Abgehakt
neuesten Erkenntnisse dargelegt hatte, berichtete er auch von dem Gespräch mit der Psychologin.
»Eine Täterin?« Paul runzelte die Stirn.
»Warum nicht?« Michael schien der Gedanke nicht abwegig. »Solche Taten sind doch nicht geschlechtsspezifisch.«
»Da gebe ich dir recht«, mischte sich Dieter ein. »Auch wenn fast alle Serienmörder Männer sind. Vielleicht findet auch in dieser Branche die Emanzipation ihren Einzug.«
»Da kommt mir doch gleich wieder die Kling in den Sinn«, sagte Michael.
»Nein!« Martin schüttelte langsam den Kopf. »Überlegt doch mal. Zwischen den Toten gibt es keinerlei Zusammenhang. Zwar gibt es die Verbindung durch die Kling zwischen Janz und Klein, aber das reicht mir nicht.«
»Es wäre doch aber möglich, dass der Mörder zwischendurch ein privates Problem, sprich irgendeinen Streit mit Janz und Klein, auf diese Weise aus dem Weg räumt.« Michael ließ sich nicht so schnell von seinem Gedankengang abbringen. »Das würde auch erklären, warum die Klein außerplanmäßig sterben musste.«
»Ob das außerplanmäßig war, wissen wir nicht. Es lässt sich nur vermuten. Und gegen die Kling haben wir nicht genug in der Hand. Ich glaube eher, dass wir es mit einem ganz fremden Menschen zu tun haben, der weder zum Freundes- noch Familien- oder Bekanntenkreis eines der Opfer gehört.« Martin hatte am Wochenende noch einmal lange über alle Aspekte des Falls nachgedacht und war schließlich zu der Einsicht gelangt, dass es keine andere Lösung geben konnte.
»Da ist was dran«, bestätigte Dieter. »Serienmorde werden im Gegensatz zu normalen Morden eher von Personen ausgeübt, die den Opfern fremd sind. Obwohl wir das wussten, haben wir unser Augenmerk immer wieder auf die bekannten Personen gelenkt.«
»Wir hatten ja auch keine andere Chance.«
Paul meldete sich zu Wort. »Wäre es nicht sinnvoll, einen Aufruf in der Presse zu veröffentlichen, dass sich alle, die anonyme Drohbriefe bekommen und ein Verhältnis mit einer verheirateten Person haben, melden sollen?«
»Schlag das mal Milster vor. Der wird dich in der Luft zerreißen und dich fragen, ob du ganz Wiesbaden noch mehr ängstigen und den Mörder auf besondere Weise provozieren willst.« Michael lachte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Und die Ehebrecher werden wohl kaum angelaufen kommen und rufen: Hallo, ich betrüge meinen Mann oder meine Frau.«
»Ehrlich gesagt«, gestand Martin »weiß ich nicht, was wir jetzt weiter unternehmen sollen. Wir kennen zwar das Motiv, wissen aber sonst nichts, was uns wirklich weiterbringt.«
»Ich nehme an, die Fingerabdrücke vom Einbruch haben auch kein Ergebnis gebracht?«, fragte Dieter.
»Nein.« Martin richtete sich in seinem Stuhl auf. »Aber irgendwas müssen wir tun. Also werden wir noch mal alle, die mit der Klein und der Benning in Kontakt standen, befragen. Augenmerk auf ein unbekanntes Verhältnis. Jemand muss doch was wissen.«
Sie nahmen sich die Akten vor und teilten die zu erledigenden Befragungen auf.
36
Auch für Anne begann der Montagmorgen früher als gewöhnlich. Etwas Kaltes berührte ihren Arm, der über die Bettkante hing. Sie zog ihn zurück unter die Decke und drehte sich um. Aber schon im nächsten Augenblick wurde sie von der Seite angestupst.
»Noch nicht!«, knurrte sie mit einem schlaftrunkenen Blick zur Uhr. Daraufhin fuhr ihr eine feuchte, kalte Hundeschnauze über die Wange, eine lange Zunge folgte.
»Schon gut. Schon gut. Hör auf!« Jetzt war Anne wach.
Nach einem schnellen Frühstück ging sie mit Sunny hinaus, um einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Dann nahm sie ihn mit ins Büro, wo er ihr nicht von der Seite wich. Herr Bendix war von ihrer Begleitung alles andere als begeistert.
»Er stört doch niemanden«, versuchte Anne einzuwenden, doch ihr Chef blieb hart und verlangte, dass der Hund aus dem Büro verschwand. So fuhr sie in der Mittagspause nach ein paar Schritten im Park nach Hause und ließ Sunny bis zum Abend dort allein. Sie wusste, dass das für den Hund kein Problem sein würde. Bei Kelly war er oft stundenlang allein zu Hause, und sie selbst hatte ihn sonst auch in der Wohnung gelassen, wenn er bei ihr war. Aber zurzeit hätte sie ihn gern um sich gehabt. Na gut, dann eben nicht. Wenigstens würde sie heute Abend nicht alleine sein.
Sie fuhr zurück ins Büro und erledigte alles, was sie sich für den Nachmittag vorgenommen hatte. Zufrieden machte sie um sieben Uhr Feierabend, besorgte auf dem
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