abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
hingehen?
Nikolaj verteilte die Teller. Wilma umarmte Rita. Berti kniff Winnie herzhaft in die nicht vorhandenen Speckrollen. Acki hatte seine Fassung wieder gewonnen und bequatschte sein Walkie-Talkie, ließ dabei Wilma aber keine Sekunde aus den Augen.
Auf dieser Decke wurde es mir entschieden zu eng. Das Auftauchen von Rita und Kai-Uwe hatte mich überrumpelt. Die beiden taten so, als sei nie was gewesen. Als hätte ich kein Lokalverbot im Madrid, als hätte ich nicht maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Sattelmann so aufgeschraubt hatte und als hätte ich nie das Residents-Plakat besudelt. Wollen die beiden mir den Tag versauen? Wenn schon, bitte, dann verlange ich nach Verachtung, Stirnrunzeln und wenigstens ein paar Sticheleien auf meine Kosten, aber nicht so eine Easybeasypeacefulfeeling-Show, als hätten alle beim Chinesen eine doppelte Portion Familienglück eingefahren.
Ich ging ein paar Schritte zum Fahrerlager von Kajos Team. Acki hatte sich pflichtschuldig von Wilmas Anblick losgerissen und schaute jetzt angestrengt in die Richtung, aus der die Fahrer kommen mussten. Vor lauter Nervosität schlug er mit seinem heiß geliebten Alien auf seinen Handrücken ein. Und da war auch schon der Erste mit der Startnummer 7, der über die Kuppe flog, ziemlich spektakulär aufkam, einen Sturz gerade noch verhindern konnte, um dann 30 Meter waghalsig ein Gefälle von über 20% hinab- und Sekunden später in einer mörderischen Staubwolke an uns vorbeizusausen. Kajo hatte die Nummer 9. Ich staunte nicht schlecht, als er als Zweiter an uns vorbeiflog. Jubelnd drehte ich mich zu den anderen herum, die ihre Arme hochrissen und johlten. Mit kalten Hühnerbeinen in der Hand kamen sie zur Ziellinie gelaufen. Jetzt wollten sie keine Runde mehr verpassen. Winnie und Nikolaj gingen los, um sich an einer ganz besonders spektakulären Stelle zu postieren. Vielleicht hofften sie, dass der Anblick zweier knutschender Männer ein paar Biker aus der Kurve schicken würde. Ich ging in Richtung Zielkuppe, um mir die Sprünge besser anschauen zu können.
Bis zur fünften Runde blieb Kajos Platzierung unverändert. Er kam als Zweiter durch. Wenn ich hier stehen bliebe, würde ich noch eine Menge Staub fressen müssen. Es hatte tagelang nicht geregnet, und es war für Ende Mai außergewöhnlich heiß.
»Na, alles okay?« Wilma hatte sich zu mir in die Staubwolke gestellt.
»Natürlich nicht. Seit wann reden wir wieder miteinander?«
»Wir reden doch immer miteinander, oder nicht?«
»Na gut, dann sag ich mal: Dein T-Shirt geht mir auf die Nerven. Oma Berti hat unsere bezahlt, aber du musst ja wieder was besonders Tolles haben.«
»Reg dich ab. Die Welt geht nicht an einem T-Shirt zugrunde. Ich geh’ grad an Willy ein. Meine Nase läuft.«
Der Anblick ihrer roten Nase und ihrer geschwollenen, tränenden Augen stimmte mich etwas milder.
»Ich hab’ Rita extra gesagt, sie soll Willy zu Hause lassen«, schniefte sie in ein Taschentuch.
»Ja, so ist sie, unsere gute Rita. Sie tut immer so etepetete, schüchtern und schwach, und am Ende macht sie sowieso, was sie will. Die geht mir richtig auf die Nerven. Sie hat Herzig nicht konsultiert und auch keine Anzeige erstattet. Was denkt die, wie sie ihr Geld wiederkriegt?«
»Glaub mir, ich habe ihr ins Gewissen geredet. Sie hat mir die Telefonnummern, die du ihr gegeben hast, gezeigt und gefragt, ob du es wirklich ehrlich mit ihr meinst. Sie ist noch traumatisiert wegen der Telefonnummer vom Schuhgeschäft. Seitdem glaubt sie, du nimmst sie nicht mehr ernst.«
»Könnte stimmen, was mich betrifft. Aber sie könnte wenigstens auf dich hören.«
»Himmel Herrgott. Ich habe es versucht, aber sie macht, was sie will. Sie ist in ihrer unnachahmlichen Naivität bei Sattelmann senior aufgekreuzt und hat sich ausgeheult.«
»Gibt er ihr etwa das Geld wieder zurück?«
»Nein, er hat sie rausgeworfen.«
»Hätt’ ich ihr vorher sagen können. Der Alte hat von seinem Sohn die Nase voll. Der hat einmal zu oft die Sperenzchen von seinem Konstantin bezahlt.«
»Allerdings … Guck mal«, schrie sie plötzlich, »da kommt Kajo! Als Erster!«
Wir rissen die Arme hoch und kreischten, was das Zeug hielt. Kajo war total im Geschwindigkeitsrausch und raste an uns vorbei. Dicht hinter ihm sein Verfolger mit der Nummer 7. Irgendjemand hatte endlich den Einschaltknopf für die Musikanlage gefunden und ließ ohrenbetäubende Rockmusik durch den Wald schallern.
»Ich soll dir von Berti
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