Abgehakt
hatte sie die Sachen für den heutigen Abend zurechtgelegt. Sie wollte nicht zu chic, aber auch nicht zu leger bei Mark erscheinen. Also hatte sie sich für eine enge, verwaschene Jeans und ein ebenso enges gelbes T-Shirt mit Carmen-Ausschnitt entschieden. Ihre Haare ließ sie hochgesteckt und zupfte nur einige Strähnen heraus. Das Make-up wurde dezent erneuert, und dann ging’s los. Kurz darauf stand sie mit dem Buch in der Hand vor Marks Haustür und klingelte entschlossen.
Mark öffnete die Tür nur zwei Sekunden später, als hätte er direkt dahinter gestanden. Er trug eine Lederjacke und hatte einen Helm in der Hand. Enttäuschung machte sich in Anne breit, aber sie ließ sich nichts anmerken.
»Hallo, Mark. Du wunderst dich bestimmt, dass ich heute schon wieder vor der Tür stehe.«
»Allerdings, ich bin etwas überrascht.«
»Ich wollte Saskia ein Buch zurückbringen.«
»Sie ist im Augenblick nicht da.«
»Schade. Wann kommt sie denn?«
»Das wird spät. Dienstags hat sie ihren Sportabend. Schwimmen und Sauna. Vor zwölf ist sie meist nicht zurück. Aber du kannst das Buch trotzdem hierlassen.« Mark lachte sie an.
»Ja, sicher.« Anne reichte es ihm. »Wolltest du gerade los?«, fragte sie, mit einem Nicken des Kopfes auf seinen Helm deutend.
»Nein, ich bin gerade gekommen.« Mit der Hand fuhr Mark sich durch die kurzen Haare, die in alle Richtungen abstanden.
»Ich wusste gar nicht, dass du Motorrad fährst.«
»Nur im Sommer. Da fahre ich abends oft eine Runde. Aber willst du nicht reinkommen?«, fragte er und trat zur Seite.
»Nur, wenn ich dich nicht störe.«
»Keine Spur.«
Sie ging an ihm vorbei ins Haus. Er legte seine Motorradjacke ab und wandte sich ihr zu. Anne musterte ihn von oben bis unten. Sein weißes T-Shirt lag eng am Körper, sodass vor allem die unglaublich muskulösen Arme nicht zu übersehen waren.
»Was schaust du mich so an? Ist was nicht in Ordnung?«, fragte er amüsiert.
»Doch, doch. Ich habe dich nur noch nie in Freizeitkleidung gesehen. Ich kenne dich nur im feinen Anzug.«
»Und?« Er drehte sich langsam vor ihr. »Wie ist dein Eindruck?«
Sie lachte. »Gut! Gefällt mir.«
»Da habe ich ja noch mal Glück gehabt«, sagte er gespielt erleichtert. »Möchtest du was trinken?«
»Gern. Wie wär’s mit Sex on the beach ? Daran habe ich die besten Erinnerungen.«
»Bedaure. Aber ich habe keine Ahnung, was in den Drink reingehört. Das ist wohl Paolos Geheimnis.«
»Kein Problem«, winkte sie ab. »Ist wahrscheinlich sowieso keine gute Idee. Ich komme gerade von der Arbeit und hab’ noch nichts gegessen. Was ohne Alkohol wär’ sicher besser.«
»Ich hab’ Eistee da.«
»Okay.«
»Setz dich doch inzwischen«, forderte er sie auf und verschwand in der Küche.
Anne ließ sich in das riesige Wohlfühl-Sofa fallen, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
»Müde?«, drang Marks Stimme kurz darauf an ihr Ohr. Er war hinter dem Sofa in die Hocke gegangen. Als sie sich umdrehte, blickte sie direkt in seine unglaublich grünen Augen.
»Entschuldige. Ich bin wirklich etwas müde. Es war ein anstrengender Tag und dieses Sofa hier ist einfach kuschelig.«
»Ganz meiner Meinung.« Er richtete sich auf, kam um das Sofa herum, ließ sich in die Polster fallen und legte einen Arm auf der Lehne hinter ihr ab. Sie tranken schweigend den Eistee.
»Hast du Hunger?«, wollte er wissen.
»Warum?«
»Antwortest du immer mit einer Gegenfrage?« Er schien belustigt.
»Nur manchmal.«
»Na, dann besteht ja noch Hoffnung. Also, Hunger oder nicht?«
»Eigentlich schon, aber ich will dir nicht den Kühlschrank plündern.«
»Nur keine falsche Bescheidenheit. Außerdem droht dem Kühlschrank keine Gefahr. Ich bestelle uns eine Pizza, wenn du Lust hast.«
»Gut, aber ich bezahle.«
»Emanzipation ist ja ganz schön, aber in diesem Falle unangebracht. Du bist eingeladen.« Der Ton duldete keinen Widerspruch, was Anne lächelnd zur Kenntnis nahm.
Keine halbe Stunde später saßen sie auf der Terrasse, aßen und tranken Rotwein.
»Fühlt ihr euch hier nicht immer wie im Urlaub?«, fragte Anne kauend.
»Es ist schon schön hier, klar. Aber es ist wie mit allem: Man gewöhnt sich daran und irgendwann ist es nichts Besonderes mehr.«
»Tatsächlich mit allem? Dann wäre deine Ehe zum Beispiel ja auch schon nichts Besonderes mehr.« Neugierig sah Anne Mark an, und er begann zu lachen.
»Wir sind jetzt seit fünf Jahren verheiratet, und sagen wir mal so: Es
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