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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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was ist los?«
    »Er ist weg. Er ist weg!«
    Ach du jemineh. Es ist soweit.
    »Nikolaj?«
    »Eine Szene! Maggie! Niki hat mir eine Szene gemacht. Vor versammelter Mannschaft. Gestern Nacht im Präsidium. Furchtbar!«
    »Oh nein.«
    »Doch! Er hat gedroht, er bringt sich um.«
    »Und dann?«
    »Ich hab’ so getan, als würde ich ihn nicht kennen. Naja, die Kollegen dachten, noch irgendein betrunkener Russe, der russisch brüllt. Ich konnte doch nicht …«
    »Und dann?«
    »Karin und Peter haben ihn … weggebracht.«
    »Ja … wohin, weggebracht?«
    »Ins Haus … zu Kajo.«
    Und du, Winnie, konntest du deinen Freund nicht nach Hause bringen oder sagen, »Den kenn’ ich. Lasst mal, ich kümmer’ mich drum«? Das alles hätte ich ihn fragen können, aber ich sagte nur: »Aha.«
    »Dann ist er gegangen.« Winnie starrte in den Nachthimmel, als erwarte er von dort eine Erklärung. »Er ist weggegangen! Maggie, sein Zimmer ist leer! Kajo sagt …«, schniefte er, zog sich einen Hemdzipfel aus der Hose und wischte sich damit durchs Gesicht.
    Über uns wurde ein Fenster geöffnet und ein Mann rief entnervt: »Wenn ich den Kack noch mal hören muss, ruf ich die Bullen!«
    »Winnie, Winnie … komm mal weg hier«, sagte ich und zerrte an seinem Hemd. »Bist du betrunken?«
    »Nein.« Er verlor das Gleichgewicht und stolperte zwei Schritte rückwärts. »Ooops … Vielleicht doch?«
    »Also ja. Bist du etwa im Dienst?«
    »Was?«
    Oh Himmel noch mal!
    »Du musst hier weg, Mensch. Wohin soll ich dich bringen?«
    »Nach Amsterdam.« Er packte meine Schultern und schaute mir direkt in die Augen. »Ja, du bringst mich jetzt nach Amsterdam.«
    »Spinnst du? Ich bring’ dich nach Hause. Du bist betrunken und durcheinander. Ich fahr’ dich nach Hause. Gib mir deine Autoschlüssel.«
    »Du weißt doch gar nicht, wo ich wohne.« Winnie ließ meine Schultern endlich los und schaute mich ratlos an.
    »Was ist? Wo sind deine Schlüssel? Wo wohnst du?«
    »Ich geh’ wieder … da … rein.«
    »Nein, tust du nicht.« Ich packte einen Hemdzipfel und hielt ihn fest. »Wo ist deine Jacke? Hast du deine Jacke da drin?«
    Er nickte, und sein roter Haarschopf fiel ihm ins Gesicht.
    »Du wartest hier auf mich. Ich hol’ deine Jacke. Du gehst nirgendwo hin! Vor allem nicht nach Amsterdam. Verstanden?!«
    Er hatte sich von mir weggedreht und schwankte leicht vor und zurück. Ich musste befürchten, dass er sich in der nächsten Sekunde auf und davon machen würde, sobald ich ihn aus den Augen ließ. Das konnte ich nicht zulassen. Er steckte mitten in zwei Mordfällen und leider auch mitten in seinem ersten kapitalen Liebeskummer. Ach Winnie, ich wünschte, ich hätte diesmal nicht Recht gehabt. Ich musste handeln, aber schnell. Vor allem, bevor hier in den nächsten Minuten ein Streifenwagen vorbei käme, in dem nicht Karin und Peter saßen, sondern vielleicht Toto und Harry. Gott bewahre!
    Ich nahm seine Hand und zerrte ihn hinter mir her, die Uhlandstraße hinauf, in Richtung Stadtpark. Bis zu meinem unbewohnbaren Souterrain waren es zu Fuß eigentlich nur fünf Minuten. Die würde er hoffentlich noch durchhalten. Wichtig war an dieser Stelle, dass ich mit dem Kerl ungesehen an der Hauptwache vorbeikam. Ich änderte abrupt die Richtung – am Bergbaumuseum vorbei ist länger, aber sicherer, beschloss ich spontan. Ich schob und zerrte, und Winnie redete auf mich ein wie ein Wasserfall – die unendliche, dramatische Geschichte des Verlassenwerdens, diesmal im episch-breiten Format klassischer, russischer Literatur. Und jede Welle des Schmerzes endete mit den Worten: »Nie wieder, Maggie, nie wieder werde ich mich verlieben.«
    Nach einer halben Stunde hatten wir es endlich geschafft. Er setzte sich aufs Bett und dozierte, dass er gerne erschossen werden wollte, sollte er sich noch einmal verlieben. Ich versicherte ihm, dass ich das beizeiten gerne für ihn erledigen würde. Mit einem gemurmelten: »Du bist eine wahre Freundin«, nahm er mich in die Arme und ließ sich rückwärts ins Kissen fallen. Na, wenn es hilft, kann ich ja noch fünf Minuten bleiben.
    »Winnie.«
    Er rührte sich nicht.
    »Winnie.«
    »Hm.«
    »Was heißt Tortiki?«
    Er küsste mich auf die Stirn und murmelte: »Törtchen«, umarmte mich noch fester und küsste mich auf den Mund. Seine Hand wanderte zu meinem Hintern und drückte zu.
    So hatte ich das jetzt nicht gemeint. Wenn ich noch fünf Minuten bleibe, steht der Katastrophe nichts mehr im Wege. Hatte ich nicht

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