. »Wenn ihr euren Bus noch kriegen wollt, müsst ihr langsam los.«
    »Nicht das Thema wechseln, Paps«, meinte Louisa. »Wir finden Kati toll. Frag sie ruhig, ob sie mit dir ausgehen will.«
    »Vielleicht erbarmt sie sich und lässt sich tatsächlich darauf ein«, ergänzte Hanna.
    »Das reicht jetzt, ab mit euch! Habt ihr eure Handys dabei?«
    »Ja, Paps.«
    »Auch aufgeladen?«
    »Wir sind doch nicht blöd!«
    »Okay, ich bin den ganzen Abend zu Hause. Ihr könnt jederzeit anrufen, wenn was ist.«
    »Ja, Paps.«
    »Und lasst eure Getränke nicht unbeaufsichtigt irgendwo rumstehen.«
    »Nein, Paps.«
    »Damit das ganz klar ist: Benehmt euch. Kein Alkohol, keine Drogen, kein Sex, verstanden?«
    Unbeeindruckt sah Louisa zu ihm hoch. »Ich sage nur: Jägerzaun. «
    »Außerdem gehen wir zu einer Schülerdisco und nicht auf den Strich!«, beschwerte sich Hanna.
    Aber für Jonas fühlte es sich in diesem Moment fast so an, als ob sie genau das tun würden. Über Nacht hatten sich seine kleinen Mädchen in zwei Lolitas verwandelt, die auf der Straße tatsächlich schon die Blicke irgendwelcher Typen auf sich zogen. Und allein der Gedanke, dass sie heute Abend bei schummerigem Licht mit ihren pickeligen Mitschülern eng umschlungen tanzen und sich am Ende womöglich auch abknutschen lassen würden, machte ihn völlig rasend.
    »Ich will ja nur, dass ihr zwei gut auf euch aufpasst«, lenkte er ein. »Und lasst euch nicht von irgendwem anquatschen, okay?«
    »Versprochen, Paps«, versicherte Hanna schnell und zog ihre Schwester zur

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