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abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition)

Titel: abgemurkst: Maggie Abendroth und das gefährliche Fischen im Trüben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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ausrichten, dass das Dessert angerichtet ist. Überbackene Palatschinken nach dem Rezept von Nikolaj«, brüllte mir Wilma ins Ohr.
    »Warum hast du das nicht eher gesagt?«
    Wir gingen zurück zur Decke. Rita und Kai-Uwe waren mit Willy auf der Strecke unterwegs. Berti thronte inmitten von Tupperdosen, Tiegeln und Plastikbesteck und hielt mir einen Pappteller entgegen. Ich roch an den Palatschinken und überlegte sofort, wie ich die anderen davon überzeugen könnte, auf gar keinen Fall davon zu probieren.
    Das Geschrei der Zuschauer ließ unsere Köpfe herumfahren. Da kamen sie schon wieder. Aber diesmal war kein Kajo zu sehen.
    »War er Erster? Ist er schon vorbei?«, fragte ich Berti.
    »Nein. Die 7 ist wieder vorne«, sagte Wilma.
    Ich setzte mich neben sie auf die Decke und löffelte die köstlichen Palatschinken. Wir warteten und mampften. Kein Kajo weit und breit. Dann flog schon wieder die Nummer 7 über die Kuppe.
    »Was macht der denn da?«, fragte Wilma fassungslos.
    Die Nummer 7 hatte an der Ziellinie angehalten und winkte aufgeregt. Zwei Sanitäter rannten auf ihn zu. Ich drückte Berti den Teller in die Hand und sprang auf.
    Zwei Sanitäter machten sich bereit: der eine hatte eine Trage geschultert, der andere griff nach einem Notfallkoffer. Die Nummer 7 wollte gerade in die Pedale treten, aber ich hielt ihn auf. »Wo ist die Nummer 9, wo ist Kajo Kostnitz?«
    »Vom Weg abgekommen«, keuchte er, »da unten im Wald. Rennt dem so’n kleiner Scheißköter direkt vor die Gabel. Volle Kanne abgerauscht. Ich konnte nicht mehr anhalten.«
    Willy!
    »Wo unten im Wald?«
    Aber da war er schon weitergefahren. Wilma und Oma Berti ließen alles stehen und liegen. Wir rannten an der Rennstrecke entlang, und das war zu Fuß schon halsbrecherisch genug. Wilma und ich nahmen Berti in die Mitte. Nach ein paar hundert Metern kamen uns Winnie und Nikolaj entgegen. »Kajo ist was passiert. Weiter unten. Renn, Winnie!«
    Von der Seite kam Willy, der Übeltäter, auf uns zugaloppiert. Eine Dreiergruppe Biker sauste an uns vorbei. Einer zeigte wild fuchtelnd in den Wald hinein. Willy fand das Spiel offensichtlich wunderbar und legte noch einen Zahn zu. Hinter uns hörte ich Rita hysterisch nach ihrem dummen Köter kreischen.
    Wir schlugen uns durch die Büsche und erreichten verkratzt und staubig eine Lichtung. Kajo lag reglos im hohen Gras. Winnie war schon neben ihm und hielt seinen Kopf. Acki und die Sanitäter kamen mit ihrer Trage aus einer anderen Richtung angelaufen.
    Aber dann sah ich, was offensichtlich noch keiner wahrgenommen hatte, weil sich alle um Kajo kümmerten. Wilma kapierte es im selben Moment und schrie auf: Ein Toter, keine zwei Meter von Kajo entfernt, war an einen Baum gefesselt. Der Kopf war mit Klebeband an den Baumstamm fixiert. Die Person sah aus wie ein Indianer am Marterpfahl – im braunen Anzug. Jetzt hatten es die Sanitäter auch gesehen und machten Winnie darauf aufmerksam. Er stand auf, schaute kurz auf den Mann am Baum und zückte sein Handy. Die Sanitäter hoben Kajo auf die Trage. Willy schlich fiepend im Rückwärtsgang davon.
    Winnie bat uns, sofort zurückzugehen. Nikolaj war kurz davor zusammenzubrechen. Rita hatte es schon hinter sich, sie hing hechelnd in Hasselbrinks Armen und wurde von ihm weggetragen. Nikolaj nahm er gleich mit. Nur Oma Berti, Acki, Wilma und ich wichen keinen Meter von der Lichtung.
    Berti und Acki gingen erst, als Kajo, immer noch schwer benommen, von den Sanitätern abtransportiert wurde. Winnie musste energisch den Toten für sich reklamieren, damit seine Oma die Lichtung verließ.
    Fliegen umtanzten die Leiche. In den dreckigen Haaren klebten kleine, weiße Fliegeneier. Die Augen des toten Mannes, so schien es, waren lebendig, und beim näheren Hinsehen stellte sich heraus, dass sich eine weiß-graue Masse ineinander verknäuelter Maden in den Augenhöhlen breit gemacht hatte. Bei diesem Anblick hatte ich komplett vergessen, irgendetwas zu denken. Ich hatte sogar vergessen, dass ich denken konnte. Also folgte ich Winnie, der langsam auf den Toten zuging. Der Gestank der Leiche wurde intensiver. Ich versuchte mit aller Macht, die Palatschinken drinzubehalten.
    »Wilma, ich glaube, wir haben ihn«, jammerte ich.
    Winnie drehte sich um und sagte energisch: »Was macht ihr überhaupt noch hier? Verschwindet! Wartet am Startplatz auf mich.«
    »Winnie, wir kennen den Toten«, sagte Wilma dumpf. Sie hatte sich den Kragen ihres T-Shirts über die Nase gezogen. Ich

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