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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt Kostenlos Bücher Online Lesen
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    »Okay, für heute machen wir Schluss«, sagte Martin abschließend. »Und morgen befragen wir noch mal die Nachbarin. Und diesen Ulf will ich so bald wie möglich persönlich kennenlernen. Also, Hände in den Schoß legen und auf Eva Klein warten gibt’s nicht.« Martin griff nach seinen Schlüsseln, winkte den Kollegen und verschwand. Er schlenderte an den Parkplätzen vorüber in Richtung Altstadt. Bevor er nach Hause fahren würde, wollte er erst einmal auf andere Gedanken kommen, denn einen Serienkiller konnte er nicht so leicht aus seinem Kopf verbannen wie die »normalen« Mörder. In seiner bisherigen Laufbahn hatte er es eher selten mit einem Serienmörder zu tun gehabt. Er fühlte, wie der Druck, diesen Menschen zu fassen, von Tag zu Tag stieg und seine innere Unruhe immer größer wurde. Vielleicht würden sie Eva Klein bald haben, und vielleicht war sie tatsächlich die Täterin. Vielleicht wäre es diesmal wirklich einfacher. Aber wenn nicht?
    Es war ein herrlicher Abend. Eine warme Brise wehte ihm entgegen, und je weiter er lief, umso mehr entspannte er sich. Nach zwanzig Minuten erreichte er die schmalen, verwinkelten Gässchen der Altstadt. Er blickte an den Häuserfassaden aus dem 18. und 19.   Jahrhundert entlang, die Teil des liebenswerten Charmes dieser schönen Stadt waren. Er ging in die Grabenstraße und entschied sich, im Beck’s am Bäckerbrunnen ein Bier zu trinken. Das war ein rustikales Kneipen-Lokal, das er hin und wieder aufsuchte, meistens mit Kollegen. Vor dem Haus standen zahlreiche Tische, die fast alle belegt waren. Gerade wollte er nach drinnen gehen, als er jemanden seinen Namen rufen hörte. Er blickte sich um und entdeckte seinen Kollegen Carsten Westphal, der ihn zu sich winkte.
    »Hallo, Martin«, begrüßte ihn der junge Mann lächelnd. »Wir haben uns lange nicht gesehen. Willst du dich zu mir setzen?«
    »Hallo, Carsten. Ja, gern.« Martin schob sich einen Stuhl zurecht und nahm Platz.
    »Bist du auch zum Frusttrinken hier?«, wollte Carsten wissen.
    »So was in der Art«, nickte Martin. »Und du? Siehst gar nicht so aus, als hättest du Frust. Eher so, als kämst du gerade aus dem Urlaub.« Er betrachtete Carsten, der sich bequem auf seinem Stuhl zurückgelehnt hatte. Er war ein sportlicher, schlanker Typ, der ihn aus blauen, klugen Augen ansah. Die beiden kannten sich durch die Arbeit schon etliche Jahre, und im Lauf der Zeit hatte sich eine lockere Freundschaft entwickelt.
    »Ja, stimmt. Ich komme gerade aus Italien. Dass der Urlaub jetzt vorbei ist, ist eigentlich schon frustrierend genug, aber sie haben mir am ersten Arbeitstag gleich auch noch eine Drogentote serviert.«
    »Tja, unsere Wege sind eben mit Leichen gepflastert. Was willst du machen?«
    »Ja, von deiner Leiche habe ich auch schon gehört.«
    Die Bedienung kam an den Tisch und sie bestellten jeder ein Bier.
    »Willst du darüber reden?«, fragte Carsten und musterte den Freund. Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass Martins dunkle Haare an den Schläfen die ersten Spuren von Grau zeigten. Auch die kleinen Falten um seine braunen Augen waren tiefer als sonst. Trotzdem wirkte er mit seinen sechsundvierzig Jahren eher jugendlich, was wohl ebenso an seiner guten Figur wie an der charmanten Lässigkeit lag, mit der er sich bewegte. Die ebenmäßigen, doch kantigen Gesichtszüge vermittelten den Eindruck eines Mannes, der alles unter Kontrolle hat.
    »Eigentlich nicht«, hörte er Martin antworten. »Ich wollte den ganzen Mist mal für ein paar Stunden vergessen. Aber, wo ich dich hier treffe   … vielleicht kennst du unsere Verdächtige ja. Kommt aus deinem Zuständigkeitsbereich.« Martin berichtete von den Morden und von Eva Klein. »Na, du hast ja wirklich eine ganz schöne Scheiße am Backen.« Ernst blickte Carsten seinen Kollegen an. »Aber der Name sagt mir im Augenblick nichts«, überlegte er. »War wohl eher ein kleiner Fisch. Aber ich sehe morgen mal nach und ruf dich dann an.«
    »Gut, dann lass uns jetzt endlich zum angenehmen Teil des Abends kommen.«
    »Hab’ nichts dagegen.« Er hob dem Freund sein eben gebrachtes Bier entgegen. »Prost!«

7

     
     
    Ganz anders erging es Anne. Freudige Erregung hatte sie schon den ganzen Tag erfüllt. Sie hatte sich schlecht auf ihre Arbeit konzentrieren können und war froh, als sie um neunzehn Uhr endlich das Büro verlassen konnte. Schnell fuhr sie nach Hause und zog sich um. Schon am Morgen

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