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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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1959. Man könnte einen ganzen Heinz-Erhardt-Film damit ausstatten. »Der Haustyrann – Reloaded«. Es gibt auch eine »Boutique« (flippige Ibiza Mode, Flatterröcke und gehäkelte Oberteile), die sich bei den weiblichen Mitgliedern der Ballermann-Fraktion größter Beliebtheit erfreut. Die Damen aus Dunkeldeutschland sehen allesamt aus, als wollten sie in ihren asymmetrisch geschnittenen Röcken und ihren mit Spiegelstückchen bestickten Oberteilen geradewegs zum Strand aufbrechen.
    Aus dem angrenzenden Wäldchen ertönte ein schrilles Lachen. Ich zündete mir die nächste Zigarette an und wartete ab. Und richtig, zwei Mitglieder der Ballermann-Fraktion brachen Arm in Arm, pitschnass und kichernd wie die Teenager, aus dem Unterholz. Dieses Pärchen gehörte im normalen Leben nicht zusammen. Das wusste ich definitiv, denn der Herr hatte bei seiner Ankunft vor drei Tagen unter großem Geschluchze die Gattin verabschiedet. Drei Stunden später war der nächste Schwung Frischfleisch eingetroffen, und die Gattin war schnell vergessen.
    Die beiden setzten sich in die andere Ecke der Holzhütte, um ihre postkoitale Zigarette zu genießen. Wenn das die Krankenkasse wüsste!
    Du wirst es nicht glauben, Wilma, aber ich habe mit dem Walking angefangen, denn:Je schneller man rennen kann, desto schneller entkommt man den kreischenden Damenkränzchen und den ausgelassenen Herrenclubs, die nur darauf warten, herrenlosen (haha!) Damen irgendwelche Anzüglichkeiten hinterherzuschmunzeln, was sie unglaublich lustig finden.
    Was ist unterhaltsam an behaarten Rücken im Schwimmbad und der Aufforderung zu Partnerübungen? Nichts, sage ich Dir! Nur Gymnastik mit Gorillas, die das gymnastische Duett als Aufforderung zum Grabschen verstehen. Du glaubst gar nicht, wie schnell ich mittlerweile rennen und schwimmen kann.
    Aber es gibt auch die kleinen Zückerli für den Kurgast. Die Damen-Gang von Oma besteht darauf, jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag den Berkelbacher Hof aufzusuchen, um bei den ehemaligen Raubrittern zu schlemmen. Es ist leider wirklich so lecker, dass ich nicht nein sagen kann und die 7,3 Kilometer Fußmarsch dorthin gerne auf mich nehme. Oma Bertis Freundinnen, die Damen Sawatzki und Hoffstiepel, sind ja eigentlich auf Diät. Aber so ist das hier, die Polka- und Ballermann-Fraktion trifft sich im Café Plüsch und pflegt dort ihre Laster: Rex Gildo, Whisky-Cola, Disco-Fox und Maulhelden-Sex. Hier eine kurze Kostprobe:›Isch hän doch jesaacht dat die Oide äääms mit die Schamlippe a no singe doot …‹ HarHarHar! Da lacht der Zotenkönig über den funkelnden Diamanten teutonischer Verbalerotik, den sein vernebeltes Hirn spontan gebar – und sein Hofstaat im Promille-Nirwana applaudiert dazu. Und noch mal Chachacha und große Promenade, bis die Socken qualmen. Bis exakt 22.28 Uhr dröhnen sie sich mit allem voll, was breit macht. Dann springen alle auf – wenn sie das noch können – und torkeln die zwei Meter über die Straße zur Kurklinik. Im Eingangsbereich bemüht man sich dann allgemein um Haltung. Wer nicht mehr stehen kann, wird von seinen Saufkumpanen gestützt. Bis 22.30 Uhr muss der Pulk an der Nachtschwester vorbei sein. Kaum haben sich die Aufzugstüren geschlossen, holen die ersten schon wieder ihre Flachmänner aus der Tasche, und dann wird auf den Zimmern weitergepichelt. Ich habe im Abfallsammler der Putzkolonne schon mehr als einmal die Reste einer Mariacron-Orgie gesehen.
    Die Diäter dagegen rotten sich im Berkelbacher Hof zusammen und verklappen, sowohl der geschmacksfreien Dampfkost als auch der Ballermann-Fraktion entronnen, Rinderbraten mit Klößen, radkappengroße Schnitzel »Wiener Art« und Bratkartoffeln mit Speck und Frikadellenbeilage. Du könntest anmerken, dass der Fresstempel ja nur an drei Tagen in der Woche geöffnet hat, aber die ewig Hungrigen haben sofortige Abhilfe recherchiert. An der Hauptstraße gibt es im Klosterkeller als Interimslösung Schmalzbrote und leckeren Rotwein, Marke Trollinger. Vor den Diätern ist keine auf dem freien Markt verfügbare Kalorie sicher. Pfarrer Kneipp, der hier an jeder Ecke und Kante verehrt wird, würde sich im Grabe umdrehen!
    Seit wir hier angekommen sind, regnet es Bindfäden. Wenn ich noch einmal auf einen Therapiespaziergang durch den Taunus gejagt werde, um nach zweieinhalb Stunden Wandern pudelnass vor den Becken einer Forellenzucht Interesse zu heucheln, brauche ich wirklich einen Arzt. Als ob nicht jeder wüsste, wie eine Forelle

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