Abgehakt
benutzt, die sich durch Farbe und Größe den Ausgaben vom 14. Dezember und vom 11. November zuordnen lassen. Zwar war Daniela Böhmer am 11. November noch nicht in Haft, am 14. Dezember aber sehr wohl. Und nicht zuletzt ist der Kleber, der benutzt wurde, der gleiche, der auf den anderen Briefen zu finden ist.«
»Das heißt, die Böhmer ist nicht die Absenderin«, konstatierte Carsten.
»Und das ist der Grund, warum auch ich inzwischen für eine verdeckte Ermittlung bin«, kam Martin zum Grund ihrer Besprechung zurück.
»Wenn sie Personenschutz rund um die Uhr bekommt, wird ihr nichts passieren«, wandte Carsten ein.
»Wie lange willst du sie bewachen lassen? Eine Woche, einen Monat, ein Jahr?« Martin blickte den Freund forschend an. Er schwieg, und so ergriff Barbara das Wort.
»Was würden verdeckte Ermittlungen für Frau Degener genau bedeuten?«, fragte sie.
»Es heißt, dass sie im Grunde auf ein, nennen wir es mal ›Annähern‹ warten würde. Natürlich wäre sie ständig über Funk mit uns verbunden, hätte aber keinen Polizisten direkt an ihrer Seite. Wir sind zwar in greifbarer Nähe, aber so weit entfernt, dass die Täterin auf keinen Fall Verdacht schöpfen kann.«
»Wollen Sie meinen Rat als Psychologin? Ich halte Frau Degener für eine starke Persönlichkeit, die das wahrscheinlich besser verkraften kann, als wir jetzt denken, auch wenn sie vielleicht von den Ereignissen der letzten Wochen noch ein wenig unter Schock steht.«
Martin nickte. »Gut, dann überlassen wir ihr die Entscheidung.«
»Hat sie denn überhaupt eine Wahl?«, fragte Carsten.
»Eigentlich nicht«, antwortete Barbara noch vor Martin. »Denn was ist das schon für eine Wahl: Entweder Bewachung auf begrenzte Zeit und anschließend ein Leben in Angst oder jetzt der Versuch, die Mörderin aus der Reserve zu locken, um alles hinter sich zu bringen.«
»Aber das Ganze ist viel zu gefährlich.« Carsten befürchtete das Schlimmste für Anne.
»Das kann ich nicht beurteilen.«
»Aber du, Martin, du weißt das genau. Was, wenn etwas schiefgeht?«
»Wir werden alles so genau wie möglich planen.«
»Du hast mich offenkundig nicht herbestellt, um meinen Rat zu hören, oder? Du willst nur, dass ich dir die Last, vielleicht etwas Falsches zu tun, von den Schultern nehme. Das werde ich nicht tun. Ich werde Anne davon abraten, für dich ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Das ist doch Wahnsinn! Du kannst sie bei so einer Sache nicht ausreichend schützen.«
»Natürlich ist ein Risiko dabei. Das streite ich doch gar nicht ab. Aber es ist die einzige Möglichkeit. Überleg doch mal!«
»Ich weiß nicht.« Unsicherheit und Angst lagen im Blick des Drogenfahnders.
»Carsten, so wie du die ganze Zeit guckst, kannst du gar nicht objektiv entscheiden.« Martin ging hinüber zum Fenster und stützte sich mit den Fäusten auf dem Fensterbrett ab. »Du magst sie sehr, nicht wahr?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
Carsten nickte.
»Ich kann verstehen, dass du sie beschützen willst. Aber das kannst du am besten, wenn du uns dabei hilfst herauszubekommen, wer wirklich hinter den Morden steckt. Falls es nicht Daniela Böhmer sein sollte, wovon ich nicht restlos überzeugt bin, werden wir die Richtige nur durch die Observierung fassen. Erst dann ist Anne sicher. Und das weißt du auch.«
»So eine Operation ist zu riskant. Denn im Gegensatz zu dir halte ich es nicht nur für möglich, sondern ich bin sicher, dass da draußen ein Mensch ist, der es auf sie abgesehen hat. Nehmt sie lieber in eine Art Schutzprogramm.«
»Das ist doch Unsinn. Das hieße: anderer Name, andere Adresse, andere Arbeit, aber immer dieselbe Angst. Und ihr könntet euch nicht mehr sehen. Würdest du ihr das zumuten wollen?«
Carsten schloss die Augen, legte seinen Kopf in den Nacken und fragte sich, wie das wohl alles enden würde.
»Sag mir nur eins, bitte«, bat Martin. »Glaubst du, sie kann das?«
»Wenn sie es will, kann sie es.«
Im nächsten Moment klopfte es an der Tür, und Martins Kollegen gesellten sich dazu. Kurz darauf traf Anne ein. Sie begrüßte Carsten mit einem Kuss auf die Wange. Den anderen reichte sie die Hand.
»Es gibt bestimmt was Neues, wenn Sie mich herbestellen«, sagte sie lächelnd zu Martin.
Carsten beobachtete sie. Martin würde gleich dafür sorgen, dass ihr das Lächeln verging.
»Es gibt etwas, worüber wir mit Ihnen sprechen wollen, und Sie müssen uns ganz ehrlich sagen, was Sie davon halten.
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