Abgeschaltet
sprich, dass in der Realität die Menge an Gas und Öl, die gefördert wird, natürlich auch vom Preis abhängt. Also wird bei hohen Preisen auch mehr gefördert. Und umgekehrt wird weniger gefördert, wenn durch den Einsatz erneuerbarer Energien und der Kernkraft die Nachfrage sinkt. Aber eben nicht eins zu eins.«
»Die Befürworter der Einspeisevergütungen verweisen auf Hunderttausende Arbeitsplätze, die durch die Förderung erneuerbarer Energien in Europa entstanden sind. Gibt es nicht erhebliche positive wirtschaftliche Effekte durch das EEG?«
»In seiner primitivsten Form ist das ein dummes Argument. Denn je ineffizienter eine Energieform ist, desto mehr Arbeitsplätze entstehen, um ein Kohlekraftwerk zu ersetzen. Das ist volkswirtschaftlich insofern Unfug, als dass der Investor zwar in der kurzen Zeit der Errichtung, zum Beispiel einer Fotovoltaik-Anlage, Arbeitsplätze schafft. Aber in den zwanzig Jahren, in denen er anschließend den Strompreis nach oben treibt, gehen durch die erhöhten Energiekosten Arbeitsplätze verloren. Das lässt sich vergleichen mit den Staatsschulden, die durch den Bau einer Straße entstehen. Auch die schafft Arbeitsplätze, vermindert aber in den kommenden Jahren die Staatsnachfrage, weil der Staat die Schulden abbauen muss. Intelligenter kann man argumentieren, indem man sagt: Wir stehen im internationalen Wettbewerb und wir helfen der heimischen Industrie bei den Stückkosten, indem wir einen Heimatmarkt schaffen. Das ist dann eine Exportsubvention, weil die Hersteller dann zu Grenzkosten exportieren können. Dieses Argument ist im Kern nicht falsch, man kann aber nicht die gesamte Industrie so organisieren, sonst schaffen Sie die Marktwirtschaft ab.«
»In den Vereinigten Staaten haben einige Bundesstaaten feste, jedes Jahr steigende Quoten für erneuerbare Energien vorgeschrieben.«
»Dafür habe ich ein gewisses Verständnis. Dann treten die verschiedenen Formen erneuerbarer Energieerzeugung als Konkurrenten gegeneinander an. Es stellt sich heraus, wer das am günstigsten machen kann. So etwas ist weniger dirigistisch als das, was wir mit der Einspeisevergütung machen. Aber auch das bleibt imperfekt, denn es gibt keine Anreize, die CO 2 -Emissionen aus fossilen Energieträger zu mindern.«
»Warum ist Preisstabilität bei den Emissionsrechten so wichtig?«
»So starke Schwankungen wie im derzeitigen europäischen System machen es jedem, der in CO 2 -sparende Technologien investieren will, ungeheuer schwer. Deshalb sollte ein Fonds dafür sorgen, dass der Preis innerhalb einer Bandbreite von 40 bis 50 Euro bleibt. Da die Verweildauer von CO 2 in der Atmosphäre so lang ist, entscheidet nicht die Emission in einem bestimmten Jahr, sondern die kumulierte. Also reicht es, dass man den Preis allmählich anhebt, falls sich die gewünschten Effekte nicht einstellen.«
»Wie kommen Sie auf den Preis von 45 Euro je Tonne CO 2 ?«
»Das müsste man sicher genauer berechnen, wenn es wirklich ernst wird. Idealerweise kennt man dazu die Kosten des Klimawandels – auch hier gibt es Grenzkosten, sprich jede weitere Tonne CO 2 verursacht höhere Kosten als die vorangegangene. Das gilt aber auch für die Vermeidungskosten. Der optimale Preis liegt also theoretisch dort, wo die Kosten für die Vermeidung einer Tonne CO 2 genauso hoch sind wie die Schäden, die durch diese Tonne verursacht werden. Wenn man allerdings ein quantitatives Ziel hat, also zum Beispiel die voraussichtliche Erderwärmung auf zwei Grad begrenzen will, dann wird der Preis durch Angebot und Nachfrage gebildet, das Angebot ist dabei auf eine gewisse Maximalmenge CO 2 begrenzt. Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass der Preis nicht so hoch sein darf, dass die einzelnen Mitgliedsstaaten starke Anreize haben, falsche Zahlen zu melden oder ganz auszusteigen.«
»Sollte der Staat einzelne Technologien besonders fördern?«
»Technologieförderung sollte immer direkte Förderung sein, also die Entwicklung einer Technologie finanzieren. Wir wissen, dass jede Technologie, die sich auf dem Markt einmal etabliert hat, mit der Zeit immer effizienter wird. Das galt schon für den mechanischen Webstuhl. Problematisch ist, wenn der Staat in Erwartung einer Lernkurve eine bestimmte Technologie in den Markt drückt. So wie dies mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland passiert. Das halte ich für kein gutes System: Es ist sehr teuer und führt mittlerweile ja auch zu erheblichen Diskussionen
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