Abgehakt
Hundedecke.«
»Gut, geben Sie mir die Schlüssel. Ich hol sie und bringe ihn dann in mein Auto.«
»Was wollen Sie mit ihm machen?«
»Wir werden sehen. Gehen Sie mir schon mal Bettzeug holen.« Er wollte sie nicht im Flur haben, damit sie nicht sehen musste, wie er den Hund in die Decke wickelte und nach draußen brachte.
Als sie mit Kissen und Decke aus dem Schlafzimmer kam, sah sie, dass Carsten sich ihre Tür genauer betrachtete.
»Der Täter hatte es ziemlich leicht«, erklärte er, als er sie bemerkte. »Durch diesen Briefschlitz konnte er ohne Probleme etwas zu dem Hund hineinschieben.«
»Der Briefschlitz war schon immer in der Tür, obwohl er eigentlich gar keinen Nutzen hat. Unsere Briefkästen hängen ja im Treppenhaus.«
»Der Täter hat ihn sich jetzt zunutze gemacht.«
Dass eine solche Tür auch nicht besonders einbruchsicher war, sagte er ihr jetzt nicht, sondern nahm ihr die Bettwäsche ab und ging voraus ins Wohnzimmer. Während er alles auf dem Sofa ablegte, starrte Anne ins Leere.
»Was habe ich nur angerichtet?«, sagte sie. »Wie soll ich das bloß Kelly sagen.«
»Versuchen Sie, sich darüber jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen.«
»Ich kann ihr doch nie wieder unter die Augen treten.«
»Sie sagten doch, dass sie Ihre beste Freundin ist. Sie wird Ihnen keinen Vorwurf machen.«
»Aber ich habe ihren Hund umgebracht.«
»Nein. Das haben Sie nicht. Das war dieser Irre.«
»Aber indirekt schon. Hätte ich nicht mit ihr gewettet, hätte ich dieses ganze Chaos nicht ausgelöst. Wie kann man nur so dumm sein? Und hätte ich mich gegen meinen Chef behauptet und Sunny im Büro behalten, würde er jetzt noch leben.«
Carsten kam auf sie zu, fasste sie bei den Schultern und sah ihr fest in die Augen. »Hören Sie auf, sich diese selbstzerstörerischen Vorwürfe zu machen. Dieser Verrückte ist offensichtlich sehr zielgesteuert und ehrgeizig. Er hätte einen Weg gefunden, wenn nicht heute, dann morgen oder an einem anderen Tag. Sie haben keine Schuld! Das wird auch Ihre Freundin so sehen.«
Anne schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht zur Polizei gehen sollen, dann würde er noch leben. Das war sowieso eine blödsinnige Idee. Es wird doch sowieso erst etwas unternommen, wenn mir was passiert ist. Ich hätte das wissen müssen.« Anne war aufgebracht und konnte Carsten nicht in die Augen sehen.
»He!« Er hob ihr Kinn mit seinem Daumen an, dass sie ihn ansehen musste. »Beruhige dich. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Alles wird gut.« Sein beruhigender Ton verfehlte seine Wirkung nicht, und sie ließ ihn ihren Kopf an seine Schulter drücken. Ewig hätte sie so stehen können mit dem Gefühl, dass jemand die Last von ihren Schultern nahm und die Angst aus ihrem Kopf vertrieb.
Nach einer Weile schob er sie sanft von sich. »Sie sollten jetzt versuchen zu schlafen.«
»Ja!« Sie lächelte ihn schwach an. »Aber Sie brauchen jetzt nicht wieder ›Sie‹ zu sagen.«
Erst jetzt merkte er, dass er sie eben geduzt hatte. Er nickte. »Gut. Und ich bin Carsten.«
»Ich zeige dir noch den Rest der Wohnung, damit du dich heute Nacht zurechtfindest.«
Er folgte ihr und bestaunte jeden Raum. »Deine Wohnung ist sehr geschmackvoll eingerichtet. Ich habe noch nie eine Wohnung gesehen, in der jeder Raum völlig anders gestaltet ist. Das gefällt mir gut. Du hast Fantasie.«
Bevor sie sich gute Nacht sagten, stellte Anne ihm noch eine Flasche Wasser neben das Sofa.
Erst gegen Morgen war sie eingeschlafen und hörte nicht, wie Carsten aufstand und Frühstück machte. Als sie endlich erwachte, erschrak sie und setzte sich ruckartig im Bett auf. Kaffeeduft zog durch die Wohnung, und sie hörte jemanden sprechen. Dann erinnerte sie sich. Carsten war da. Er schien zu telefonieren. Anne sprang aus dem Bett und warf sich ihren Bademantel über. Die Stimme verstummte, und im Flur kam er ihr entgegen.
»Guten Morgen! Geht’s ein bisschen besser?«
Sie nickte. »Ja, ich denke schon.«
»Ich habe Kaffee gekocht.«
»Das habe ich gerochen, und unter anderen Umständen wäre das eine mehr als angenehme Art aufzuwachen.«
37
Martin dachte darüber nach, was er gerade erfahren hatte. Vierundsiebzig Überwachungsfälle hatten die Privatdetekteien ihnen aufgelistet. Was hieß das für ihn und seine Leute? Vor allem jede Menge Arbeit, von der er sich nicht allzu viel versprach. Bisher hatte der Mörder wahrscheinlich allein gearbeitet und auch die Observationen selbst
Weitere Kostenlose Bücher