Abgeferkelt: Roman (German Edition)
aus.
»Na?«, eröffnete er etwas hilflos das Gespräch.
»Na?«, fragte sie zurück.
»Ich, ähm, dachte, wir reden mal.«
»Gute Idee.«
»Sollte unter erwachsenen Menschen ja möglich sein.«
Sie nickte.
Er räusperte sich.
Schweigen.
Nächster Anlauf.
»Also, ich meine, wir können ja eigentlich auch ganz unverkrampft an die Sache rangehen, oder?«, fragte er.
»Finde ich auch.«
Ihre Blicke trafen sich.
Und das war’s.
Jonas riss Kati an sich und küsste sie, bis ihr die Luft wegblieb. Ohne sie loszulassen, dirigierte er sie auf seinen Schreibtisch zu.
»Wieso muss ich immer rückwärtslaufen, wenn ich mit dir allein bin?«, erkundigte sie sich atemlos.
»Damit du aufhörst, so viele Fragen zu stellen.« Er hob sie auf die Tischkante, schlang ihre langen Beine rechts und links um seine Hüfte. »Steile Schuhe übrigens.«
»Ich weiß.«
»Seit der Konferenz kann ich an nichts anderes denken als an dich, nackt bis auf diese roten Dinger, unter mir.«
»Kannst du haben.«
»Wann?«
Sie schob die Hand unter sein Hemd. »Heute geht’s nicht. Heinz und ich haben Spätdienst.«
»Das ist kein Hinderungsgrund.«
»Doch. Außerdem muss ich mich konzentrieren, sonst kriege ich Ärger mit meinem Chef.«
»Der hat keine Ahnung, der Idiot.«
»Ich will trotzdem einen guten Eindruck bei ihm hinterlassen.«
»Glaub mir, dieser Eindruck ist kaum noch steigerungsfähig.« Jonas küsste sie auf die Nasenspitze. »Es sei denn, du kommst heute nach Dienstschluss zum Nacktbaden mit mir an den See.«
»Kann es sein, dass alles, was du mit mir vorhast, irgendwie textilfrei ist?«
»Und wie.«
Lachend machte sie sich von ihm los. »Ich überleg’s mir und sag dir morgen Bescheid.«
»Dir ist klar, dass der heutige Abend morgen schon vorbei ist?«
»Ich bin halt kein Mädchen für eine Nacht.«
»Wir können uns sofort auf zwei Nächte einigen«, sagte er, doch Kati war schon an der Tür. »Warte eine Sekunde! Was mache ich heute Abend ohne dich?«
»Kalt duschen«, antwortete sie und warf ihm eine Kusshand zu.
*
»Denkst du an den Blutspendeaufruf vom Deutschen Roten Kreuz?«, fragte Heinz.
Kati, die seit geraumer Zeit bewegungslos auf ihrem Stuhl saß und verträumt vor sich hin starrte, reagierte nicht.
»Hallo? Jemand zu Hause?«
»Mmh?«
»Der Blutspendeaufruf! Da fehlt noch die Überschrift!«
»Kommt sofort.« Ruckartig setzte sie sich auf und straffte die Schultern. Worum ging es noch mal? Blut? Eilig überflog Kati den Text auf dem Bildschirm: Eine ältere Dame namens Anneliese Strittmatter war am helllichten Tag von randalierenden Jugendlichen überfallen und so schwer verletzt worden, dass sie ins Krankenhaus musste. Da die Frau eine sehr seltene Blutgruppe besaß, rief das Rote Kreuz die Grümmsteiner Bevölkerung jetzt an den Tropf.
Brrr. Kati hasste das Gefühl, wenn ihr Blut abgenommen wurde. Und auch der Anblick der tiefroten Flüssigkeit ekelte sie irgendwie – wobei gegen Rot als Modefarbe natürlich nichts einzuwenden war. Rot wirkte immer. Was hatte Jonas noch gesagt? »Ich kann an nichts anderes denken als an dich, nackt bis auf diese roten Dinger, unter mir.«
Ihr sehnsüchtiges Seufzen ließ Heinz aufblicken. »Was ist nun mit der Überschrift? Soll ich das selbst machen?«
»Sekunde noch.« Eilig hackte Kati auf ihre Tastatur ein. »So. Fertig.«
»Gut, dann drucken wir das Ganze noch mal aus.«
»Mmh.«
Da seine Kollegin offenkundig wieder in Trance verfallen war, stand Heinz auf und holte sich die Seite selbst vom Drucker. Warf pro forma noch einen letzten Blick auf alle Überschriften. Blieb an einer hängen und merkte, wie ihm der Kiefer nach unten klappte.
»› Samenspende für Anneliese Strittmatter‹? Was soll das denn?!«
Entsetzt drehte sich Kati zu ihm um. »O Gott! Das habe ich nicht ernsthaft geschrieben, oder?«
»Doch! Und die Frau ist 85!«
»Tut mir leid, ich … ich meinte natürlich Blut spende … Ich ändere das.«
»Aber flott! Nachdem die Dame gerade erst verprügelt worden ist, können wir sie nicht auch noch zur kollektiven Begattung freigeben!« Heinz schüttelte den Kopf. »Wo bist du heute nur mit deinen Gedanken?«
»Ähm … Gartenarbeit. Samen setzen und so.«
»Im August?!«
»Ich bin früh dran, ich weiß.«
Heinz sah sie durchdringend an. Dann sagte er: »Ab nach Hause mit dir – du hast heute noch eine Menge zu erledigen.«
»Tatsächlich? Was denn?«
»Lügen üben.«
25.
O bwohl Jonas sich an diesem Abend
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