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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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vierten Freizeichen schwand ihr der Mut. Sie wollte auflegen, doch da war es zu spät.
    Jemand hatte abgehoben.
    Ein Mann.
    Er klang gehetzt, seine Stimme war belegt. Fast schien es Linda, als habe er ebenso große Angst wie sie selbst.
    Er sagte: »Ja, hallo? Sie sprechen mit Paul Herzfeld.«

12. Kapitel
     
    Berlin.
    H allo? Ist da jemand?«
    Wer immer ihn angerufen hatte, hatte noch keinen Ton gesagt. Aber Herzfeld konnte die Person atmen hören.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte er und nahm den Apparat vom Ohr, um zu überprüfen, ob die Verbindung noch stand. Sein Display zeigte alle verfügbaren Empfangsbalken, außerdem rauschte es in der Leitung.
    »Erik? Sind Sie das?«
    Keine Antwort. Nur schweres Atmen in der Leitung. Herzfelds Handynummer war nur engsten Freunden und Familienmitgliedern bekannt. Keiner von denen rief mit unterdrückter Rufnummer an. Möglicherweise hatte sich jemand verwählt. Möglicherweise traute er sich nicht, wieder aufzulegen.
    Möglich. Aber nicht sehr wahrscheinlich.
    »Hören Sie, ich weiß nicht, wer Sie sind. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich garantiere Ihnen: Wenn Sie meiner Tochter auch nur ein einziges Haar krümmen, dann wird das Wort ›Schmerz‹ eine völlig neue Bedeutung für Sie bekommen, haben Sie mich verstanden?«
    Herzfeld wusste, dass er auf der Schneide eines Rasiermessers balancierte. In jedem Handbuch für psychologische Verhandlungsführung lautete die Überschrift des ersten Kapitels: »Verärgern Sie nicht den Geiselnehmer.« Aber in diesem Fall galten andere Spielregeln. Hier gab es kein Schema F.
    Momentan hatte er nur wenige Informationen über den Entführer, doch die sprachen eine eindeutige Sprache. Zum Beispiel die Frauenleiche – sie war offensichtlich von einem Profikiller präpariert und so grausam zugerichtet worden, dass der Täter hundertprozentig davon ausgehen konnte, dass die Tote früher oder später auf dem Obduktionstisch seiner Sondereinheit landen würde. Und er wusste anscheinend auch, dass Herzfeld in dieser Woche Dienstbereitschaft hatte.
    Der Täter hatte präzise anatomische Kenntnisse. Sonst ergäbe die komplizierte Plazierung der Telefonnummer im Schädel der Leiche keinen Sinn. Wenn es nicht um etwas Persönliches ging, hätte der Entführer einfach zum Telefon greifen und seine Forderungen stellen können.
    Seit ihm dies klargeworden war, fragte Herzfeld sich vergeblich, was er einem Menschen angetan hatte, dass dieser eine Frau ermordete und Hannah entführte.
    »Ich gehe davon aus, dass Sie genau wissen, wer ich bin«, sagte er zu dem stummen Teilnehmer am anderen Ende. »Dann wissen Sie auch, was mir durch meinen Beruf beim BKA für Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um Menschen wie Sie zu finden. Und zu töten. Aber sollten Sie vernünftig sein, dann werde ich auf jeden Deal eingehen, den Sie mir vorschlagen. Stellen Sie Ihre Forderung, und ich werde sie erfüllen. Ich will meine Tochter lebend zurück.«
    Noch während er sprach, begriff er, dass es in diesem Fall keinen Deal geben würde. Herzfelds Rachen trocknete aus, ihm wurde übel.
    Nein, hier geht es nicht um Geld,
sonst hätten sie Petra kontaktiert. Sie stammte nicht nur aus einer reichen Familie, sondern verdiente auch dreimal so viel wie er. Wenn jemand innerhalb weniger Stunden eine größere Summe bereitstellen konnte, dann war sie es. Eine Tatsache, die jemandem, der die Tat so akribisch ausgeführt hatte, bei der Vorrecherche kaum entgangen sein konnte.
    Herzfeld versuchte, kraftvoller zu sprechen, als er sich fühlte: »Sagen Sie, was Sie wollen. Sie kriegen es. Ich will nur meine Tochter wiederhaben.«
    Er machte eine Pause, dann fragte er: »Erik?«
    Nichts. Das Atmen war verschwunden. Er hörte es nicht mehr. Auch das statische Rauschen war verschwunden.
    Nein, bitte nicht …
    Ein Blick auf das Handy bestätigte seine Vermutung.
    Ich habe es versaut. Ich hatte einen Kontakt, er hing am seidenen Faden, aber ich habe ihn zerrissen.
    Die Person am anderen Ende der Leitung hatte aufgelegt.
     
    Herzfeld schlug wütend mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, dann dachte er über seine nächsten Schritte nach. Naheliegend war es, den Anruf zurückzuverfolgen, doch so einfach wie im Film ging das nicht. Jede Mobilfunkgesellschaft verlangte eine richterliche Anordnung, bevor sie die Daten zur Verfügung stellte, die für die Ortung eines Handys notwendig sind.
    Sollte er es wagen, Dritte einzuweihen, obwohl Hannah ihn angefleht hatte,

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