Abgezockt
sollte.«
Kate legte Josh beruhigend eine Hand auf die Knie. »Sag es mir.«
»Ich habe damals eine neu gebaute Wohnanlage in Dixon inspiziert. Die Baufirma hatte aus Profitgründen die Kosten gedrückt und wusste, der Komplex würde nie abgenommen.« Er hielt inne und sah Kate erneut an. Dann starrte er in den Sand zu seinen Füßen.
»Was hast du getan?«, flüsterte sie.
»Man bot mir zehntausend, um den Komplex abzusegnen.«
»Und du hast angenommen.«
»Ja.«
»O Josh.« Ihre Finger glitten von seinem Knie.
»Und zwar, ohne zu zögern«, platzte er heraus. Er musste es ihr unbedingt klarmachen. »Ich sah darin einen Weg, Abby zu retten. Du musst verstehen, ich habe es nicht aus Geldgier getan. Ich tat es aus der Not heraus.«
Kates Gesicht sagte alles. Enttäuschung trübte ihre hübschen Züge, aber Josh hatte auch nichts anderes erwartet. Neuigkeiten wie diese begrüßte man nicht mit Jubel und Applaus. Er war froh, dass Kate nicht in Wut geriet.
»Wie unsicher ist dieser Bau?«
»Nicht sehr. Wahrscheinlich stellen sich im Lauf der Zeit ein paar Schäden ein. Ich weiß nicht, wie gut er ein Erdbeben überstehen würde, aber das müsste schon ein sehr starkes Beben sein. Es ist also sehr unwahrscheinlich.«
»Josh, warum hast du mir nichts davon erzählt?«, fragte Kate.
»Ich konnte nicht. Du warst damals zu sehr mit Abby beschäftigt und dann zu glücklich, als sie gesund wurde. Ich wollte dein Glück nicht zerstören. Aber ich schwor mir, dir zum richtigen Zeitpunkt alles zu sagen.« Er hielt inne. »Den hab ich nie gefunden.«
»Bis jetzt. Wieso?«
»Weil jemand Bescheid weiß und die Sache gegen mich verwendet.«
»Was soll das heißen?«
»Erpressung.«
»Wie viel?«
»Fünfundfünfzigtausend bislang.«
»Fünfundfünfzigtausend? Wo sind die denn hergekommen? Du hast dich doch nicht noch mehr schmieren lassen?«
Josh prallte zurück. »Großer Gott, nein! Das war eine Ausnahme. Man hat es probiert, aber ich lehnte dankend ab. Ich wollte mich niemandem ausliefern. Darum habe ich mich ja von dem aktiven Baugeschäft zurückgezogen. Ich wollte nicht noch mal in so etwas hineingeraten.«
»Gut. Also, wie hast du den Erpresser bezahlt?«
»Von meiner Lebensversicherung. Ich habe sie verkauft.«
»Du hast deine Lebensversicherung verkauft? Und wenn du letzte Woche gestorben wärst – was dann?« Kate geriet allmählich in Wut.
»Keine Sorge, ich hab ja noch eine. Nachdem ich die eine verkauft hatte, legte ich mir eine andere zu. Es war eine Methode, zu schnellem Geld zu kommen.«
Kate beruhigte sich. »Also warum plötzlich das große Geständnis?«
»Ich glaube, dass das, was mir in letzter Zeit passiert ist, etwas damit zu tun hat – der Autounfall, der Kranz, der Kerl auf der Party. Ich glaube, der Erpresser zieht die Daumenschrauben an. Ich glaube, jemand will meinen Fehltritt an die große Glocke hängen.«
»Und weißt du, wer?«
»Ja.«
»Etwa dieser Bursche bei Bob?«
»Nein. Der dürfte ein engagierter Helfershelfer sein. Wir haben ihn überprüft, und er arbeitet nicht für Pinnacle.«
»Wer ist es dann?«
»Das möchte ich nicht sagen.«
»Ich glaube, es ist ein bisschen spät für das, was du möchtest«, entgegnete Kate hart.
Josh hatte gehofft, ihr dieses Detail verheimlichen zu können. »Es ist Belinda Wong.«
»Deine Sekretärin?« Sie fasste es nicht. »Wie ist sie denn dahintergekommen?«
»Sie hat ein Telefonat mitgehört«, log Josh. Kate seine Affäre zu gestehen, das brachte er nicht übers Herz. Ein andermal, aber nicht jetzt. Keiner von ihnen könnte die Ungeheuerlichkeit des Ganzen bewältigen. Sagte er sich.
»Geh zur Polizei.«
»Ich kann nicht.«
»Ist mir egal.«
»Ich wäre ruiniert.«
»Du hast keine Wahl.«
»Lass mich nur machen. Ich schaff das schon.«
»Abby, wir gehen«, rief Kate über den Spielplatz.
»Ach, schade!«, nörgelte Abby.
»Jetzt gleich, Abby«, fügte Kate hinzu. Sie stand auf und entfernte sich von ihrem Mann.
»Kate, sag mir, was denkst du. Kate, Kate, bitte«, rief Josh ihr hinterher.
Sie gab keine Antwort.
[home]
14
Z wei Sicherheitskräfte, die am Eingangsschalter saßen, warfen gelegentlich einen Blick auf die Überwachungsbildschirme. Ihr Hauptaugenmerk aber galt dem tragbaren Vierzehn-Zoll-Fernseher oben auf der Monitorreihe. Einer der Männer stand auf, um umzuschalten. Der andere sah nach, wie viel Uhr es war.
»Zeit für den Rundgang.« Er ergriff sein Funksprechgerät und machte sich auf den
Weitere Kostenlose Bücher