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Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Abgeschnitten: Thriller (German Edition)

Titel: Abgeschnitten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek , Michael Tsokos
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bis ein heller Signalton den erfolgreichen Verbindungsaufbau quittierte. Zehn Sekunden, bis sich die ersten verschneiten Bilder zeigten.
    Und bis Herzfeld erstickt aufschrie, als er den bunkerartigen Kellerraum sah.

52. Kapitel
     
    In der Hölle.
    E s war leichter gegangen, als sie gedacht hatte. Ihre Metallpritsche hatte genau unter der Glühbirne gestanden und damit direkt unter dem Fleischerhaken. Sie brauchte eine Weile, bis sie so weit bei Kräften war, um auf das Bett zu steigen, aber als sie es schließlich geschafft hatte und relativ stabil auf den Drahtfedern stand, konnte sie mühelos das Kabel vom Haken nehmen und an dessen Stelle den Strick befestigen.
    »Na, ist es das, was du willst?«, fragte sie trotzig in die Kamera und fasste einen Entschluss. Nicht den, zu sterben. Das war längst beschlossene Sache. Lieber würde sie sich freiwillig in den Tod stürzen als ihre empfindlichsten Stellen dem Irren mit dem Beschneidungsmesser überlassen.
    Weitere Schmerzen halte ich nicht aus.
    »Außerdem werde ich es ja eh nicht überleben«, sprach sie zu sich selbst. An dem Versprechen, das ihr der Killer gegeben hatte, hatte sie nicht den geringsten Zweifel. Der Ausdruck in seinen Augen, während er sie vergewaltigt, geschlagen, getreten und mit der Schere misshandelt hatte, war ebenso hart wie unmissverständlich gewesen. Für ihn war sie kein Mensch, sondern eine Nutte, ein Wegwerfobjekt. Sobald er mit ihr fertig war,
sobald er mich beschnitten hat,
würde er sie entsorgen. Die einzige Chance, die ihr blieb, war, den Zeitpunkt und damit die Umstände ihres Todes selbst zu bestimmen.
    Und dieser Zeitpunkt war jetzt.
    Sie würde springen. Gleich nachdem sie eine letzte Vorkehrung getroffen hatte.
    Hastig, etwas zu schnell und daher ungelenk, stieg sie von der Pritsche und knickte um. Dieser neue, zusätzliche Schmerz machte sie wütend, und sie fing wieder an zu weinen, vor allem, weil sie wusste, dass sie sich jetzt eine Weile ausruhen musste, bis sie wieder auftreten konnte – und das kostete Zeit, die sie nicht hatte.
    Denn gleich kommt er zurück. »Irgendwann«, hat er gesagt.
Aber wann war
irgendwann?
    Sie zog die Knie bis unters Kinn und rieb sich den Knöchel an der Stelle, an der sie tätowiert war, streichelte den Schmetterling und wünschte sich, sie könnte fliegen.
    Aber selbst das würde mir jetzt nicht mehr helfen, nicht wahr?
    Als der Schmerz zu einem leisen Pochen abgeklungen war, versuchte sie, sanft aufzutreten, aber es ging nicht. Für sich allein betrachtet, war diese Verletzung harmlos, verglichen mit alledem, was sie bis jetzt hatte erleiden müssen. Aber in der Gesamtschau war der verstauchte Fuß der letzte Tropfen, der das Fass an Qualen zum Überlaufen gebracht hatte. Im Augenblick jedenfalls würde sie es nicht bewältigen, die Pritsche in die Ecke des Bunkers zu wuchten, um von dort aus die Kamera kaputt schlagen zu können.
    Sie ahnte, nein, sie
wusste,
dass ihr Mörder nur deshalb so lange weggeblieben war, weil es ihn aufgeilte, zu sehen, wie viel Macht er über sie besaß. Vermutlich beobachtete er sie die ganze Zeit. Wahrscheinlich würde sein Schwanz hart werden, wann immer er sich später das Video ansah, auf dem sie in den Tod sprang. Doch dieses Vergnügen wollte sie ihm nicht bereiten. Wenn sie starb, dann ohne Publikum.
    Nur, wie zerstöre ich die Kamera, bevor er zurückkommt?
    Sie kroch in die Ecke, über der das weiterhin rot blinkende Aufnahmegerät mit einer einfachen, aber praktischen Doppelklebeband-Konstruktion befestigt war. Die Kamera arbeitete über Funk und mit Batterie, jedenfalls konnte sie kein Kabel sehen, an dem sie es einfach nach unten hätte reißen können.
    Dem Winkel nach war sie in diesem Augenblick, wo sie direkt unter dem Objektiv hockte, gar nicht oder nur zum Teil zu sehen, und die Erkenntnis, dass sie schon jetzt aus dem Blickfeld des Wahnsinnigen verschwunden war, erfüllte sie mit einer irrationalen Freude, die jedoch nur von kurzer Dauer war und von einer tiefen Traurigkeit abgelöst wurde.
    Nicht nur er kann mich nicht sehen. Ich selbst werde mich nie wieder im Spiegel betrachten können.
    Sie schloss die tränenden Augen und versuchte verzweifelt, die Erinnerungen an ihre eigene Identität aus den Tiefen ihres Bewusstseins hervorzukramen, doch alles, was sich ihr zeigte, waren zusammenhanglose Splitter:
    ihr Vater auf einem Fahrrad
mehrere Umzugskartons, so wie der, in dem sie den Strick gefunden hatte
ihre Mutter am Flughafen
der

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