Abgeschaltet
der Anteil steigt dabei jedes Jahr. Schon 2016 müssen sechs Prozent des Stroms aus Solarenergie stammen.
Anders als in Deutschland, wo die Produzenten erneuerbarer Energien einen festen Betrag je Kilowattstunde vergütet bekommen, schreibt Nevada dem quasi-monopolistisch agierenden Energieversorgungsunternehmen NV Energy diese Quoten vor. Tom Fair, Vizepräsident für erneuerbare Energien bei NV Energy, erläutert, warum er dieses Vorgehen bevorzugt. Es ermögliche ihm, sich verschiedene Projektideen unabhängiger Unternehmen anzusehenund dann Abnahmeverträge mit den Produzenten zu schließen, die ihm den Strom aus erneuerbaren Quellen am kostengünstigsten zuliefern.
»Typisch Amerikaner, es geht wieder nur ums Geld!«, könnte man sagen. Aber simple Vorurteile führen auch hier nicht ans Ziel. Die strengen behördlichen Vorgaben führen dazu, dass Solarstrom in Nevada nicht nach dem Motto »Koste es, was es wolle« erzeugt wird. Statt einzelner kleiner Module entstehen immer mehr große Solarfarmen, die mit bestmöglichem Wirkungsgrad zu vertretbaren Kosten produzieren.
Ganz vorn dabei ist die Kommune Boulder City, die Staudamm-Stadt, die gleich mehrere Standortvorteile in die Waagschale werfen kann: erstens viel Sonne. Vor einer Kneipe hängt das Schild: »Wenn die Sonne nicht scheint, geht das erste Getränk aufs Haus.« Bei durchschnittlich 308 Sonnentagen im Jahr kann das kein Verlustgeschäft sein. Zweitens Stromleitungen. Denn Solarwerke, die ein halbes Gigawatt Spitzenleistung in den Mittagsstunden erzeugen können, müssen die vielen Elektronen irgendwie abtransportieren können. Und da ist es natürlich von Vorteil, wenn aufgrund des nahen Wasserkraftwerks die Stromautobahn schon steht. Drittens hat die Gemeinde rechtzeitig ausreichend Fläche in einem breiten, unbebauten Tal gekauft.
Wer auf dem Highway 95 Richtung Süden fährt, wird schon von der Straße aus die beiden Solarfarmen sehen, die derzeit als Renommierprojekte gelten. Nachdem man auf den »Eldorado Valley Drive« eingebogen ist, trotz des vielversprechenden Namens ein einfacher staubiger Wirtschaftsweg, sieht man rechts eine große silbern glänzende, links eine ähnlich große schwarze Fläche, jeweils mit einem größeren Gebäudekomplex. Erstmals verstehe ich, warum man von Farmen spricht.
Die silberne Fläche, das ist »Nevada Solar One«, mit einer Maximalleistung von 64 Megawatt das – zumindest während ich dies schreibe – zweitgrößte Solarthermiewerk der USA. Seine Inbetriebnahme 2007 markierte einen Wendepunkt für eine Technologie, die lange Zeit irgendwie interessant, aber nicht wirtschaftlich erschien. Zuvor war zwanzig Jahre lang kein solches Werk in den USA gebaut worden. Bei Solarthermiewerken wird – in diesem Fall durch Spiegel in Form einer Dachrinne – eine Flüssigkeit so weit erhitzt, dass sie verdampft. Mit dem Dampf wird eine Turbine angetrieben, ganz so wie in einem Kohlekraftwerk.
Die Solarthermie konkurriert mit der Photovoltaik, der Technik, bei der ein Halbleiter bei Sonneneinstrahlung direkt Strom erzeugt.Und diese Konkurrenz befindet sich direkt auf der anderen Straßenseite. Die Ernte beträgt maximal 48 Megawatt, also etwas weniger, die »Kupferberg-Solarfarm« stellt aber Anfang 2011 dennoch die größte Photovoltaikanlage der Vereinigten Staaten dar. Die schwarz glänzenden Solarmodule sind in Dünnschichttechnik ausgeführt – eine recht kostengünstige Bauart, die zwar nur rund zehn Prozent des einfallenden Sonnenlichtes nutzen kann, jedoch in den letzten Jahren zunehmende Verbreitung gefunden hat.
Die beiden Werke werden in der Las-Vegas-Region nicht allein bleiben. Insgesamt hat das zuständige US-Innenministerium Ende 2010 den Bau neuer Solarprojekte mit einer Gesamtleistung von mehr als 3,5 Gigawatt genehmigt. Zusätzlich kündigte der Energieminister Steven Chu im Dezember 2010 an, mehr als 50 Millionen Euro in ein Solar-Forschungsprogramm zu stecken. Das Ziel ist auch hier, die Kosten durch Neuentwicklungen zu senken. Als Testgelände wird das »Nationale Sicherheitsgelände Nevedas« dienen – ein ehemaliges Atomtestgelände, das ungefähr die Fläche Berlins beansprucht.
Nevada ist auch ein Lehrstück über Zivilisation. Am Hoover-Damm findet sich eine kleine Gedenktafel für die mehr als 100 Arbeiter, die auf der Baustelle ums Leben kamen: »Sie sind gestorben, um die Wüste blühen zu lassen.« So würde dies heute – glücklicherweise – niemand mehr ausdrücken. Aber der
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