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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Hackenberg
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schäbig.«
    »Musst du nicht – er war ja wirklich kein Bilderbuchvater. Aber ich bin mir sicher, dass er dich liebhatte. Auf seine Art eben.«
    Sie zog ein Papiertuch aus der Tasche und trompetete hinein. »Ich brauch jetzt was Starkes.«
    »Fest oder flüssig?«
    »Sowohl als auch.«
    »Dann nehmen wir erst einen Aperitif und hauen uns dann mit Pizza und Rotwein den Bauch voll.«
    »Guter Plan«, sagte Kati. »Aber lass uns vorher noch bei einer Gärtnerei vorbeifahren.«
    »Wozu?«
    »Ich brauche noch ein paar Blumen für Friedrichs Grab.«
    *
    In Büchern hatte Kati oft von Frauen mit gebrochenem Herzen gelesen, die viel zu beschäftigt waren, um über ihre verlorene Liebe nachzugrübeln. Ehrlich gesagt fragte sie sich, wie das wohl ging. Sie war ja auch reichlich beschäftigt. Und fand trotzdem noch Zeit zum Grübeln. Zwischen der Konzeption ihres neuen Beauty-Blogs und dem Leiten der Verlagsgeschäfte – beides Dinge, von denen sie nichts verstand – ergab sich immer eine Gelegenheit, ihrem Chefredakteur ein paar wehmütige Blicke über den Gang nachzuschicken. Seit jenem unglücklichen Vormittag, als Katis Inkognito geplatzt war, hatten sie und Jonas es vermieden, unnötig viel Zeit miteinander zu verbringen. Sie sprachen, wenn überhaupt, nur über Dienstliches, waren nicht unfreundlich zueinander, aber immer auf der Hut. Wie das so ist, wenn man beinahe im Bett gelandet wäre, aber gerade eben noch den Absprung geschafft hat.
    Umso überraschter war sie, als Jonas eines Nachmittags bei ihr im Büro auftauchte. »Hast du kurz Zeit?«, fragte er.
    »Ich? Ja, klar.«
    »Dann schau dir das mal an.« Er trat hinter ihren Schreibtisch, beugte sich über den Computer und roch dabei so gut nach seinem Aftershave und sich selbst, dass sie es nur mühsam schaffte, nicht über ihn herzufallen.
    »Das ist gestern im Boulevard-Magazin eines privaten Fernsehsenders gelaufen«, sagte Jonas, völlig unempfänglich für den hormonellen Engpass, den er gerade bei Kati auslöste. Er klickte ein YouTube-Video an und stellte den Ton lauter. Sekunden später flirrte Manni Kowalski über den Bildschirm, wie er sich, in einen purpurnen Mantel gehüllt, vor dem Grümmsteiner Rathaus aufbaute.
    »Ich wollte die Jugend nur darauf aufmerksam machen, dass der Schießsport Spaß macht und dass Poppen ohne Kondome echt gefährlich sein kann. Aber die da …« – er richtete sein Zepter entrüstet auf den Rathauseingang – »… wollen mich nicht beim Stadtschützenfest antreten lassen. Als traditionsbewusster Schütze im aktiven Kampf gegen Aids fühle ich mich total diskriminiert …«
    »Ich fass es nicht!« Kati schlug sich die Hände vors Gesicht. »Jetzt hat er’s tatsächlich bis ins Fernsehen geschafft!«
    »Nicht nur das – er hat in kürzester Zeit mehr als 20000 Leute aktiviert, die ihm auf Twitter folgen. Und auch die Zahl seiner Freunde auf Facebook steigt täglich.«
    »Das ist ja unglaublich …«
    »Warte ab, es kommt noch besser.«
    Ein weiteres YouTube-Video zeigte Oberbürgermeister Harald Martens, der seine goldene Kette angelegt und eine besonders ernste Miene aufgesetzt hatte.
    »Aids ist die Geißel der Menschheit«, sagte er betreten. »Da lohnt es sich, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen, um auf die Gefahren dieser furchtbaren Krankheit hinzuweisen. Von daher können wir das Engagement der Scharfen Schützen gar nicht genug würdigen: Schließlich ist es besser, wenn unsere Jugend sich im Schützenverein engagiert, statt Drogen zu nehmen und sich zu infizieren.«
    »Ist es richtig, dass der Verein sich nicht beim Stadtfest präsentieren darf, weil man in Grümmstein Probleme mit Homosexuellen hat?«, fragte eine Reporterin.
    »Diese Vorwürfe entbehren jeder Grundlage«, entgegnete Martens, ohne mit der Wimper zu zucken. »Im Gegenteil, wir sehen das Mitwirken von Manni Kowalski als echte Bereicherung für unser Fest an und hoffen, möglichst viele Gäste von außerhalb in Grümmstein begrüßen zu dürfen …«
    »Diese verlogene, mediengeile Ratte«, entfuhr es Kati. »Der würde noch seine eigene Oma zur Prostitution freigeben, wenn eine Kamera in der Nähe ist!«
    Jonas grinste. »Zu deiner Beruhigung – ich hab Charlotte schon auf die Sache angesetzt. Morgen bringen wir eine ganze Seite zu dem Thema und drucken auch die Stellungnahme des Schützenverbandes ab, der jämmerlich zurückgerudert ist. Noch Ende dieser Woche schalten die wieder Anzeigen bei uns.«
    »Und das alles nur wegen

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