Abgeschnitten: Thriller (German Edition)
Methode, die in Somalia angewendet wird, am faszinierendsten. Immerhin werden dort über siebenundneunzig Prozent aller Frauen beschnitten.«
Beschnitten?
Sie rüttelte panisch an ihren Fesseln und verschluckte sich an ihren geknebelten Schreien, was dem Mann mit der Zigarette im Mund ein Lächeln abrang.
»Nur die Ruhe. Noch weißt du ja nicht, welches Ritual ich für dich ausgewählt habe.«
Er ließ das Messer von der einen in die andere Hand wandern.
»Werde ich dir nur die Klitoris entfernen? Oder neben den äußeren die inneren Schamlippen gleich mit? Oder sollte ich dir, so wie in Somalia üblich, danach deine Yoni zunähen? Was meinst du?«
Sie versuchte sich aufzubäumen, riss an den Lederfesseln, mit denen ihre Hände und Füße an der Pritsche fixiert waren. Er beugte sich über ihr Gesicht und blies ihr den Zigarettenrauch in die Augen. »Ganz gleich, was ich mache …«, sagte er. »Eins steht fest: Du wirst es nicht überleben.«
Und mit diesen Worten tat er etwas, was sie als Wohltat empfand, bevor ihr bald darauf die Grausamkeit seiner Handlung bewusst wurde.
»Ich lass dich jetzt eine Weile allein«, hörte sie ihn noch sagen. »Besser, du nutzt die Zeit, die dir noch bleibt.«
Die schwere Brandschutztür fiel hinter ihm ins Schloss. Und sie betrachtete ungläubig ihre Handgelenke, die der Wahnsinnige gerade von ihren Fesseln befreit hatte.
14. Kapitel
Berlin.
D arf ich Sie mitnehmen, Herr Professor?«
Herzfeld sah erstaunt auf. Er hatte den Porsche, der neben ihm gehalten hatte, nicht kommen hören, so sehr war er in Gedanken versunken. Er blieb auf dem BKA -Parkplatz stehen. Wegen des dichten Schneeregens konnte er den Fahrer des luxuriösen Geländewagens nicht auf Anhieb erkennen.
»Kommen Sie, steigen Sie ein!«
Herzfeld trat einen Schritt vor und spähte mit zusammengekniffenen Augen durch das halb geöffnete Beifahrerfenster.
Ingolf von Appen. Na, der fehlt mir jetzt gerade noch.
»Wieso sind Sie nicht im Institut?«, fragte Herzfeld misstrauisch.
»Als Sie weg waren, ist mir zu allem Überfluss auch noch übel geworden. Ihre Kollegen haben mir daher nahegelegt, das Praktikum zu schmeißen.« Ingolf lächelte zerknirscht. »Ich glaub, ich hab’s versaut. Aber vielleicht kann ich es ja wiedergutmachen, wenn ich Sie mitnehme?«
»Danke, das ist nicht nötig.«
»Sie wollen doch bei diesem Sauwetter nicht etwa mit den Öffentlichen nach Hause fahren?«
Herzfeld wehrte ab und wollte auf den Taxistand direkt vor der Einfahrt zum BKA zeigen, der aber, wie er jetzt erkannte, verwaist war.
»Ein Taxi? Da können Sie bei dem Wetter lange warten. Die sind alle weg.«
Herzfeld zögerte. So schnell fiel ihm keine Notlüge ein. Welchen Grund konnte er vorgeben, das Angebot des Praktikanten auszuschlagen? Die Wahrheit konnte er ja schlecht sagen.
Meine Tochter wurde entführt, und wenn die Frau, die Hannahs Handy gefunden hat, mich zurückruft, will ich alleine sein und frei reden können.
Falls
diese Frau überhaupt noch einmal zurückrief.
Schon bei ihrem letzten Gespräch, vor zwanzig Minuten, hatte sie mehrmals auflegen wollen. Zuerst hatte Herzfeld noch gedacht, die junge Frau gehöre zu den Entführern. Doch dann hatte sie merkwürdigerweise von Herzfeld einen Beweis gefordert, dass er wirklich bei der Polizei arbeitete, was keinen Sinn ergab, wenn sie mit dem Täter gemeinsame Sache machte.
Herzfeld hatte kurz nachgedacht und sie dann gebeten, sich über eine Auskunft ihrer Wahl direkt mit dem Bundeskriminalamt an der Elsenbrücke verbinden zu lassen.
Wenige Minuten später wurde eine »gewisse Linda« zu ihm durchgestellt, die »dringend« Professor Herzfeld sprechen wollte. Danach hatten beide ein wenig mehr Zutrauen gefasst, tänzelten während des Gesprächs jedoch weiterhin wie zwei Boxer vor dem großen Kampf umeinander herum. Keiner wollte seine Deckung aufgeben. Keiner wollte den Anfang machen und Informationen preisgeben, bevor der andere nicht seine Fragen beantwortete. Wobei Herzfeld ungewollt bereits mehr als genug ausgeplaudert hatte.
Linda konnte sich unschwer zusammenreimen, dass seine Tochter entführt worden war; immerhin hatte er beim ersten Anruf einen gewissen Erik mit dem Tode bedroht, falls er Hannah nicht lebend zurückbekam.
Schließlich gab sich Linda einen Ruck und überraschte Herzfeld mit einem Monolog, der sich teils wie eine Rechtfertigung, teils wie ein Geständnis anhörte: »Vermutlich reite ich mich noch tiefer in die Scheiße als
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