Abgehakt
seit vier Jahren bei Dr. Stemmler in Behandlung war. Sie hatte nie an schwerwiegenden Erkrankungen gelitten. Außer Magen-Darm-Grippe und Erkältungen war nichts in der Akte vermerkt. Zuletzt sei sie vor sechs Wochen bei ihm gewesen aufgrund eines sehr starken Hustens, den er mit Antibiotika behandelt hatte. Dass sie schwanger gewesen war, wusste Dr. Stemmler nicht. Er verwies Martin an die Gynäkologin Dr. Liebherr, deren Patientin Marita ebenfalls gewesen war. Martin machte sich sofort im Anschluss auf den Weg dorthin. Er legte einen Zwischenstopp in der Wellritzstraße ein, um sich die Packung mit der Pille aus Maritas Wohnung zu holen.
Frau Dr. Liebherr war eine nette, sehr gesprächige Ärztin. Sie teilte ihm mit, dass Marita zuletzt vor drei Monaten zur Krebsvorsorge gekommen war. Die Befunde waren alle negativ gewesen. Sie hatte regelmäßig die Pille verschrieben bekommen und auch ohne Probleme vertragen. Dass ihre Patientin schwanger gewesen war, wusste die Ärztin nicht. Martin zeigte ihr die Packung mit der Pille. Aufgrund der Daten über die Periode sowie der fehlenden Pillen in der Packung konnte Dr. Liebherr schnell schließen, dass Marita bis zu ihrem Tod die Pille genommen hatte. Die Gynäkologin vermutete, dass sie selbst noch gar nichts von ihrer Schwangerschaft gewusst hatte und wohl schwanger geworden war, weil durch die eingenommenen Antibiotika die Wirkung der Pille versagt hatte.
Mit diesen Erkenntnissen fuhr Martin zurück ins Büro. Dieter war bereits zurück, aber immer noch mit der Überprüfung der Nummern im Adressbuch beschäftigt. Die Fragen zu Fotoalbum und Adressbuch bei der Mutter und Frau Festner hatten nichts Neues ergeben.
Im Lauf des Tages kam das grafologische Gutachten herein. Martin nahm ohne großes Erstaunen zur Kenntnis, dass es sich bei den letzten beiden Morden eindeutig um dieselbe rechte Hand gehandelt hatte, die das Messer geführt hatte. Immerhin war das ein erster Beweis für die Serientäterschaft.
Von der Hausdurchsuchung bei Eva Klein gab es auch erste Ergebnisse. Es waren Reiseprospekte von Bayern gefunden worden, in denen verschiedene Hotels in München angekreuzt waren. Martin leitete die Informationen zur Überprüfung an die Kripo in München weiter.
Gegen Abend trudelte der Rest der Mannschaft ein, und sie setzten sich zu einer kurzen Besprechung zusammen. Martin weihte sie in die jüngsten Entwicklungen ein, die alle voller Erstaunen, aber mit größter Zufriedenheit zur Kenntnis nahmen.
»Wir dürfen jetzt nicht vor lauter Enthusiasmus, den Täter vielleicht gefunden zu haben, den Blick auf die anderen Möglichkeiten verlieren. Wir können noch lange nicht sicher sein«, dämpfte Martin den Optimismus.
»Aber, Chef«, wandte Paul ein, »was gibt es denn noch für andere Möglichkeiten? Es spricht doch alles gegen diese Frau. Wie sollte sie uns sinnvoll die Existenz ihrer Fingerabdrücke am Tatort erklären können?«
»Alles schön und gut, aber ich kann nicht glauben, dass es diesmal so leicht sein soll«, sagte Martin und schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Warum nicht? Wir können doch auch einfach mal Glück haben.« Dieter blickte zu ihm herüber.
»Es kann doch nicht sein, dass ein Mörder bei seinem dritten Mord den schwerwiegenden Fehler begeht und überall seine Fingerabdrücke hinterlässt«, gab Martin zu bedenken, »noch dazu, wenn er bzw. sie weiß, dass sie registriert sind.«
»Vielleicht war der Mord nicht geplant, und sie hatte keine Handschuhe mit und auch keine Zeit, die Spuren zu beseitigen. Jedenfalls spricht einiges dafür, dass diese Frau die Mörderin ist. Immerhin hat sie sich aus dem Staub gemacht.«
»Ja, aber vielleicht ist sie auch einfach eine Freundin, die ihre Fingerabdrücke bei einem Besuch hinterlassen hat.«
»Auch auf dem Messer?«, fragte Paul skeptisch.
»Möglicherweise haben die beiden zusammen gekocht. Wer weiß? Warten wir einfach ab, bis wir diese Eva Klein gefunden haben. Bis dahin ermitteln wir in alle anderen Richtungen weiter. Also, was haben wir außer Eva Klein?«
Die Ergebnisse waren mager. Die Suche nach Ulf war bisher erfolglos verlaufen, ebenso wie die Recherche nach Hinweisen aus dem Adressbuch. Dieter hatte sich inzwischen auch mit den Finanzen des Opfers befasst und nichts Auffälliges festgestellt. Es gab regelmäßige Lohnzahlungen, einen höheren Sparbetrag auf einem Tagesgeldkonto, der zum größten Teil aus dem Erbe ihres Vaters stammte, und keine
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