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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Treulose?“
    „Falls Ihr damit Herzog Eberhard meint …“
    „Gibt es noch einen anderen, der sich so ehrvergessen verhielt?“
    „Er würde sich damit begnügen, dass Ihr ihm künftig alle Rechte zubilligt, die er als Herzog von Franken unter Euerm Vater, König Heinrich, genoss. Das betrifft in Sonderheit seine Rechte als oberster Lehnsherr im sächsischen Hessengau. Er wünscht auch, dass Ihr Euch verpflichtet, künftig keinerlei Rechtshoheit über seine Vasallen auszuüben.“
    „Und weiter? Weiter? Ist das schon alles? Nein! Da ist ja noch der Verschwörer gegen den eigenen Bruder. Hat der nicht auch noch etwas zu fordern?“
    „Euer Bruder, Herr Heinrich, sieht sich um seinen Anspruch aus der Hausordnung gemindert, die Euer Vater vor zehn Jahren erließ. Er würde sich angemessen entschädigt sehen, wenn er das Herzogtum Sachsen oder zumindest die Nordmark mit seiner Festung Merseburg erhielte.“
    „Ich weiß, was der unverschämte Bengel für angemessen hält. Das also steht hier in euerm
pactum mutuum.
Fehlt noch etwas?“
    „Ich erlaubte mir, einen Punkt hinzuzufügen, der die Kirche betrifft.“
    „Ihr meint, dass die Gelegenheit günstig ist. Sagt Euch: Wenn man schon den König in Stücke reißt, dann will ich auch eines davon haben!“
    „Ich hätte dies sonst bei der nächsten Gelegenheit ebenfalls vorgebracht“, sagte Friedrich mit Würde. „Ihr wisst, dass ich als Erzbischof von Mainz, wie es Tradition ist, diesseits der Alpen den Heiligen Vater in Rom als Vikar vertrete. Ihr solltet künftig die Bestätigung des Papstes einholen – oder meine als seines Stellvertreters, wenn Ihr Bischöfe ernennt und …“
    |271| „Genug!“, schrie Otto. Er sprang auf und schleuderte die Pergamentrolle auf den Zeltboden. In sprachloser Wut gab er ihr noch einen Fußtritt, der sie in eine Ecke des Zeltes beförderte.
    „Ihr seid also nicht einverstanden“, sagte der Erzbischof, noch immer beherrscht. „Doch wiederhole ich Euch: dies war in schwierigen Verhandlungen, bei denen mir mehrmals mit Abbruch gedroht wurde, dass Äußerste, was zu erreichen war.“
    Otto stapfte im Zelt auf und ab, die Hände auf dem Rücken knetend.
    „Ich hatte Euch ausdrücklich aufgetragen, dass Ihr mit Zugeständnissen nicht zu weit gehen solltet!“
    „Hätte ich dies alles nicht zugestanden, wäre ich mit leeren Händen zurückgekommen“, verteidigt sich Friedrich.
    „Stattdessen kommt Ihr mit diesem schändlichen Machwerk! Handelt Ihr so in meinem Auftrag?“
    „Ich handelte nicht in Euerm Auftrag, König. Ich war unabhängig. So war es ausgemacht.“
    „Unabhängig? Das habt Ihr wohl missverstanden. Was immer Ihr unternehmt – Ihr seid einem Höheren verantwortlich!“
    „Das bestreite ich nicht. Und ich gehorche diesem Höheren.“
    „Ihr habt ihn schmählich hintergangen!“
    „Gott, meinen Herrn?“
    „Den König! Den König! Den König!“, schrie Otto. „Kennst du deine heiligen Bücher nicht, Pfaffe?“
    Der Erzbischof erhob sich nun auch, am ganzen Leibe zitternd.
    „Ich kenne sie! Kein einziges Wort ist mir unbekannt.“
    „Nein, du kennst sie nicht!“ Otto blieb vor ihm stehen und durchbohrte ihn mit seinem funkelnden Blick. „Sonst wüsstest du, was da geschrieben steht. Ich weiß es, denn oft genug hörte ich es euch Pfaffen predigen. ‚Seid um des Herrn willen untertan aller menschlichen Ordnung – und dem König, als dem Obersten!‘ Hast du das nie gehört, Erzbischof Friedrich?“
    „Es steht bei Petrus, im zweiten Brief.“
    „Sieh an, er weiß es! Aber es scheint ihn nichts anzugehen! Und kennst du auch dies? ‚Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne Gott. Wo aber Obrigkeit ist, da ist sie von Gott verordnet!‘ Das ist euch doch auch nicht unbekannt.“
    „Dreizehnter Römerbrief“, murmelte Ruthard.
    |272| „Sehr gut. Nein, umso schlimmer! Ihr kennt eure heiligen Bücher und tut das Gegenteil von dem, was sie vorschreiben. Antwortet mir: Wer ist eure Obrigkeit? Wer ist die Obrigkeit, die Gott über alle gesetzt hat – alle! Auch über Priester, Bischöfe, Erzbischöfe! Der König! Darf man ihn hintergehen? Darf man ihm schaden? Ihn betrügen?“
    „Euch zu schaden, war nie meine Absicht!“, keuchte der Erzbischof. „Ich wollte, damit endlich Frieden wird …“
    „Frieden? Du wolltest Frieden schaffen? Das wagst du mir höhnisch ins Gesicht zu sagen? Indem du mir ein Stück meines Reiches abreißen lässt?

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