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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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das ja längst. Man nennt noch heute den Frankenkönig Karl nicht umsonst den Großen. Er duldete keine Machthaber zwischen sich und den Grafen, seinen Vertrauensmännern. Keinen König Desiderius in Italien, keinen Bayernherzog Tassilo, keinen Sachsenherzog Widukind. Von Anfang an war mir das klar: Mit fünfzig Grafen regiert es sich besser als mit fünf Herzögen. Auch der Graf hat Macht, aber nicht zuviel … was soll er tun, wenn man |313| sie ihm wieder nimmt? Es reicht nicht, um den König herauszufordern. Anders der Herzog … er ist ja schon fast ein König, wenn er genügend Rechte angehäuft hat. Er macht, was er will, der König ist weit … und wozu braucht er den überhaupt? Der Graf ist ein kleines Raubtier, nicht gefährlicher als Katze, Marder und Wiesel – der Herzog dagegen ist ein Wolf, ein Bär, ein Löwe. Und wenn solches Getier auf Erden sein Wesen treibt – was nützt es dem Adler, dass ihm der Himmel gehört?“
    „Und was habt Ihr jetzt vor?“, fragte Hadalt. „Wer wird nun die Herzogtümer Franken und Lothringen regieren?“
    „Ein Herzogtum Franken gibt es nicht mehr … es ist mit Eberhard zugrunde gegangen. Ich schaffe es ab. Alle Vorrechte, die er besaß, ziehe ich an mich und lasse in Franken nur noch Grafen zu. Habe ja zuverlässige Leute dort … Udo, Kurzbold, den Roten. Was aus Lothringen wird, werden wir sehen. Zunächst einmal muss ich den ‚Überseeischen‘ los werden, der noch mit seinen Haufen bei Metz stehen soll, notfalls mit Hilfe seiner feindlichen Vasallen, meinem Schwager Hugo Magnus und dem Grafen von Vermandois. Dann setze ich einen Verweser ein, ich denke an einen entfernten Verwandten, den Grafen Otto von Verdun. Und schließlich ist da ja noch mein Neffe, Gerbergas und Giselberts ältester Sohn, neun Jahre alt. Ich werde ihn an den Hof holen und ihn mir zurecht schleifen wie einen rohen Edelstein … so wie ich es mit dem kleinen König von Hochburgund tue. Dann mache ich ihn zum Herzog, doch mit sehr eingeschränkten Befugnissen. Nur damit er als Schmuckstück in meiner Krone glänzt.“
    „Ein guter Plan“, sagte der Kämmerer und fiel verständnisinnig in das Gelächter des Königs ein. „Aber wird ihn Eure Schwester, die Herzogin, billigen? Man hört dies und das … von gewissen Beziehungen … Sie soll ja längere Zeit in Laon mit dem König Ludwig …“
    „Sprich es nur aus. Vermutlich ist sie seine Geliebte. Das heißt, sie
war
es, denn wenn Giselbert das duldete – ich werde es nicht tun. Sie untersteht nun nach altem Recht wieder der Munt des Oberhauptes ihrer Familie, das heißt der meinigen. Und ich habe mich auch, was sie betrifft, schon entschieden. Warum sollte ich sie in ein Kloster schicken? Dort könnte sie mir nicht mehr nützlich sein. Der Herzog von Bayern, Berthold, ist kürzlich Witwer geworden und sucht wieder eine Frau. Ich hätte also eine Witwe für ihn.“
    |314| „Vortrefflich! Sie ist ja noch jung und wahrhaftig eine Schönheit. Allerdings – wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf – eine, die klug ist und ihren eigenen Willen hat.“
    „Darin nehme ich es mit ihr auf. Ich kenne sie gut, sie wird sich sträuben. Doch damit wird sie mich nicht beeindrucken. Ich werde ihr Raban schicken – mit meinem Befehl, sich hier mit den Kindern einzufinden. Er ist ein wackerer Kerl, wird sich nicht von ihr beschwatzen lassen und sie gleich mitbringen. Danach werde ich sie nicht mehr fortlassen. Und spätestens Ostern lade ich Berthold nach Quedlinburg ein und alles wird festgemacht. Mutterfreuden sind ihr gewährt, sie hat schon vier Kinder und wird weitere haben. Ein Sohn von Berthold kommt an meinen Hof, wird zugeschliffen und später Herzog von Bayern. Noch ein Edelstein in meiner Krone!“
    „Ihr denkt weit voraus …“
    „Ein dritter wird schließlich für mich in Schwaben glänzen … das ist eine Neuigkeit für dich. Ich habe mit Herzog Hermann beim Abschied vereinbart, dass wir, wenn hier alles getan ist, unsere Kinder miteinander verloben – meinen Liudolf und seine Tochter Ita. Vielleicht treffen wir uns dazu noch vor Weihnachten. Mit der Heirat hat es Zeit, Liudolf ist ja erst neun, die Kleine sechs Jahre alt. Doch mit der Verlobung wird alles geregelt. Wenn Hermann abtritt – er behauptet, er sei noch nicht vierzig, soll aber schon älter sein – dann wird Liudolf ihm nachfolgen.“
    „Gottes Segen ruht auf einer Familie mit so viel Königsheil“, sagte der Kämmerer beeindruckt.
    „Aber das ist noch nicht

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