Abgründe der Leidenschaft
Champagner mit O-Saft mischen.«
»Sicher. Gute Idee. Der O-Saft ist im Kühlschrank.«
»Hast du auch Brandy?«
»Im rechten Schrank könnte eine Flasche stehen. Wieso?«
Ronnie ging in die winzige Küche. »Um die Mischung noch zu verfeinern, sollte man einen Schuss Brandy hinzufügen.« Sie nahm den Orangensaft aus dem Kühlschrank und durchsuchte den Schrank, bis sie eine Flasche Orangenlikör gefunden hatte. »Das wird auch gehen«, sagte sie. Sie ging ins Wohnzimmer zurück und sah, dass Tim zwei Champagnergläser zur Hälfte mit Champagner gefüllt hatte. Schnell gab er Saft dazu, und sie rundete alles mit einem Schuss Orangenlikör ab.
»Auf den Abend«, sagte Ronnie und stieß mit Tim an.
Tim sah über den Rand seines Glases hinweg in ihre Augen. Offenbar war er sich der Sinnlichkeit seines Blickes nicht bewusst. »Ja. Auf den Abend.«
Nicht zu schnell, mahnte Ronnie sich und löste den Blick von ihm. Sie begann, im Wohnzimmer herumzulaufen. »Nette Wohnung«, bemerkte sie. Sie standen in dem großen Wohnzimmer, das mit einer mit derbem Stoff in Creme und Blau bezogenen Couch, einem passenden Klubsessel und einem modernen Couchtisch sowie Beistelltischchen gemütlich eingerichtet war. An den Wänden hingen Fotos, hauptsächlich Landschaftsaufnahmen, die überall auf der Welt aufgenommen worden waren. Ein Bild, das sie besonders faszinierte, zeigte eine Marktszene mit Buden voller Waren und Gängen, in denen sich übermüdete Touristen drängten. Obwohl das Foto in Schwarzweiß war, vermittelte es doch die Farbenpracht der Szenerie. »Wo ist das?«
»Kairo«, sagte er. »Vor zwei Jahren war ich mit meinem Dad dort.«
»Und das hier?« Es war ein Foto von einem Fluss mit Hausbooten, die am Ufer dümpelten.
»Amsterdam.«
»Wow«, sagte sie beeindruckt. »Hast
du
all diese Fotos geschossen?«
»Ja. Ich fotografiere seit meiner Kindheit.«
»Die sind wunderbar.«
»Danke. Ich habe im zweiten Schlafzimmer eine Dunkelkammer eingerichtet und entwickle und vergrößere die Filme selbst.«
Langsam ging Ronnie durch das Zimmer und betrachtete die Schwarzweißaufnahmen. »Die sind alle sehr gut. Machst du auch Porträts?«
»Sicher.« Er holte ein Album hervor und zeigte Ronnie stolz ein paar sehr kunstfertig aufgenommene Porträtaufnahmen von Frauen. Er deutete auf das Foto einer etwas zu stark geschminkten Frau Anfang zwanzig, deren Miene trotz ihres Lächelns missbilligend wirkte. »Das ist Clarisse, meine Ex-Verlobte. Ich wollte dieses Bild auf Karton aufziehen und als Dartscheibe benutzen, aber das Foto ist einfach zu gut. Es ist schon komisch. Wenn ich so darüber nachdenke, war es eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich sie lächeln sah, ohne dass sie damit ein besonderes Ziel verfolgte.«
Ronnie lachte. »Wenn ich bedenke, was dein Vater mir erzählt hat, halte ich die Idee mit der Dartscheibe eigentlich für ganz gut.«
Tim zögerte, stimmte dann jedoch in Ronnies Lachen ein. »Du hast recht. Aber es ist wirklich eine gelungene Aufnahme von ihr.« Er betrachtete das Bild. »Tatsächlich hat sie nie so gut ausgesehen.«
Ronnie zog sich die Schuhe aus, machte es sich auf dem Sofa bequem und klopfte auf den Platz neben sich. »Setz dich, und wir unterhalten uns.« Als er sich setzte, fragte sie: »Wärst du daran interessiert, Fotos von mir zu machen? Ich hätte gern eine schöne Porträtaufnahme, die ich Jack zu unserem Hochzeitstag schenken kann.«
»Klar. Das wäre toll. Würde ich wirklich gern machen.«
»Hast du jemals darüber nachgedacht, professioneller Fotograf zu werden? Die Bilder, die du mir gezeigt hast, sind echt gut.«
»Meinst du, ich könnte Geld dafür nehmen?«
»Wer weiß? Vielleicht sind die Fotos, die mir vorschweben, der Beginn einer neuen Karriere.«
Während sie Small Talk machten, spürte Ronnie, wie sich der Alkohol warm in ihr ausbreitete, und sie wusste, dass auch Tim sich entspannen würde. Als es eine kleine Gesprächspause gab, rutschte Ronnie tiefer und lehnte ihren Kopf an die Rückenlehne des Sofas. Sie reichte Tim ihr Glas. »Würdest du mich gern küssen?«
Tim stellte die beiden Gläser auf den Tisch. »Ich denke schon.«
Ronnie legte ihre Hand um Tims Nacken und zog ihn behutsam zu sich heran. Dann umschloss sie sein Gesicht mit beiden Händen, und seine Lippen berührten ihren Mund. Vorsichtig, neckend strich sie mit ihren Lippen über seine und knabberte sachte daran.
»Mhm, schön«, schnurrte sie.
Tim richtete sich auf. »Das ist so
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