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Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig

Titel: Abgründe der Macht - Roman über einen Sachsenkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Franken und Sachsen Frieden sei.“
    „Gut gesprochen!“, rief Heinrich und schüttelte die Hand, die ihm der Herzog entgegen hielt. „Ihr werdet in mir einen milden König haben und Euch in meiner Gnade sonnen. In diesem Jahr ist es zu spät, um zu handeln. Odda ist jetzt auch zu stark, er wird sich nicht ein zweites Mal überrumpeln lassen. Warten wir den Winter ab. Bis zum Frühjahr werden die nötigen Vorbereitungen getroffen und eine mächtige Schwureinung bereit sein. Ihr erhaltet dann Botschaft und Befehle von mir. Aber noch einmal: Dies ist der geheime Teil unserer Vereinbarung. Kommen wir nun zum öffentlichen.“
    „Besteht Ihr wirklich darauf? Auch jetzt noch?“, stöhnte der Herzog, der gehofft hatte, dass seine Willfährigkeit ihm wenigstens die Demütigung ersparen würde.
    „Ja, Herzog“, sagte der Sachsenprinz. „Ich bestehe darauf. Der Kniefall wird ja die erste Probe sein, mit der Ihr mir Eure Reue und aufrichtige Gesinnung beweisen werdet. Geht nun. Bereitet alles vor!“

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    Erzbischof Friedrich erreichte nach einem scharfen Ritt noch am selben Abend, wie erhofft, die Pfalz Fritzlar. Er war sehr erschöpft, denn Heinrich, der ihn begleitete, gab seinem Pferd im Wohlgefühl der wiedererlangten Freiheit immer wieder den Sporn und der kleine Trupp mit den Begleitern des hohen Geistlichen hatte Mühe zu folgen. Vom Pfalzgrafen, der sie empfing, erfuhren sie, dass König Otto mit seinem Heer ganz in der Nähe weilte und, keine fünfzehn Meilen entfernt, in dem kleinen Königshof Kassel Quartier bezogen hatte. Von dort aus, hatte der Graf erfahren, sollte es auf der Straße über Rohr, Bamberg und Roßstall nach Regensburg gehen.
    Es war beschlossen worden, dass Herzog Eberhard, der sich vor Heinrich mit Anstand auf die Knie niedergelassen, sein Sprüchlein aufgesagt und die großmütige Verzeihung des Siebzehnjährigen erhalten hatte, erst zwei Tage später von der Motte des Goderam aufbrechen sollte. Die beiden Fürsprecher wollten vor ihm beim König sein, um den Boden für seine Begnadigung zu bereiten. Sie befürchteten, aufkochender Zorn beim plötzlichen Anblick des fränkischen Aufrührers könnte Otto für ihre Erklärungen und Beschwichtigungen taub machen.
    In aller Frühe brachen sie auf und erreichten das Heerlager noch vor dem Abmarsch, der erst am nächsten Morgen erfolgen sollte. Der König wurde sogleich benachrichtigt und empfing sie. Heinrich hatte erwartet, dass ihm sein Bruder entgegen eilen und ihn freudig umarmen würde. Aber Otto trat nur zwei Schritte vor sein Zelt und blickte ihm mit kühler Miene entgegen. Er umarmte ihn zwar, doch nur kurz und förmlich, und wandte sich dann gleich dem Erzbischof zu, mit dem er nach einem Händedruck ein langes Gespräch begann. Erst später, beim Becher nach dem Mahl, ließ er sich von Heinrich berichten und befragte ihn streng zu seiner Abwesenheit beim Hoftag in Stela und zu den Räubereien und Brandschatzungen im sächsisch-fränkischen Grenzgebiet. Heinrich behauptete, nur einmal dabei gewesen zu sein, weil die Franken ihm Pferde gestohlen hatten, und schob die ganze Schuld an den Übergriffen auf Bruning, der nicht mehr belangt werden konnte, weil er dabei zuletzt ums Leben gekommen war. Noch peinlicher wurde es, als Otto wissen wollte, wie sein Bruder zu den vielen goldenen und silbernen Gegenständen gekommen war, die Thankmars Leute in |169| Belecke gefunden und mitgeschleppt hatten und die er ihnen auf der Eresburg wieder abnehmen konnte. Heinrich log, keine Ahnung von solchen Schätzen zu haben. Otto sagte, er glaube ihm, doch werde man die Angelegenheit noch untersuchen.
    Was Herzog Eberhard betraf, so wollte der König von einer Fürsprache zu seinen Gunsten nichts wissen. Zu klar lag für ihn dessen Schuld zutage. Nach den Verhören auf der Eresburg und der Frankenfestung Laer konnte er keinen Zweifel mehr haben, dass der Konradiner sich mit Thankmar zu seinem Sturz – wenn nicht zu seiner Ermordung – verschworen hatte. Jeden Versuch der beiden Fürsprecher, Eberhards Verhalten zu beschönigen oder wenigstens teilweise zu rechtfertigen, wies er schroff zurück. In Heinrichs Entführung sah Otto nur den Beweis für die Absicht des Frankenherzogs, alle Liudolfinger zu beseitigen.
    Die beiden Fürsprecher gaben aber nicht auf und während am nächsten Morgen ein Heerhaufen nach dem anderen abrückte, blieben sie an der Seite des Königs, der den Abmarsch beobachtete und Befehle erteilte. Immer wieder brachten sie

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