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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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1 Kirche und einige Millionen von Produkten – schlicht: das größte Einkaufszentrum der Welt. Die gesamte Anlage hat die Form eines Viertelmonds, dessen Konturen in winzigen Schnörkeln ausfransen. Mit offenem Mund laufe ich zwischen mosaikgeschmückten Wänden und stuckierten Decken hindurch. Brunnen speien ihre Strahlen auf goldene Spezialplatten und erzeugen fließende Melodien. Schaufenster geben den Blick frei auf glänzende Gegenstände. Dann Marmor, Kristall, Spiegeleffekte, durchsichtige Rolltreppen, Pagoden, Statuen, Bäume, ägyptische, indische, japanische, persische Ornamente. Giuseppe hat sich eine Bandana um den Hals gebunden und läuft neben Donato her, der mal nach rechts, mal nach links zeigt, auf Geschäfte, Attraktionen, Aktionen, Schönheiten, und mit Begriffen um sich wirft wie einzigartiges Einkaufserlebnis , subtile Sehnsucht nach Besitz , AmEx .
    Tiziano schießt Fotos, bis ihm ein Mann in einem erbsengrünen Kaftan die Kamera aus der Hand reißt. Donato macht eine Geste, die ihn selbst zu begeistern scheint, zückt einen Sonderausweis, klopft sich mit der Hand an die Brust und zeigt dann auf uns. Der Mann im Kaftan nickt und geht.
    »Eine Frage der Sicherheit«, erklärt Donato. »Aber solange ich bei euch bin, seid ihr König. Wie ich.«
    Cardellini folgt der Gruppe in einigem Abstand. In der Hand hält er einen Stapel Papiere, schreibt unentwegt etwas hinein und wirft gelegentlich einen Blick auf einen Geländewagen aus Plüsch, ein Michael-Jackson-Double, das an die Kinder Bonbons verteilt, oder auf ein Model auf einem Kamel. Irgendwann holt er mich ein, starrt aber weiter vor sich hin.
    »Ich habe jetzt alle Papiere studiert.«
    Ich schaue ihn an und gehe schneller.
    Cardellini schließt auf und versucht mitzuhalten.
    »Alle«, sagt er. »Im Flugzeug habe ich begonnen, und heute Nacht im Hotel bin ich fertig geworden.«
    »Toll, Cardellini. Jetzt halt aber die Klappe zu und die Augen offen, denn wenn wir das berühmte Antischuppenshampoo finden, schenke ich es dir.«
    »Du bist ein Witzbold, Campi«, fährt er fort. »Wir müssen miteinander reden.«
    »Das denke ich nicht.«
    »Das denke ich aber doch. Wir müssen unbedingt ein paar Dinge regeln.«
    » Ein paar Dinge inwiefern?«, frage ich und bleibe vor einem Blumenarrangement stehen. Es zeigt Apollo, der seinen Sonnenwagen lenkt, unmittelbar an den Toiletten vorbei.
    »Mit Giuseppe habe ich auch schon gesprochen«, antwortet Cardellini und geht weiter.
    »Und was hat er gesagt?«, frage ich nach einem kurzen Zögern und laufe ihm nach.
    »Reg dich nicht auf«, erklärt Cardellini lachend. »Du bist jung. Es ist normal, dass du Fehler machst.«
    »Von was für Fehlern sprichst du da?«, frage ich und versuche vergeblich, ruhig zu bleiben. »Was hast du ihm erzählt?«
    »Oh, schau mal«, ruft Cardellini und geht zu einem Schaufenster, das mit lauter Wattebäuschen gefüllt ist. »Ein Dolce&Gabbana-Tschador.«
    Ich will ihn festhalten, werde aber von Donato daran gehindert. Er steht vor einer weißen Tür, die für Unbefugte verboten ist, und hantiert mit einem Walkie-Talkie herum. Das Schloss springt auf, und wir betreten einen langen, pistazienfarbenen Flur, von dem die Büros der Verwaltung des Einkaufszentrums abgehen. Donato wirkt nervös, als er an den offenen Türen vorbeischreitet und nach rechts und nach links grüßt. Einen Empfangstresen passieren wir dank Donatos Ausweis problemlos und kommen schließlich in eine kleine Halle, wo man uns auf ein paar Ledersofas Platz nehmen heißt.
    »Okay«, murmelt Donato und reibt sich die Knie. »Ich denke, ihr seid schon darüber informiert, dass uns für diese letzte Verhandlungsphase ein, äh … Kollege an die Seite gestellt wird.«
    Donato kann seine Verlegenheit kaum verbergen. Mir kommen Giuseppes Worte in den Sinn. Nur der Form halber . Dead man walking . Ich blicke zu Cardellini hinüber, der mit zusammengekniffenen Augen in seinen Papieren liest, und es schaudert mich.
    »Rashid heißt er«, sagt Donato, ohne noch etwas hinzufügen zu können, denn in diesem Moment tritt, von einem merkwürdigen Ingwerduft angekündigt, ein Mann aus der Tür. Er ist kaum mehr als einen Meter sechzig groß, etwa fünfzig Jahre alt, hat olivgrüne Haut und wenige, tiefschwarz gefärbte Haare. Sein Körper ist in ein zerknautschtes orangefarbenes Gewand gezwängt.
    » Let’s go «, sagt der Mann mit rauer Stimme, und das Lächeln auf Donatos Gesicht wird stählern.

36
    Vielleicht sind sie ins

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