Abgründe der Leidenschaft
Viskose an ihrem Rücken kleben. Sie stieg die Treppe zum Sandsteingebäude hinauf und drückte auf Ronnies Klingel. »Komm rein«, rief Ronnie von drinnen. »Es ist offen.«
Carla trat in den Flur.
»Schließ die Tür hinter dir ab, ja?«, erklang Ronnies Stimme. »Und komm dann in die Küche.«
»Sicher«, rief Carla zurück und legte das Schloss vor.
Dann ging sie in den hinteren Teil der Wohnung in die große, luftige Küche. Ronnie hatte bereits das Essen auf den Tisch gestellt: einen grünen Salat, eine Schüssel mit Krabbencocktail und kalte Pasta mit Basilikum. Knusprige Brötchen lagen in einem mit einer Serviette ausgeschlagenen Korb, und eine Flasche Wein stand neben zwei Kristallgläsern.
»Oh, Carla«, sagte Ronnie und schloss ihre Freundin in die Arme. »Ich habe dich so vermisst.«
»Ich dich auch. Wie war es in
Disney World
?«
»Sensationell. Die Fahrgeschäfte waren der reinste Nervenkitzel, die Schlangen davor waren angenehm kurz und die Siestas waren … athletisch.« Sie nahm ein kleines Päckchen in die Hand, das in Silberpapier eingeschlagen war. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber ich habe dir ein Geschenk mitgebracht.«
»Ein Geschenk? Ich habe leider nicht daran gedacht, dir etwas mitzubringen, fürchte ich.«
»Das solltest du ja auch nicht«, entgegnete Ronnie. »Aber ich habe das hier gesehen und konnte einfach nicht widerstehen.«
Carla riss das Geschenkpapier auf und öffnete die kleine Schachtel. Darin befand sich eine Figur aus Zinn, die einen Drachen mit gespreizten Flügeln darstellte. Der Drache hatte den Kopf zurückgeworfen, als würde er brüllen, saß auf einer geschliffenen Kristallkugel und hatte seine Krallen in den transparenten Ball geschlagen.
Ronnie beobachtete, wie Carla die zehn Zentimeter hohe Figur in den Fingern drehte, so dass das Licht sich schillernd in dem Kristall brach. »Der Drache steht für die Fantasie«, erklärte Ronnie. »Und für die Träume, die man wahr machen kann.«
»Du weißt, dass ich mich entschieden habe, in dein Unternehmen einzusteigen, oder?«
»Ich wusste es schon vor einem Monat, als ich sah, wie deine Augen zu leuchten begannen. Wahrscheinlich wusste ich es schon, als wir uns an dem ersten Nachmittag wiedertrafen. Immerhin haben wir drei Jahre lang zusammengewohnt, und ich kannte dich damals sehr gut.« Sie schenkte Wein in zwei Gläser und erhob ihr Glas zum Toast. »Auf die Fantasie. Und darauf, dass sich die Fantasien aller Beteiligten erfüllen mögen.«
»Auf die Fantasie«, sagte Carla und nahm einen Schluck vom kühlen Weißwein.
Während des Essens erzählte Carla Ronnie von ihrem Urlaub mit den Jungs und ihren Eltern. »Wie geht es deinen Eltern?«, wollte Ronnie wissen. »Ich habe deine Mutter immer gemocht. Und dein Dad ist eine Wucht.«
»Sie waren auch immer angetan von dir. Ich soll dich von ihnen grüßen und sie möchten, dass du bald mal zum Abendessen vorbeikommst.«
»Das mache ich gern.«
»Und wie war die Kreuzfahrt?«
»Ich würde dir gern ein anderes Mal von der Reise erzählen«, erklärte sie. »Für diese Lektion ist es in unserem Unterricht noch ein bisschen zu früh.«
»War es so schockierend?«
»Nicht für mich. Vertrau mir einfach ein paar Wochen«, bat Ronnie, und Carla stimmte schließlich schweren Herzens zu.
Nach dem Essen sagte Ronnie: »Ich denke, es ist an der Zeit, dass du dir einmal die oberen Räumlichkeiten anschaust.«
Ronnie und Carla räumten das Geschirr in die Spülmaschine und gingen dann über die mit flauschigem Teppich bezogenen Stufen ins Hauptschlafzimmer hinauf. Es wirkte intimer und romantischer als das Schlafzimmer im unteren Stockwerk und war in Zartrosa und warmen, frühlingshaften Grüntönen gehalten. Der Sessel war mit einem rosa-grünen Stoff mit Blümchenmuster und einer grünen Ziernaht bezogen und passte zu der Tagesdecke und den Vorhängen. Der orientalische Teppich war in denselben Grüntönen gehalten und verlieh dem Zimmer zusammen mit einem halben Dutzend Pflanzen eine warme und behagliche Atmosphäre. »Ich unterhalte meine Freunde in diesem Zimmer, wenn die Fantasie Romantik erfordert«, sagte Ronnie. »Und manchmal übernachte ich hier, wenn ich in der Stadt bleibe.«
»Das ist ein wundervolles Zimmer … irgendwie zart und liebevoll.«
»Genau das wollte ich beim Einrichten erreichen. Wir müssen uns absprechen, aber du kannst es nutzen, wann immer du möchtest und für was immer du möchtest. Ich habe eine Putzfrau, die
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