Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Scheidung. Spiegelei?«
»Wär ’ne Idee.«
»Ich weiß gar nicht, was du hast. So ein bisschen Sex zwischendurch nimmt einem doch jede Menge Druck aus dem System.«
»Es war kein Sex.«
»Schon gut, schon gut – aber das kann ja noch werden.«
»Und was ist mit meinen Kindern?«
»Die sollten dann tunlichst nicht dabei sein.«
Entnervt wandte Jonas sich ab und ging zum Fenster. »Ich fand das immer furchtbar, wenn geschiedene Eltern ihrem Nachwuchs den neuen Lebensabschnittspartner präsentiert haben. Wie sollen mein Sohn und meine Töchter jemals stabile Beziehungen aufbauen, wenn ihr Vater wild durch die Gegend vögelt?«
»Entschuldige, aber eine Fummelei im Büro macht dich noch lange nicht zum Flachleger der Nation«, sagte Manolo trocken und gab Öl in eine Pfanne. »Wo guckst du am Samstag eigentlich Werder gegen 96?«
»Bei dir, oder?«
»Bier steht schon kalt.«
Sie verstummten für eine Weile, und nur der Kaffeeduft und das Brutzeln der Eier füllten den Raum.
»Meinst du, wir gewinnen diesmal?«, fragte Manolo dann.
»Wenn nicht, kotze ich.«
*
Ungefähr zur selben Zeit betrat Kati das Praktikantenbüro der Redaktion. »Ich hab Mist gebaut«, sagte sie ohne Einleitung.
Charlotte setzte ihr bestes Kummerkasten-Gesicht auf. »Erzähl.«
»Du hast doch neulich gesagt, dass ich der Sache mit Jonas eine Chance geben soll.«
»Ich erinnere mich.«
»Nun, das ist inzwischen passiert.«
Die Praktikantin kniff die Augen zusammen. »Das heißt, du hast ihm gesagt, was du für ihn empfindest?«
»Also, jetzt nicht mit Worten oder so.«
»Wie dann?«
»Man kann seine Zuneigung ja wohl auch nonverbal zum Ausdruck bringen, oder?«
»Verstehe«, meinte Charlotte. »Und hat er dir auch … ähm … nonverbal gezeigt, wie sehr er dich mag?«
»Ziemlich.«
»Das ist doch toll.«
Kati warf ihr einen verunsicherten Blick zu. »Findest du?«
»Du etwa nicht?«
»Irgendwie ist das alles kompliziert. Ich habe echt keine Ahnung, wie es jetzt weitergehen soll.«
»Gemeinsamer Urlaub, Doppelhaushälfte, Familiengründung?«, schlug Charlotte vor.
»Der Mann hat vier Kinder und lässt sich gerade scheiden. Glaubst du, der will die ganze Arie noch einmal lostreten, nur mit einer anderen Frau?«
»Was willst du denn?«
»Eine Familie. Aber ich weiß nicht, ob ich die mit Jonas haben will.« Kati dachte an ihr altes Leben in Frankfurt, das sie unglaublich vermisste. »Ehrlich gesagt weiß ich im Moment noch nicht mal, ob ich wirklich hierbleiben möchte.«
»Musst du ja auch nicht. Lass die Dinge doch einfach auf dich zukommen, ganz unverkrampft.«
»Das hört sich leichter an, als es ist. Was mache ich zum Beispiel, wenn ich ihm gleich auf dem Flur begegne?«
»Dann sagst du ›Hallo‹.«
Kati starrte auf ihre makellos manikürten Fingernägel. »Ich fand es immer furchtbar, wenn Leute aus meinem Umfeld was mit ihrem Chef angefangen haben.«
»Was ja auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass dein Freund dich mit eurer Chefin betrogen hat«, meinte Charlotte. »Hast du eigentlich mal wieder was von ihm gehört?«
»Von Ralf? Nicht, seit ich hier bin.«
»Und – fehlt er dir?«
»Mir fällt gerade auf, dass ich seit einer Ewigkeit keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet habe.«
»Ist doch super! Ganz egal, wie die Sache mit Jonas und dir ausgeht – dafür war sie schon mal gut, oder?«
Kati zuckte mit den Achseln.
Einen Moment lang sagte keine von beiden ein Wort, dann fragte Charlotte: »Bist du verliebt?«
»Bis zum Haaransatz.«
»Und er?«
»Wenn nicht, kotze ich.«
*
Diese Schuhe. Rot waren sie, metallisch glänzend und schwindelerregend hoch. Die ganze Konferenz über hatten sie Jonas abgelenkt, und auch jetzt, wo Kati mit dem Rücken zu ihm plaudernd am Empfangstresen des Sekretariats lehnte, setzten sie die schmutzigsten Phantasien in seinem Kopf frei.
»Hier ist Ihre Post, Herr Larsen.« Ellen Klimmt unterbrach ihr Privatgespräch mit Kati und reichte ihm einen Packen Briefe über die Theke.
»Vielen Dank. Ähm, Frau Margold? Würden Sie kurz in mein Büro kommen?«
»Natürlich.«
Ihr Blick war wachsam, ihre Mimik verschlossen. Kein Wunder, dachte Jonas. Er wusste selbst nicht, wie er mit der Situation umgehen sollte, hielt die Flucht nach vorn aber gerade deshalb für unverzichtbar. Schließlich konnten sie ja nicht ewig so tun, als sei nichts gewesen. Er ließ Kati eintreten und machte die Tür zu. Prompt breitete sich das Unbehagen zwischen ihnen
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