Abgeferkelt: Roman (German Edition)
und ich am Wochenende beschlossen haben, unserer Ehe noch eine Chance zu geben.«
Das kam jetzt nicht völlig überraschend. Trotzdem fühlte sich Kati, als hätte man sie kopfüber in eine Tonne mit Eiswasser gestoßen. »Verstehe«, antwortete sie lahm.
»Für die Kinder ist es das Beste.«
»Ganz bestimmt.« Kati dachte an Hanna, Louisa, Benny und daran, wie die kleine Sophie ihrer Mutter in die Arme gelaufen war. »Es tut mir so leid, was am Freitagabend passiert ist«, brachte sie hervor. »Ich wollte mich nicht wie eine irre Stalkerin in dein Familienleben drängeln.«
»Ich weiß. Die Zwillinge haben mir erzählt, wie alles gekommen ist.« Jonas lächelte schief. »Deine Pfannkuchen waren übrigens super.«
»Danke.«
Sie verfielen in Schweigen, zu verlegen, um sich anzusehen.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte er schließlich.
»Was genau meinst du?«
»Können wir unter diesen Umständen weiter zusammenarbeiten – und wollen wir das überhaupt?«
»Keine Ahnung«, entgegnete sie. »Ich weiß ja nicht, wie es sich auf Dauer anfühlt, dir als zurückgewiesene alte Jungfer bei deinem Familienglück zusehen zu müssen.«
»Du endest nicht als alte Jungfer«, widersprach er, doch Kati ging nicht darauf ein.
»Ich kann mir keinen besseren Chefredakteur für diese Zeitung vorstellen als dich«, fuhr sie fort. »Daher wäre ich schön blöd, dich wegen ein paar verletzter Gefühle in die Wüste zu schicken, oder?«
»Sind sie denn sehr verletzt, deine Gefühle?«
»Frag mich das noch mal, wenn ich Gelegenheit hatte, mich in diesen Gedanken hineinzusteigern.« Sie zitterte ein bisschen, hielt ihm aber tapfer die Hand hin. »Freunde?«
Jonas sah alles andere als überzeugt aus. »In Ordnung. Versuchen wir’s.«
*
Die Nachricht, dass Kati die neue Eigentümerin war, machte schnell die Runde in der Redaktion.
»Müssen wir jetzt etwa Sie zu dir sagen?«, fragte Manolo, als sie einige Tage später ihren Schreibtisch im Großraumbüro räumte.
»Ach was – Strammstehen und Füßeküssen reicht für den Anfang völlig aus.«
»Ich hätte das zwar nie für möglich gehalten«, meinte Guido, »aber ich glaube, ich werde dich tatsächlich vermissen.«
»Hallo? Ich zieh nur zwei Zimmer weiter in mein eigenes Büro!«
»Trotzdem. Es wird nicht mehr dasselbe sein.«
»Ich denke, Charlotte wird mich würdig vertreten. Aber tut mir den Gefallen und nebelt sie nicht gleich am ersten Tag mit eurem Körpergeruch ein – sonst kündigt sie am Ende doch noch.«
»Dann stimmt es also, dass du ihr einen festen Ausbildungsvertrag gegeben hast?«, wollte Manolo wissen.
Kati nickte. »Die Zeit, in der sie hier als Praktikantin ausgenutzt wurde, rechne ich dabei an. Nach einem Jahr kann sie dann zur Redakteurin aufsteigen, wenn ihr sie bis dahin nicht vollends vergrault habt.«
»Na, toll. Und wer macht künftig die Drecksarbeit, wenn ihr beide dafür nicht mehr in Frage kommt?«
»Denk mal scharf nach, Guido.«
»Dafür, dass du noch keine achtundvierzig Stunden im Amt bist, hast du schon einen Haufen kluger Entscheidungen getroffen«, sagte Heinz, der die ganze Zeit über schweigend im Türrahmen gelehnt hatte. Jetzt kam er auf Kati zu und reichte ihr ein Paket.
»Danke. Was ist denn da drin?«
»Das Goldene Handbuch für den journalistischen Nachwuchs. Mit einem zusätzlichen Kapitel für die ambitionierte Jung-Verlegerin.«
»Wie – das gibt’s tatsächlich?«
»Mach’s auf.«
Kati riss das Papier ab und starrte auf den Buchdeckel. »Samen und Setzlinge«, las sie vor. »Hundert Tipps für die erfolgreiche Gartenarbeit.«
»Innen findest du noch eine persönliche Widmung von Anneliese Strittmatter.«
»Sehr witzig, Heinz.«
»Entschuldige. Aber ich musste einfach dein Gesicht dabei sehen.«
Das wollte Buddington auch, allerdings aus weniger angenehmen Gründen. »Wie ich höre, haben Sie sich endgültig gegen den Verkauf des Verlages entschieden«, sagte er ungehalten, während Kati ihre Habseligkeiten im ehemaligen Verlegerzimmer auspackte.
»Stimmt.« Sie wuchtete einen Karton auf den Schreibtisch.
»Darf ich fragen, warum ich das über den Flurfunk erfahre und nicht von Ihnen persönlich?«
»Tut mir leid, Buddington – ich hab Sie bei dem ganzen Trubel einfach vergessen.« Sie kniff die Augen zusammen. »Das Regal steht hier blöd, oder?«
»Nein, wieso? Es hat die letzten 30 Jahre da gestanden.«
»Das – ist – umso – mehr – ein – Grund«, ächzte Kati, während
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