abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
rosa T-Shirts, die ich im 1-Euro-Shop in der Kortumstraße gekauft hatte, auf dem Wohnzimmertisch aus. Berti zupfte am Stoff herum, während ich meine Theorien über Winnies Laune zum Besten gab. Sie schaute lange den grünen Schriftzug an, den ich auf ihre Kosten hatte aufdrucken lassen, dann sagte sie: »Du komms auf die einfachsten Sachen nich, Maggie. Denk doch ma nach!«
»Ein Druckfehler?«
»Nee, Go Kajo Go is schon richtich.«
»Was denn dann?«
»Wat du so nachdenken nennz. Winnie macht sich Sorgen, dat der Niki (oh, Oma nannte ihn schon Niki!) den Job in Amsterdam kricht und dann wech is.«
»Ach so. Mehr nicht? Das ist doch nicht weit weg. Amsterdam, zweieinhalb Stunden höchstens.« Da kannte ich mich schließlich aus. Mit dem Mercedes von Sattelmann senior waren wir damals mehrfach sogar unter zwei Stunden geblieben.
»Sach ma, redet ihr gar nich miteinander? Dem Niki sein Ex is in Amsterdam. Dat bringt den Winnie auffe Palme.«
»Ach so – bei der Tanztruppe, die ihm einen Job angeboten hat – vermute ich jetzt mal.«
»Genau.«
Aha! Das ließ Winnies Laune in einem ganz neuen Licht erscheinen. Lernte mein bester Freund also gerade die Qualen der Eifersucht kennen. Das war natürlich ganz was anderes. Ich fühlte mich gleich besser. War mein Schlachtschiff also doch zu erschüttern. Willkommen im Club, Herr Blaschke!
»Wie findest du den Aufdruck in Grün? Tolle Farbe, was?«
»Soll wohl helfen. Is L für mich?«
»Nee, für Winnie. XL gab es nicht. Wir beide haben M, und unsere beiden Models kriegen S. Winnie wird richtig knackig aussehen.«
»Der Junge hat abgenommen. Dat gefällt mir gar nich. Is schon ganz hohlwangich.«
»Guter Hahn wird selten fett.« Das hätte ich lieber nicht sagen sollen.
»Ich glaub, dat du da Spass dran has, den Winnie leiden zu sehn«, schnappte Berti und versetzte mir einen Ellenbogen-Check in die Rippen.
»Aua! Berti!«
»Biss ja bloß neidisch, weil de nix zu meckern has an Niki. Aus dir spricht doch die Eifersucht. Hasse dir etwa doch Hoffnungen gemacht, datte den Winnie umdrehs?«
»Natürlich nicht«, beeilte ich mich zu versichern, »aber er redet mit mir über gar nix mehr, seit dieser russische Prinz aufgetaucht ist, und das ärgert mich. Wie würdest du dich denn fühlen, den ganzen Tag nur Geknutschte und Gegurre um dich rum?!«
Berti zog sich ihr T-Shirt über und murmelte unter dem Stoff: »Et geht nich immer nur ums Quatschen – und bei den beiden schon gar nicht.«
Danke, alte Frau. Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen!
Sie zerrte sich das T-Shirt über ihren ausladenden Busen und strich sich die Haare glatt. Ihr lindgrüner Arbeitskittel guckte unter dem rosa Shirt hervor.
»Wie seh ich aus?«
»Seit Björk mit einem toten Schwan um den Hals bei der Oscar-Verleihung aufgetaucht ist, geht alles.«
»Hasse dich gezz endlich mit Wilma vertragen?«
Nicht auch noch dieses Thema!
»Ich geh mal nach vorne, Herrmanns und Borowski sind im Anmarsch. Wolltest du nicht schon längst wieder bei Mia sein?«
»Später. Ich setz mich ma kurz in’n Garten. Nachdenken.«
Als ich die Verkaufsluke vom Kiosk aufschob, lehnten die beiden schon an ihrem Stammplatz, dem Stehtisch vorm Kiosk, und pafften Zigarren. Ich ging mit zwei Flaschen Bier hinaus, um mir den Bericht meiner Nick Knattertons anzuhören.
»Nix. Fehlanzeige, sach ich dir«, sagte Herrmanns ohne Einleitung.
Borowski nickte zu Herrmanns knapper Erklärung.
»Seid ihr sicher? Keine Veränderung im Anbau? Nichts?«
»Nix. Futschikato, der Typ. Mit die Pizza kannze schon reden, so viel Leben is da drauf. Die Schuhe stehen immer noch da …«
»Et war abba doch noch wat«, fiel Borowski Herrmanns ins Wort, »die Sekretärin is heute um drei wech. Wir sind ihr hinterher. Wat glaubse, wo die hin is?«
»War sie etwa in der Wohnung?«
Herrmanns zog genüsslich und langsam an seiner Zigarre. Das wollte er jetzt auskosten. Borowski hielt es aber nicht mehr aus und kam seinem Freund wieder zuvor: »Nix inne Wohnung. Die is nache Pollzei. Wat sachse gezz?«
Herrmanns versetzte Borowski mit dem Ellbogen einen Hieb in die Seite. »Halt ma die Klappe, du Ömmes!«
»Was hat sie da gemacht?«
»Kann ich dir sagen …«, eröffnete Herrmanns, ließ den Satz aber dramatisch unvollendet in der Luft hängen.
»Ja, dann sag es endlich!«
Herrmanns und Borowski starrten auf ihre leeren Bierflaschen, und ich verstand. »Das waren die letzten aus eurem Kasten, der Jägermeister ist auch
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