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Abgründe der Leidenschaft

Abgründe der Leidenschaft

Titel: Abgründe der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Flame
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niemandem auffiel.
    Am Donnerstag ließ sie sich aus einer Laune heraus die Fingernägel lackieren. Schon oft war sie an
Plaza Nails
vorbeigegangen und hatte ab und zu darüber nachgedacht, sich eine Maniküre zu gönnen. Doch bisher hatten die Kosten sie immer abgeschreckt. Wenn ich zu Hause bei den Jungs sein und keinen Vollzeitjob machen will, muss ich mit meinem Geld vorsichtig sein, hatte sie immer gedacht, wenn sie auf dem Weg zum Supermarkt an der Eingangstür vorbeigekommen war.
    Als sie am Donnerstagnachmittag auf dem Weg zum Baseballtraining der Kinder an der Mall vorbeifuhr, gab sie der Versuchung nach. Immerhin ist es eine Investition in meine Karriere, sagte sie sich. Und außerdem hatte sie die drei Fünfzigdollarscheine von Rick in der Tasche.
    Nachdem sie die Jungs also zum Training gebracht hatte, fuhr Carla ins Einkaufszentrum, wo sich eine Nagelpflegerin namens Micki um sie kümmerte.
    Während Micki eine Stunde lang ununterbrochen redete, verlängerte sie Carlas Nägel künstlich und lackierte sie schließlich in einem sanften Violett, das »Flieder im Frühling« hieß. Als Carla ging, bat Micki sie, in einer Woche zur Nagelpflege wiederzukommen – was auch immer das bedeuten sollte.
    »Hey, Mom«, sagte Mike, ihr jüngster Sohn, als sie im Auto nach Hause fuhren. »Du hast da was auf deinen Fingernägeln.«
    »Ich habe sie mir lackieren lassen«, erwiderte sie und blickte zum ungefähr zwölften Mal auf ihre Nägel. »Sieht schick aus, oder?«
    »Ja, schon«, entgegnete Tommy. »Aber damit ist es bestimmt nicht leicht, Pizzateig zu kneten.« Praktische Überlegungen waren Tommys Spezialität. »Sie werden bestimmt ganz klebrig. Wir machen heute Abend doch Pizza, oder? Du hast es versprochen.«
    »Natürlich. Ich habe es versprochen.«
    Am Donnerstagabend, nach der Pizza, verbrachte Carla mehrere Stunden vor ihrem Kleiderschrank und dachte darüber nach, was sie anziehen sollte. Nach ihrem Anruf bei Bryce hatten sie und Ronnie in Ronnies Kleiderschrank in ihrem Haus gesucht, aber nichts in dem Schrank hatte zu dem Anlass gepasst. Während die Jungs ihre Hausarbeiten machten und dann fernsahen, probierte Carla mindestens ein Dutzend Kombinationen aus, wählte Outfits aus und verwarf die Ideen dann wieder. Sie fühlte sich wie ein Schulmädchen vor dem ersten Date. »Ich bin eine Idiotin«, murmelte sie und warf ein sommerliches beiges Strickkleid auf den immer größer werdenden Haufen auf ihrem Bett. Sie nahm das Telefon und begann, Bryces Nummer zu wählen, um das Treffen abzusagen. »Gott, das ist echt albern.« Entschlossen legte sie das Telefon zurück. »Ich kann es immer noch während des Essens absagen.«
    Sie hängte die Kleider zurück in den Schrank, schloss die Augen und nahm eine Bluse vom Kleiderbügel, kombinierte sie mit einem Leinenkostüm und stopfte die drei Kleidungsstücke in eine Umhängetasche, die sie mitnehmen würde. Dann setzte sie sich auf ihr Bett, nahm die Kleider wieder heraus und faltete sie ordentlich zusammen. Sie legte noch ein Paar Sandalen mit flachen Absätzen dazu und tat schließlich alles zusammen wieder in die Tasche.
    Sie warf einen Blick in den Spiegel, bürstete ihr schulterlanges Haar und schüttelte langsam den Kopf. Soll ich früher in die Stadt fahren und mir die Haare machen lassen?, fragte sie sich. Irgendwie fühlte sich das nicht richtig an. Sie hatte keine Ahnung, warum ihre Nägel besser aussehen sollten als ihre Haare, aber es kam ihr falsch vor, eine zu schicke, zu aufwendige Frisur zu haben. »Scheiße«, sagte sie laut. »Das ist lächerlich. Ich mache mir viel zu viele Gedanken.« Sie schob sich eine Strähne hinters Ohr und ging los, um ihren Jungs zu sagen, dass es Zeit fürs Bett war.
    Am nächsten Nachmittag packte Carla für jeden ihrer Söhne eine Tasche. Die drei Jungs würden bei Carlas Eltern übernachten.
    »Bleiben wir bei Gramma?«, fragte ihr Dreizehnjähriger.
    »Ja. Heute Nacht.«
    »Hast du ein heißes Date, Mom?«, fragte BJ , während sie packte.
    »Wie kommst du darauf?«, wollte sie überrascht wissen.
    BJ legte seine Fingerspitzen an die Schläfen und schloss die Augen. »Ich sehe alles und weiß alles«, verkündete er dramatisch.
    Carla hob die Augenbrauen.
    »Tja, Mom: neue Nägel und eine Übernachtung bei Gramma und Grampa. Ich bin kein Kind mehr, weißt du? Ich sehe fern.« Als sie ihn noch immer anstarrte, fügte er hinzu: »Ich habe kein Problem damit. Mütter brauchen auch ihren Spaß. Oprah und Dr.Phil

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