Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
Vom Netzwerk:
Frau/Mädchen war bis dato Jungfrau
Genickbruch
Fremdspeichelreste auf der Haut des gesamten Körpers, insbesondere im Schambereich
    »Woher haben Sie das?«, fragte Herzfeld, während er in der Spalte für die personenbezogenen Daten nach Namen und Alter des Opfers suchte. Beides war ausgespart.
    Dafür fand sich auf der letzten Seite des Berichts ein einzelnes loses Foto. Das Polaroid zeigte eine junge Frau auf einem Sektionstisch. Martinek beugte sich über sie und öffnete ihr gerade den Brustkorb mit einem Y-Schnitt.
    Nein. Das ist unmöglich.
    Das Gesicht der Frau war auf dem Foto abgeschnitten, doch von Größe und Statur …
    … 
könnte es hinkommen.
    Bei dem Gedanken an seine Tochter glitt Herzfeld der Ordner aus den Händen.
    »Die Akte lag ganz unten im Karton.« Ingolf hob sie wieder auf.
    »Ergibt das für Sie hier alles irgendeinen Sinn? Der Bericht? Das Geld? Das Standgebläse?«
    »Ich fürchte, ja«, antwortete Herzfeld leise.
Wie war noch mal das Lebensmotto, das du in deinem Facebook-Profil angegeben hast, Sven? Nichts dem Zufall überlassen?
    »Martinek weiß genau, was er tut«, sagte Herzfeld und deutete auf das Gebläse. »Er hat uns akustische Wegweiser aufgestellt.«
    »Um uns wohin zu führen?«
    »Das werden wir gleich herausfinden.«
    Herzfeld sog die Luft durch die Nase ein. Jetzt, da der Geruch des verschmorten Kunststoffs etwas nachließ, verfing sich eine weitere übelriechende Duftkomponente in seinen Flimmerhärchen.
    »Riechen Sie das auch?«, fragte er Ingolf und sah zu der holzeingefassten Glastür am Ende des Durchgangs. Ohne die Antwort abzuwarten, setzte er sich in Bewegung, zog die Schiebetür auf und entdeckte dahinter den nächsten Heizlüfter. Auch dieses Gerät glühte bereits vor Überlastung, und er kappte auch hier die Stromversorgung. Es dauerte eine Weile, bis er sich an die plötzliche Stille und das Dämmerlicht gewöhnt hatte, dann nahm Herzfeld mehr als nur Konturen wahr.
    Das Speisezimmer war ein holzvertäfelter Saal mit hohen Stuckdecken, der zum hinteren Teil des Gartens mit einem gläsernen Erker abschloss. Wie in den anderen Räumen waren auch diese Wände nackt, allerdings konnte man an schwarzen Rändern auf dem Holz erkennen, dass hier vor einiger Zeit ein Gemälde in der Größe eines Wandteppichs gegenüber vom Esstisch gehangen haben musste. Wobei Tisch als Bezeichnung für das einzige Möbelstück im Saal eine maßlose Untertreibung war. An dem rotschwarzen Mahagonimonstrum hätte gut und gerne eine Hochzeitsgesellschaft Platz gefunden, ohne sich in die Quere zu kommen. Derartige Feiern in dem alten Herrenhaus mussten lange zurückliegen, allein dem Zustand des Kronleuchters nach zu urteilen, der spinnwebenverhangen nur noch an zwei von sechs Schrauben von der Decke baumelte. Doch weder die Tafel noch der Leuchter waren das wirklich Auffällige im Saal.
    »Gütiger Gott, was ist
das?
«, keuchte Ingolf und deutete zur Tischmitte. Der Praktikant hielt sich Mund und Nase zu.
    Herzfeld trat einen Schritt vor und begann zu zittern.
    Ich fürchte mich davor, es auszusprechen.
    Auf der Speisetafel, direkt im Zentrum unter dem alten Kronleuchter, lag ein …
    … ein Klumpen? Ein Körper?
    Man konnte es nicht genau erkennen, denn über dem unförmigen Gebilde war ein weißes Tuch ausgebreitet.
    Plötzlich wünschte Herzfeld sich den Lärm der Heizgebläse zurück, in der irrationalen Hoffnung, der Krach könnte seinen Geruchssinn wieder desensibilisieren. Was immer da unter dem Tuch auf ihn wartete, verströmte den unverkennbaren Geruch von Leichenfäulnis. Und damit nicht genug – der dünne Leinenstoff schien sich zu bewegen.
    »Das ist ja noch lebendig«, würgte Ingolf, doch Herzfeld wusste es besser. Wie zum Beweis seiner schlimmsten Befürchtungen schlängelte sich eine weiße Made unter dem Tuch hervor und krümmte sich auf der Oberfläche der Tafel.
    Zu klein. Das kann keine vollständige Leiche sein,
dachte er, und dieser Gedanke machte es für ihn noch unerträglicher.
    Ich kann das nicht.
    In seinen Ohren begann es zu summen, als würden nicht Käfer und Maden, sondern ein Schwarm Wespen das unter der Abdeckung verfaulende Fleisch zersetzen.
    Deswegen die hohen Temperaturen. Deshalb die Luftfeuchtigkeit.
    Martinek wollte den Fäulnisprozess beschleunigen.
    Tränen traten Herzfeld in die Augen, als er die Hand nach dem zuckenden Stoff ausstreckte, doch es war unmöglich.
    Ich schaffe es nicht.
    Er hatte in seinem Leben schon Tausenden von

Weitere Kostenlose Bücher