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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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Tischplatte und bricht ihn in der Mitte entzwei. Emily rollt entgeistert mit ihrem Stuhl zurück und wechselt mit Nathan einen Blick. Boraletti ist bleich und klammert sich an die Armlehnen. Donato möchte jetzt nicht mehr außen vor bleiben und wendet sich mit neu erwachten Lebensgeistern an mich.
    »Er hat Recht«, murmelt er. »Natürlich hat er Recht.« Pause. »Auch wenn das Ganze, wenn ich das mal so sagen darf, ein vollkommener Blödsinn ist. Als würden wir einem Elefanten einen runterholen. Wird derart geregelt, dass … Tut alles sinnvollerweise Erwartbare dafür, damit nicht … Das kann uns doch am Arsch vorbeigehen.« Er wendet sich an Nathan: » Do you understand? Einem Elefanten einen runterholen. Masturbating the elephant. « Dann bewegt er die ausgestreckten Arme auf und ab, als würde er eine Kanone polieren.
    Nathan schaut zu Boraletti hinüber, der von Rashids Auftritt wie versteinert ist und keinen Mucks mehr tut, dann schaut er zu Emily hinüber, die ungläubig mit den Augen klimpert, schließlich schaut er mich an. Ich schüttle den Kopf: hat nichts zu bedeuten, Redensarten, italian idioms . In der Zwischenzeit hat Rashid mich bei der Hand gepackt, mit der anderen greift er nach einem Zipfel von Donatos Jackett und zieht uns in Richtung Tür. Die Delegation von Zeus Investments verlässt den Saal. Die erste Verhandlungsrunde ist beendet.

    37
    Essenszeit. Groll und Feindseligkeiten sind wie weggeblasen durch einen Appetit, der verbindet und zu Brüdern macht. Fern von Rashid ist Donato wieder ganz der Alte, heiter, überschäumend und stets geneigt, seiner gehobenen sozialen Stellung ungeniert Ausdruck zu verleihen. Im Namen von Zeus Investments hat er ein Essen organisiert, um alle Gäste auf Dienstreise, einschließlich jene von Meyon & Tolsen, offiziell willkommen zu heißen. Um acht Treffen im Foyer. In vier Taxen legen wir kaum mehr als zweihundert Meter zurück. Dann werden wir mit ebenso vielen Karts über eine Landzunge befördert, die sich ins Meer hinauszieht und an einem kugelförmigen Restaurant in einer großen künstlichen Klippe endet.
    Ich lasse Emily nicht aus den Augen. Einen Kellner scheuche ich fort, damit ich mich höchstpersönlich um ihren Stuhl kümmern kann, aber erst als sie Platz nimmt, merke ich, dass Donato und Cardellini sie umzingelt haben und sich nun rechts und links von ihr niederlassen. Cardellini gießt ihr Wasser ein. Donato reicht ihr die Speisekarte und sagt ein paar Worte auf Französisch, die ich nicht verstehe.
    Ich zwinge mich dazu, Gleichgültigkeit zu simulieren, und nehme ebenfalls an dem großen runden Tisch Platz. Donato inspiziert die Krustentiere im Aquarium in der Saalmitte und zeigt auf einzelne Exemplare, ohne dass der Kellner die Richtung immer so schnell nachvollziehen könnte.
    »Den da, dann den da, dann den da hinten, und den da unten, nein, den da, den anderen, ja genau, den, der sich versteckt, der sieht prächtig aus, den machen Sie bitte für mich.«
    Das Restaurant – »eine location für Feinschmecker, die sich nicht so leicht etwas vormachen lassen« – bietet alles, was es braucht, um dem Gast das Leben schwer zu machen: Gabeln und Messer und Löffel und Gläser in nie gesehenen Formen, zartes Geschirr aus rosa Porzellan, einen kleinen Lampenschirm neben jedem Gedeck, harte Bambussitze, elektronische Speisekarten mit blinkenden Lämpchen und schließlich Kellner, die vertraglich dazu verpflichtet sind, nichts zu verstehen.
    Giuseppe ist der Einzige, der sich seine Natürlichkeit bewahrt.
    »Hübsches Plätzchen«, sagt er und schaut sich langsam um. »Raffiniert, aber nicht überkandidelt. Ein Hauch Kitsch, aber von der Sorte, die nicht stört.«
    »Im Gegenteil«, sagt der Ingenieur Carugato und verschluckt sich dann unter unseren verblüfften Blicken.
    Giuseppe schwenkt den Weinkelch und probiert. Den Blick ins Licht einer strahlend hellen Lampe gerichtet, benetzt er seinen Gaumen mit dem Wein und schluckt ihn dann hinunter.
    »Na ja, Spitzenklasse ist der nicht gerade.«
    »Dieser hier ist auch nur dazu da, um sich den Mund auszuspülen«, beeilt sich Donato zu erklären.
    »Okay, dann lasst uns spülen«, ruft Giuseppe. »Cin cin?«
    »Cin cin!«, antworten wir im Chor.
    Ein Wald von Gläsern erhebt sich, Blicke kreuzen sich, Kristall klirrt.
    »Cin cin heißt auf Japanisch Penis«, sagt der Ingenieur mit dem erhobenen Kelch in der zitternden Hand, und die Verblüffung der Tischgesellschaft verwandelt sich in

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