Abgründe der Leidenschaft
hier spricht Rick Holloway. Ihr hört vermutlich gerade beide zu. Ich wollte euch nur sagen, dass ich mich großartig fühle. Ich bin jetzt in meinem Privatbüro und ich werde euch einen Scheck über dreihundert Dollar schicken. Ich hoffe, dass ich bald wieder mit euch beiden sprechen kann. Und, Ronnie? Danke dafür, dass du immer weißt, wie man den Spaß noch steigern kann – bevor ich es selbst weiß. Passt auf euch auf.« Damit legte er auf.
»Es hat ihm wirklich gefallen«, sagte Carla und war überrascht über die Macht des gesprochenen Wortes.
»Das hat es ganz sicher. Und du hattest großen Anteil daran.«
»Ich dachte, er bezahlt normalerweise hundertfünfzig Dollar. Er sagte, er würde dreihundert Dollar geben.«
»Er zahlt das Doppelte. Ich nehme an, eine Hälfte ist für mich und die andere für Schneewittchen.« Ronnie zog ihre Brieftasche hervor und reichte Carla drei Fünfzigdollarscheine. »Das ist dein Anteil.«
Carla starrte auf das Geld in ihrer Hand. »Das muss entweder sittenwidrig sein oder illegal oder dickmachen. Vielleicht sogar alles zusammen.«
»Tja, es macht garantiert nicht dick. Und was mich betrifft, ist es nicht sittenwidrig oder verwerflich. Ich glaube auch nicht, dass es ein Verbrechen ohne Opfer geben kann – und meine Freunde sind auf keinen Fall Opfer.« Sie seufzte. »Manche behaupten sogar, dass das, was wir tun, sie zu besseren Liebhabern zu Hause macht. Sie sind kreativer oder weniger fordernd. Allerdings ist es Prostitution, und das ist illegal … aber was soll’s.« Sie nahm einen Schluck von ihrem Drink und erhob das Glas zu einem Toast. »Bryce würde jedenfalls gern einen Abend mit dir verbringen – dein erstes Mal sozusagen.«
Carlas Hände zitterten. »Jetzt, da ich es tatsächlich tun werde, kann ein Teil von mir es kaum erwarten und der andere Teil ist zu Tode verängstigt.«
»Das entspricht genau Bryces Fantasie. Er liebt das verschüchterte kleine Mädchen, das Einführungsritual sozusagen. Und du kannst jederzeit abbrechen. Bryce kennt die Regeln. Also, wenn du dir sicher bist …«
Carla holte tief Luft. »Das bin ich.«
»Gut. Ich werde dir seine Nummer geben, und du kannst ihn anrufen und dich mit ihm verabreden. Er wird dich zum Essen ausführen, dann mit dir tanzen gehen und dich schließlich in ein Hotelzimmer begleiten.«
»Tun wir es nicht hier?«
»Du weißt, dass du das Haus jederzeit nutzen kannst, auch wenn wir uns gut absprechen müssen. Doch Bryce gefällt die Vorstellung, auf neutralem Boden zu sein. Er hat unglaublich viel Geld, und er kann sich das Beste leisten. Als Geschenk für ihn sollten wir auf die Bezahlung für diese erste Nacht verzichten.«
Carla lachte leise. »Ich bin erleichtert. Irgendwie kommt es mir für mein erstes Mal ehrlicher vor.«
Als sie ihr Weinglas nahm, zitterten ihre Hände. »Ich bin nervös.«
»Gut.« Ronnie reichte Carla einen Zettel. »Hier ist seine Telefonnummer. Ruf ihn jetzt an, während du noch in dieser Stimmung bist. Benutz das Telefon im Gästezimmer.«
Carla erhob sich und blickte auf das Stück Papier in ihrer Hand. »Bryce McAndrews – 555 – 6749 .« Sie ging ins Gästezimmer, nahm das schnurlose Telefon und machte es sich auf dem Bett gemütlich.
Mit zitternden Fingern wählte sie die Nummer.
»Hallo?«
»Spreche ich mit Bryce McAndrews?«
»Ja.«
»Hier ist Carla.«
Plötzlich klang seine Stimme sanft und warm. »Ronnies Freundin?«
»Ja.« Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte.
Ein warmherziges Lachen erklang, und Bryce sagte: »Hast du am Freitagabend Zeit?«
»Ja.« Mist, dachte Carla.
Warum bin ich nur so einsilbig?
»Ich hole dich bei Ronnie zu Hause ab, und wir gehen in ein hübsches kleines Restaurant. Man kann dort übrigens auch tanzen. Ich hoffe, dass du gern tanzt. Überlasse alles mir. Sei einfach um sieben Uhr fertig. Okay?«
»Okay.« Ihre Stimme bebte, und Bryce war fasziniert.
»Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mich darauf freue, dich kennenzulernen, Carla.«
»Ich auch«, sagte sie leise.
Bryces Lachen war ansteckend. »Bis Freitag«, sagte er und legte auf.
»Bis Freitag«, erwiderte sie, obwohl die Leitung längst tot war.
Die nächsten Tage war Carla das reinste Nervenbündel. Sie brachte ihre Kinder zu den Pfadfindern oder zum Schwimmunterricht und holte sie wieder ab. Sie kochte Essen, sah fern und besuchte ihre Eltern, während sie innerlich vor Aufregung und Vorfreude so sehr zitterte, dass sie sich wunderte, dass es
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