abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)
der ausse Wäsche kuckt. Wer knutschen will, muss freundlich sein. Oder?«
Bevor Berti jetzt noch mehr Kiosksprüche loslassen konnte, sagte ich schnell: »Ist mir neu … was du alles weißt. Aber interessant war schon, dass die Frau Konny kannte. Also verkehrt der wirklich hier. Hasselbrink hat also Recht.«
»Hasse gesehen, Samstag is Ladiesdings… wie spricht man dat aus? Is auch egal … da kriegen die Weiber allet umsonz.«
»Also, ich geh’ nicht hin, falls du das meinst.«
»Na ja, für junge Leute. Wat is schon dabei? … Alles kann, nix muss. Und wenne’n bissken freundlicher wärss … wer weiß, wat sich alles noch ergibt.«
Also, Berti, wenn du nicht schon so alt und ehrwürdig wärst!
»Geh du doch hin. Scheint dich ja brennend zu interessieren, und wenn du ein bisschen freundlicher wärst, hätte Winnie bestimmt bald einen Opa.«
Berti lachte schallend und holte unter ihrer Kostümjacke das samtbezogene Gästebuch hervor. Sie schlug es auf. »Wollen wa doch ma sehen, ob da nich so’n knackigen Rentner bei is.«
23
Sonntag – Kajos großer Tag beim Mountainbike-Rennen. Unsere kleine Fangemeinde, bestehend aus Winnie, Oma Berti, Nikolaj und mir, angetan mit knappsten rosa Fan-T-Shirts und einer umfassenden Picknickausrüstung, stand enthusiastisch grölend und pfeifend am Startplatz.
Noch fünf Minuten bis zum Startschuss, und Wilma war noch nicht aufgetaucht. Ich hatte das rosa T-Shirt für sie in der Tasche, weil sie fest versprochen hatte, zu kommen. Und sie hatte das nicht mir versprochen, sondern Kajo. Also, wo blieb sie bloß?
Die Fahrer standen an der Startlinie bereits in ihren Pedalen. Kajo wirkte überhaupt nicht nervös. Er unterhielt sich mit Berti, die wild mit den Armen herumfuchtelte. Wahrscheinlich verriet sie ihm gerade irgendwelche geheimen Tricks. Sein Mannschaftskollege Acki, Zweiradschrauber und Guru der Mountainbike-Szene, hielt das Rad fest und lachte.
Ich, so schien es, war die Einzige, die ein mulmiges Gefühl hatte. Warum? Vielleicht, weil ich die Strecke für das Cross-Country schon inspiziert hatte und mir sicher war, dass ich einige Passagen noch nicht einmal zu Fuß bewältigen könnte, geschweige denn auf einem Fahrrad. Kajo setzte meiner Meinung nach soeben seine ganze Karriere aufs Spiel. Ein unglücklicher Sturz und seine Mutter selig, die Prusseliese, wird mit ihrem roten Fusselmantel aus der Gruft steigen und uns allen das Leben zur Hölle machen, weil wir ihr Wunderkind nicht von seinen Plänen abgehalten hatten.
Der Startschuss fiel, der Jubel, die Pfiffe und das Gerassel waren ohrenbetäubend. Alles in allem tummelten sich über 500 Leute in der Start-Ziel-Zone. Winnie warf sich mächtig ins Zeug, um Kajo anzufeuern. Ich hatte Sorge, dass das T-Shirt seinem Enthusiasmus nicht standhalten würde. Endlich lachte er mal wieder. Sein roter Haarschopf fiel ihm ins Gesicht, und er sah ganz verwegen aus. Nikolaj war ebenfalls mit Feuereifer dabei. In den letzten drei Tagen hatte er sich extra intensiv um Kajos Muskeltonus gekümmert. Auf russische Art – jeden Abend nach dem Training hatte Kajo eine Wodkaabreibung von ihm gekriegt.
In dem ganzen Trubel hatte ich nicht bemerkt, dass Wilma angekommen war. Als sie vor mir stand, hätte ich sie ohrfeigen können. Madame erteilte unseren 1-Euro-T-Shirts eine deutliche Absage. Sie hatte sich ein eigenes mitgebracht. Rosa war es ja, aber das Go Kajo Go glitzerte auf ihrem 80C-Busen in grellgrüner Paillettenstickerei.
Sie lächelte in die Runde und erntete bewundernde Blicke. Acki pfiff anerkennend durch seine Zahnlücke, und er hörte sogar für ein paar Sekunden damit auf, sein Multitool mit der Produktbezeichnung Alien zu schwenken. Was ein echter Biker ist, vergisst eher seine Kinder auf dem Parkplatz als sein Alien, hatte Kajo mir schon zigmal erklärt, während er in den letzten Tagen ölverschmierte Zahnräder auf dem Parkett im Wohnzimmer verteilt hatte.
Ich nahm den Picknickkorb und setzte mich etwas abseits auf einen kleinen Hügel, um alles für das Essen vorzubereiten. Als ich einen Augenblick von meinen Picknickvorbereitungen aufschaute, standen plötzlich Rita und Kai-Uwe vor mir. Bevor ich etwas sagen konnte, hatten sie ihre eigene Decke kichernd neben unserer ausgebreitet, und Willy versuchte, seine Nase in Omas Picknickkorb zu stecken. Berti, Winnie, Nikolaj und Wilma kamen angeschlendert und wurden von Rita und Kai-Uwe freudig begrüßt. Und wo, bitte schön, soll ich jetzt
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