Abgründe der Leidenschaft
Händen über seine Oberarme zu streichen, sie um sich zu spüren. Das musste jedoch noch warten. Im Moment hingen Tims Arme herab, seine Hände waren zu Fäusten geballt, und das offene Lächeln, das sein unauffälliges Gesicht zum Strahlen bringen konnte, wurde von seiner Nervosität überdeckt.
Tim war starr vor Angst. Als er und sein Dad über Clarisses hässliche Anschuldigungen gesprochen hatten, hatte Tim zögerlich zugeben müssen, dass er schon vor besagtem Abend an sich zu zweifeln begonnen hatte. Er war ein ganz normaler junger Kerl gewesen, der mehrere Mitschülerinnen an der Highschool verführt und am College ein paar längere Beziehungen geführt hatte. Aber mit Clarisse war alles anders gewesen. Die Monate waren vergangen, und er hatte immer länger gebraucht, um sie zu erregen. Er hatte versucht, rücksichtsvoll zu sein und ihr die Zeit zu geben, die sie brauchte. Doch wenn er nach einem ausgedehnten Vorspiel endlich in sie eingedrungen war, war er so schnell gekommen, dass Clarisse sich jedes Mal beschwert hatte, Tim könne sie nicht befriedigen. Die letzten Male, die sie zusammen geschlafen hatten, hatte er nicht einmal mehr eine Erektion zustande gebracht.
»Hast du keine Ahnung von Frauen?«, hatte Clarisse eines Abends geschrien. »Alles, was du willst, ist vögeln. Steck ihn rein, und dann zur Hölle mit der Frau.« Sie hatte ihn ausgelacht. »Und jetzt kriegst du nicht mal mehr einen hoch.« Sein Kopf verstand, was los war, aber sein Herz hatte Zweifel.
Die Szene beim Dinner im Haus seines Vaters war so demütigend gewesen, dass Tim einige Wochen lang direkt nach der Arbeit nach Hause gegangen war und sich in sein Apartment zurückgezogen hatte. Nach knapp einem Monat hatte sein Vater vor der Tür gestanden und ein ernsthaftes Gespräch mit ihm geführt.
Zuerst hatte der Vorschlag seines Vaters, eine Prostituierte zu engagieren, ihn abgestoßen. Doch als Ronnies Name fiel, war Tims Interesse erwacht und sein Körper hatte reagiert. Obwohl er ihr nur einmal auf dem Boot begegnet war, hatte er viele Nächte damit verbracht, von ihrem langen blonden Haar und ihrem großartigen Körper zu träumen. TJ hatte von Jacks und Ronnies besonderer Beziehung erzählt, und Tim hatte dem eigenwilligen Plan schließlich zugestimmt.
Nun stand Ronnie hier, und Tim war in Panik. Das alles war ein furchtbarer Fehler. Als Tim bemerkte, dass ein Lächeln ihre Mundwinkel umspielte, fragte er: »Worüber lächelst du?« Sie musterte ungeniert seinen Körper, und seine Haut begann zu prickeln. Würde sie sich über ihn und diese lächerliche Idee lustig machen?
»Nichts. Du bist nur so erwachsen geworden, und ich sehe dich gern an.« Sie würde ihm später
en detail
erklären, wie attraktiv er geworden war. Ronnie wusste, dass er im Augenblick noch nicht bereit dazu war.
Tim sah gut aus, hatte sandfarbenes Haar und Augen wie goldbraun gerösteter Toast. Als er sich nun nervös mit seinen schlanken Fingern durchs Haar fuhr, malte Ronnie sich aus, wie sich diese Hände auf ihrer Haut anfühlen würden. Nett, dachte sie und freundete sich mit ihrer Aufgabe an. Sehr nett. Und trotz seiner Nervosität war die Art, wie er ihr in die Augen blickte, sexy. Ronnie erschauerte. »Darf ich reinkommen?«, fragte sie und stellte fest, dass er die Jeans trug, die sie ihm vorgeschlagen hatte.
Tim trat zur Seite und ließ Ronnie Platz, um an ihm vorbei in das Apartment zu gehen. Gott, dachte er, sie riecht so gut. »Ich bin froh, dass du gekommen bist.« Er wurde rot und wirkte verlegen, als ihm die Doppeldeutigkeit seiner Worte auffiel.
»Weißt du, Tim«, sagte Ronnie, als er die Tür schloss, »wir werden einander verrückt machen, wenn wir uns nicht entspannen.« Sie küsste ihn auf die Wange und warf dann ihren Mantel auf einen Sessel.
»Ja«, sagte er seufzend. »Ich bin schon den ganzen Tag nervös.« Er strich mit den Händen über seine Jeans. »Ich bin mir nicht sicher, ob das hier eine gute Idee ist.«
»Es ist sogar eine wundervolle Idee. Wir werden uns jetzt erst einmal unterhalten. Nichts, was du nicht willst. Okay?«
Tim starrte auf seine Schuhe und sah dann Ronnie an. Gott, sie war so sexy. Er nickte.
Plötzlich fühlte Ronnie sich vollkommen entspannt und wohl. Tim war ein wirklich netter Mensch. »Du musst nicht nervös sein. Hast du etwas zu trinken? Ich denke, wir könnten beide einen Drink vertragen.«
»Ich habe eine Flasche Champagner.«
»Großartig. Hast du auch Orangensaft? Wir könnten den
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