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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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hörte es sich so an, als wäre Nikolaj ganz froh darüber, wenn es in Amsterdam nicht klappte. Das konnte nur eines bedeuten: »Du bist richtig verknallt in Winnie, stimmt’s?«
    Nikolaj hörte auf, die Spüle zu wienern, und ging, ohne mir eine Antwort zu geben, ins Wohnzimmer. Ich legte noch einen Toast in den Toaster. Na warte, Ballerino, das will ich aber jetzt doch wissen! Er kam kurz darauf mit meiner Prince-Charles-Tasse zurück. Sie sah aus wie neu.
    »Danke. Das sieht perfekt aus. Das nächste Mal versteck’ sie bitte nicht. Ich hab’ sie total vermisst.«
    Meine Espressokanne gurgelte, fauchte und spuckte Kaffee aus. Kleine Kaffeespritzer verteilten sich über den Herd. Nikolaj griff sofort nach einem Lappen und wischte hinterher. »Ich habe sie auf dem Regal vergessen, als ich aufgeräumt habe. Jetzt ist sie ja wieder da.«
    Hm, Mr. Perfect, du schwächelst.
    »Du bist also in meinen besten Freund verknallt, Nikolaj. Da werde ich doch wohl mal fragen dürfen, wie ernst es dir mit ihm ist. Das macht man hier in Deutschland so. Mögliche Lebenspartner werden von den Freunden gründlich durchgecheckt.«
    »Glaubst du, ich meine es nicht ehrlich mit ihm? Ich habe noch nie so einen wunderbaren Mann getroffen.«
    »Und deswegen willst du nicht mehr nach Amsterdam?«
    »Wenn du mit ihm zusammen wärst, würdest du auch nirgendwo mehr hingehen, wo er nicht ist.«
    Oh doch, würde ich, hätte ich beinahe sogar gemacht. Aber ich bin ja auch nicht schwul.
    »Du kennst ihn doch noch gar nicht richtig. Er ist Bulle und bei der Mordkommission, und er ist nicht immer so nett und so entspannt, kann ich dir nur sagen.«
    »Danke, aber das glaube ich dir nicht. Ich habe auf den Grund seiner Seele gesehen.«
    Wann soll das denn gewesen sein, mein Prinz? »Es ist doch ganz einfach, Nikolaj: Ein Mann, der Mörder fängt und eine Schusswaffe bei sich trägt, hat mindestens zwei Gesichter. Muss er sogar. So wie der Schwan in Schwanensee: mal weiß, mal schwarz.«
    »Kann ich den Käse wegräumen?«, wechselte Nikolaj abrupt das Thema.
    Ich nahm mir schnell noch eine Scheibe Gouda vom Teller, rollte sie zusammen, steckte sie mir ganz in den Mund und nuschelte so unbeteiligt wie möglich: »Na ja, ist ja deine Sache. Wie war es überhaupt gestern im Madrid?«
    »Sehr lustig«, sprach Nikolaj mit dünner Stimme in den Kühlschrank hinein. »Wilma hat sich lange mit deinem schwarzhaarigen Freund unterhalten, und in der Zwischenzeit haben sich alle Gäste selbst bedient. Deine Freundin ist dann gegangen. Vielleicht kommt sie gleich vorbei und holt mich zum Mittagessen ab.«
    Grund genug, von hier zu verschwinden, obwohl ich, ehrlich gesagt, Nikolaj gerne noch dabei zugesehen hätte, wie er das Gästeklo putzt.
    Ich hatte mir, während ich wieder Toastkrümel auf der blitzblank gescheuerten Anrichte hinterlassen hatte, ein paar Dinge überlegt. Zuerst gehe ich zu Winnie ins Büro und frag’ ihn, ob er Rita helfen kann. Danach werde ich, als Heldin mit dem Hilfsangebot von Winnie im Gepäck, bei Rita im Krankenhaus vorbeischauen und ihr noch die Telefonnummer von Herzig geben. Dann hätte sie ihr Rundum-sorglos-Paket frei Haus geliefert bekommen, und Hasselbrink dürfte sich schnell wieder beruhigt haben. Und wenn meine Nerven dann noch nicht komplett überstrapaziert von so viel Nächstenliebe waren, könnte ich Wilma anrufen und sie fragen, was sie in Sachen Konny Sattelmann vorschlägt. Wenn hier einer Kerle um den Finger wickeln kann, dann ja wohl Wilma.

21
    Winnie saß an seinem Schreibtisch. Seinen Kopf in beide Hände gestützt, gab er vor, eine Akte zu studieren. Äußerlich sah er wie immer aus: wie aus dem Ei gepellt. Nur die tiefen Falten um seine Augen zeugten vom Schlafmangel der letzten Wochen. Der Anblick der Narbe hinter seinem linken Ohr – sie leuchtete dunkelrot – hätte mich warnen sollen. Kaum hatte ich meine kleine Bitte vorgetragen, traf mich Winnies Spott. Ich verstand ja, dass mein Freund ein bisschen aus der Bahn geworfen war – die erste große, schwule Liebe kostet Kraft und Nerven, vor allem, wenn sie in Aussicht stellt, bald nach Amsterdam zu verschwinden.
    Schließlich gab er mir den Namen eines Kollegen aus dem Betrugsdezernat. Weil Winnie so gar nicht in Plauderlaune schien, vergaß ich ihn zu fragen, ob ich die gestrige Nacht nur geträumt hatte, oder ob er mich wirklich ins Bett getragen hatte. Falls ja, wäre es wünschenswert, wenn der hochgradig verknallte, russische Prinz es auch gesehen

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