abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
Mia ein Recht darauf hatte, die Wahrheit zu erfahren, wie auch immer die aussehen mochte. Wenn er nicht das Trinken wieder angefangen hatte, was hatte das Szenario dann zu bedeuten? War es ein Unglücksfall gewesen, oder hatte jemand nachgeholfen? Und wenn ja, warum? Carmen stellte die einzig logische Frage, nämlich wer ein Interesse an dem Hof gehabt haben könnte.
Der Hof war seit Jahren nichts weiter als ein zeitaufwändiges, anstrengendes und teures Hobby von Fritz gewesen. Niemand habe ein Interesse daran, hatte Mia geanwortet.
Um allen Mutmaßungen ein Ende zu setzen, hatte Oma Berti Winnie angerufen und ihn um Rat gebeten. Er hatte seiner Oma geduldig zugehört und dieselben Vorbehalte wie Carmen vorgebracht. Schließlich hatte er vorgeschlagen, eine privat bestellte Obduktion durchführen zu lassen, wenn das Mias Seelenfrieden wiederherstellen könnte. Winnie hatte daraufhin den Rechtsmediziner seines Vertrauens angerufen, und Mia hatte der Obduktion zugestimmt. An den Kosten sollte es nicht scheitern. Sie würde die Kreuzfahrttickets sowieso zurückgeben. Nur Berti war ein bisschen sauer auf ihren Winnie, weil er eine Tatortbegehung bei Sophie im Schweinestall rundheraus abgelehnt hatte, ganz einfach aus dem Grund, weil es bis dato gar kein Tatort war. Am Donnerstagmorgen war Fritz Hoffstiepels Leiche in die Rechtsmedizin nach Essen überführt worden und seitdem warteten wir alle auf das Ergebnis. Das würde aber ein paar Tage dauern. Sollten, wie sie Mia in der Rechtsmedizin erklärt hatten, neben der sogenannten makroskopischen Obduktion weitere Untersuchungen erforderlich sein, sogar noch länger.
Oma Berti kümmerte sich also um Mias Wohlergehen, und zwar gründlich. Entgegen Winnies eindringlichem Rat hatte sie eigene Ermittlungen aufgenommen und zuerst Mia noch einmal darüber ausgequetscht, was sie über den Montag und vor allem über den Abend noch wusste. Es war ein bisschen wie im Film gewesen. Berti hatte das Derrick- Programm professionell abgespult, und Mia war, trotz ihrer Trauer, voller Bewunderung für ihre Freundin – Berti nicht ganz so sehr, als sie erfahren musste, dass Mia die beiden leeren Schnapsflaschen schon im Container entsorgt hatte. Eine Durchsuchung des Containers, bei der ich für Berti Schmiere stehen musste, hatte ergeben, dass er längst geleert worden war. Das war eine echte Enttäuschung. Während Oma Berti also auf den Spuren von Sherlock Holmes wandelte, kümmerte ich mich um den Kiosk. Wir hatten alle Hände voll zu tun, und ich hatte keine Chance, Konny Sattelmann auf den Fersen zu bleiben. Und Wilma, wie gesagt, hatte sich nicht bei mir gemeldet. Also tat ich das Naheliegende: Arbeit delegieren. Ich engagierte zwei Mitarbeiter, die für Pils und Jägermeister ihre Seele verkauft hätten. Na gut, sie haben mich auf einen Kasten Bier und zwei Flaschen Jägermeister hochgefeilscht. Darin enthalten war dann aber auch ein Schweigegelübde, vor allem Oma Berti gegenüber. Das war mir die Sache wert, zumal ich eh nur den Einkaufspreis für die Spirituosen bezahlen musste.
Wie sich schnell herausstellte, hatten Herrmanns und Borowski sehr viel Spaß an ihrem neuen Job als Spione. Sie spähten intensiv und verklappten dementsprechend fleißig Bier und Schnaps. Sie waren auch erstaunlich handzahm, wenn sie am Kiosk auftauchten, um mir Bericht zu erstatten. Was sie zu berichten hatten, klang allerdings nicht gut. Sie hatten Sattelmann noch nicht gesehen. Nur eine Dame mittleren Alters, vermutlich seine Sekretärin, ging morgens um neun Uhr ins Büro und kam nachmittags um halb fünf wieder raus. Borowski hatte sie sogar weinen sehen. Die beiden waren täglich in den Garten geschlichen und hatten in die Fenster des Anbaus gespäht, aber wie beide mir glaubhaft versicherten, hatte sich in Sattelmanns Wohnung nichts getan. Eine Pappschachtel vom Pizzadienst lag, seit sie ihre Ermittlungen am Dienstagabend aufgenommen hatten, aufgeklappt auf dem Sideboard. Mit einer ganzen, unberührten Pizza Margherita drin, wie Borowski empört ergänzt hatte. Und ein Paar braune Herrenschuhe standen vor dem Sofa. Immer an derselben Stelle. Und jetzt war schon Freitag. Die Pizza hatte bereits Schimmel angesetzt, und von Konny Sattelmann keine Spur weit und breit.
Ich schaute auf die Uhr. Gleich werden die beiden hier wieder aufschlagen und ihr Blutgeld kassieren. Ich hoffte, dass Oma Berti wieder zu Mia fahren würde, bevor die beiden Spione an der Luke aufkreuzten. Ich breitete die fünf
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