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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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ausplündern. Aber die zählen ja nicht zum Volk.“
    „Ich hoffe, dass er dabei nicht mitgetan hat. Wenn aber doch, dann hat er dafür gebüßt.“
    Sie schwiegen eine Weile verstimmt.
    „Ein Gutes hat sein Tod immerhin“, nahm Kurzbold dann das Gespräch wieder auf. „Ihr Zauderer habt endlich begriffen! Auf euern Burgen habt ihr gehockt und abgewartet, wie es ausgeht … du und dein Bruder Hermann, der Herzog von Schwaben. Nur nicht zu früh Partei ergreifen! Da musste erst einer von unserer Sippe sterben, damit die Erschütterung euern trägen Verstand in Bewegung setzte.“
    „Spar dir solche Beschimpfungen! Konnten wir ahnen, was da passierte? Wir Konradiner waren nicht immer Freunde der Sachsen und der Liudolfinger …“
    „Aber bei ihnen ist jetzt die Krone! Das Haupt der Konradiner, der König, wollte es so. Und einer von uns – sein Bruder, Vetter |141| Eberhard – übergab Ottos Vater die Reichsinsignien. Was, zum Teufel, ist in ihn gefahren, dass er jetzt, fast zwanzig Jahre später, mit dem da oben auf der Burg gemeinsame Sache gegen den König macht?“
    Graf Udo seufzte nur bekümmert.
    „Ein Wirrkopf ist er“, beantwortete Kurzbold selbst seine Frage. „Der Klügste war er nie, aber jetzt ist sein Hirn nicht mehr wert als ein verschimmelter Käse. Er war mal ein tapferer Kerl, jetzt ist er nur noch geschwätzig und eitel. Ist beleidigt wegen der Geschichte in Magdeburg. Was wäre von ihm zu erwarten? Will er König werden? Ein übler Scherz wäre das. Das Reich ist ein schlecht gebautes Haus, die Pfosten sind windschief, die Balken krumm. Der nächste Sturm kann es umwerfen. Der da – Otto – hält es mit seinen breiten Schultern noch aufrecht. Nun stell dir Eberhard als Hauptpfeiler vor. Das Haus würde auf der Stelle zusammenbrechen!“
    „Das mag wohl wahr sein“, brummte Graf Udo.
    „Ich kenne ihn gut und lange genug“, fuhr Kurzbold fort. „Wann immer er etwas anfing, blieb er auf halbem Wege stecken. Auch jetzt macht er halbe Sachen … verschwört sich und lässt seinen Mitverschworenen da oben allein. Nimmt den Bruder des Königs als Geisel und glaubt, damit hat er genug getan. Sitzt auf einer seiner Burgen, versteckt sich, macht sich unsichtbar. Und hier fällt die Entscheidung über das großartige Unternehmen!“
    „Mir soll es recht sein, dass es auch ihn trifft“, sagte Graf Udo mit düsterer Miene. „Wenn ihn aber der König nicht straft, werde ich es tun. Ihm hatte ich meinen Sohn anvertraut, er ist nicht weniger schuldig als Thankmar. Auch seinetwegen ist Gebhard ums Leben gekommen. Und das ist meine Sache, als Vater und Rächer. Wenn die Zeit kommt …“
    In diesem Augenblick erhob sich irgendwo auf der Höhe des Eresbergs ein Geschrei. Es setzte sich gleich darauf unten in der Ebene fort, von einem Haufen des Kriegsvolks zum anderen bis zu den am Entferntesten Lagernden. Es waren Jubelrufe, Freudenschreie, Triumphgebrüll. Fäuste wurden gereckt, Fahnen geschwenkt, Helme, Kappen und Strohhüte in die Luft geworfen.
    „Sie haben das Tor geöffnet! Sie ergeben sich! Die Unseren sind schon drinnen! Heil dem König!“

|142| 21
    Alles geriet in Bewegung. Wer sich der Hitze wegen um einige Kleidungsstücke erleichtert hatte, beeilte sich, sie wieder anzulegen, seinen Wehrgurt umzuschnallen, Lanzen und Schilde aufzunehmen. Niemand wollte zu den Letzten gehören, die als Sieger in die Eresburg einzogen. Die Anführer rannten umher und bellten Befehle. Trompeter schmetterten die Signale zum Sammeln und Antreten. Pferde wurden gesattelt, doch am Zügel geführt, damit sie im Gedränge, auf dem ansteigenden steinigen Weg nicht ausglitten und abstürzten. Ein fröhliches Stimmengewirr erhob sich, die Männer riefen sich Scherzworte zu, umarmten sich. Zufrieden und erleichtert waren alle, weil es ihnen erspart blieb, bei dieser mörderischen Hitze zu kämpfen, und weil es nun Aussicht auf ein Siegesmahl und ausgiebige Ruhe gab. Die aufgeregte Masse der Menschen und Tiere trampelte den Berg hinauf.
    König Otto war unter den Letzten, die das weit geöffnete Tor der Eresburg erreichten. Erst hier setzte er den Helm auf, befestigte sein Schwert am Wehrgurt, ließ sich den Purpurmantel um die Schultern hängen und bestieg seinen Rappen. Krieger mit Fahnen und Feldzeichen bildeten eine Gasse für ihn.
    Auf der weiträumigen Plattform des Tafelbergs, die die Eresburg bildete und von Süden nach Norden noch einmal etwa hundert Fuß anstieg, waren die Spuren der letzten Kämpfe

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