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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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wäre gern schneller gefahren, aber es war kurz vor Weihnachten, und halb Wiesbaden schien auf der Suche nach Geschenken unterwegs zu sein.
    Als sie endlich ihr Ziel erreicht hatten, wurde ihnen die Tür von einer Frau, Mitte fünfzig, geöffnet. Sie wiesen sich aus und wurden in ein modern eingerichtetes Wohnzimmer geführt.
    »Frau Wesselmann, wir wissen, dass Sie eine Privatdetektei mit der Observation von Mark Linn beauftragt haben«, begann Martin, nachdem alle Platz genommen hatten.
    »Ist das jetzt schon strafbar?«, fragte sie in resolutem Ton.
    »Nein, das ist es nicht. Aber in diesem besonderen Fall müssen Sie uns sagen, warum Sie ihn beobachten ließen.«
    »Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.«
    »Ich glaube schon!« Martin erklärte ihr den Zusammenhang zwischen den Morden und den anonym geschriebenen Briefen.
    »Oh, verstehe!«, sagte sie. »Und jetzt denken Sie, dass ich diese Anne bedrohe?«
    »Sie hätten ein Motiv.«
    »Offensichtlich bin ich nicht die Einzige. Ich war es nämlich nicht.«
    »Was wollten Sie dann mit Ihrem Wissen anfangen?«
    »Ich bin Marks Schwiegermutter und lasse ihn schon seit einiger Zeit überwachen. Ich habe bereits eine Tochter durch Selbstmord verloren, weil ihr Mann sie damals auch betrogen hat. Sie hat es nicht verkraftet.« Ihre Züge verhärteten sich. »Das sollte meiner Tochter Saskia nicht auch passieren. Deshalb passe ich eben ein bisschen auf Mark auf.«
    »Weiß Ihre Tochter davon?«
    »Nein, um Himmelswillen!«, rief sie. »Das hätte sie nie gutgeheißen. Wahrscheinlich hätte sie mich gefragt, ob ich sie noch alle habe. Nein! Sie darf das auf gar keinen Fall wissen.«
    »Wenn ihre Tochter von der Affäre gewusst hätte, was glauben Sie, wie sie reagiert hätte?«
    »Sie hätte die Sache sofort geklärt, denke ich. Sie ist eine sehr geradlinige Person, die keinem Problem aus dem Weg geht.«
    »Und doch hatten Sie Angst, dass sie eine Affäre nicht verkraften würde?«
    »Das Entdecken einer Affäre ist das eine, das Verkraften etwas anderes.«
    »Als sie wussten, dass ihr Schwiegersohn eine Affäre hat, mussten sie nicht irgendetwas unternehmen, um ein Scheitern der Ehe deswegen zu verhindern?«
    »Ich habe nur immer wieder versucht, seine Stelldichein zu stören, indem ich ihn anrief und um Hilfe für irgendwas bat. Mehr aber nicht.«
    »Haben Sie ihn nie mit Ihrem Wissen konfrontiert?«
    »Ich habe Andeutungen gemacht. Und ich habe gehofft, dass das einfach vorübergeht. Es war ja seine erste Affäre. Und dann merkte ich nach einigen Wochen, dass sich die beiden nicht mehr trafen, zumindest nie lange oder regelmäßig. Was ich getan hätte, wenn es anders gekommen wäre? Wer weiß.« Helga Wesselmann zuckte mit den Schultern.
    »Hätten Sie erwogen Anne Degener umzubringen, um die Rivalin loszuwerden?«
    »Wahrscheinlich hätte ich es in Betracht gezogen.« Helga blickte dem Kommissar offen in die Augen.
    »Haben Sie jemals eine andere Person observiert?«
    »Außer meinem Schwiegersohn? Nein!«
    »Und ich nehme an, Sie kennen auch diese Frauen nicht?« Martin legte ihr die Fotos der Mordopfer vor.
    »Nein, die kenne ich nicht.«
    »Dachte ich mir!«
    »Sie glauben mir nicht, stimmt’s?«
    Martin ging nicht auf ihre Frage ein. »Frau Wesselmann, wir werden Ihre Wohnung durchsuchen müssen.«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.«
     
    Martin forderte umgehend ein entsprechendes Team an, das sich sofort an die Arbeit machte. Helga Wesselmann wurde mit aufs Präsidium genommen. In einer kurzen Pause, die Helga Wesselmann für einen Gang zur Toilette nutzte, sagte Paul zu Martin: »Ich bin sicher, dass sie was damit zu tun hat. Hast du ihre Augen gesehen, als sie von Anne gesprochen hat? Ein eiskalter Blick.«
    »Wäre schön, wenn wir das als Beweismittel nehmen könnten«, entgegnete Martin.
    »Wirklich schade! Aber so eine Person, mit dieser Vorgeschichte in der Familie, die ein solches Problem mit Fremdgängern hat und für die die Ehe heilig ist   –«
    »–   ist als Täterin unglaublich geeignet«, vollendete Martin Pauls Satz. »Sie wäre genauso ideal wie die Böhmer, mit all den Indizien.«
    »Denkst du, die Böhmer ist unschuldig?«
    »Ich bin mir nicht mehr sicher, alles ist möglich. Dieser letzte Brief stellt alles infrage, es sei denn, die Böhmer hat ihn schon vor ihrer Verhaftung geschrieben und will sich jetzt dadurch entlasten.«
    »Aber wer hat dann veranlasst, dass er zugestellt wurde?«
    »Das ließe sich sicher

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