Abgründe (German Edition)
nebeneinander her und er hoffte, dass wenigstens ihr die Fische gefielen.
»Also. Wie laufen deine Dates für gewöhnlich so ab?«
Ethan sah ertappt auf. »
Evangeline lachte leise. »Ich verstehe schon. Wie lange, sagtest du, ist deine letzte richtige Beziehung her?«
Ethan wandte den Blick ab und fand sich Auge in Auge mit einem Seepferdchen, das durchs Wasser schwebte wie ein großes Fragezeichen. »Ewig.«
»Also, so wirst du dein Aufreißerimage nie los, Detective!«
»Evangeline, bitte !« Ethan blieb stehen und sah seiner Begleitung in die Augen. »Hör endlich auf, mich Detective zu nennen.«
Evangeline erwiderte seinen Blick, dann verzogen sich ihre vollen Lippen zu einem Lächeln. »Ich kenne Typen wie dich. Du bist es gewöhnt, zu kriegen, was du willst. Aber ich werde keine deiner Trophäen sein. Wenn du eine Chance bei mir willst, zeig mir den wahren Ethan.«
Damit ging sie weiter und sah sich das Becken zu ihrer Linken an, als wäre nichts gewesen. Ethan blickte ihr einen Moment lang hinterher. Er war sich nicht sicher, ob sie das wirklich wollte. Den wahren Ethan kennen lernen.
-23-
Ames stand vor der Toilettentür und lauschte belustigt ihrem Flehen. Manchmal fragte er sich, warum alle Frauen gleich reagierten, wenn sie ihn trafen. Ob es einfach nur typisch weibliche Floskeln waren, die sie dann von sich gaben oder ob sie wirklich glaubten, dieses Gejammer und Gebettel würde einen Vergewaltiger davon abhalten, sie zu missbrauchen, einen Dieb davon, sie auszurauben oder einen Mörder davon, sie zu töten.
Er fuhr noch einmal mit dem Feuerzeug über die Tür und verursachte wieder dieses bedrohliche Scharren. Aus dem Inneren der Kabine hörte er seine neue Freundin schnaubend atmen. Ganz offensichtlich hatte sie Angst.
»Bitte...«
Ames lachte leise und spürte, wie es ihn erregte, dass sie ihn bat, aufzuhören. Scheinbar wusste sie genau, wer die Macht hatte. er das Opfer war, wehrlos eingesperrt auf einer verdreckten Raststättentoilette. Er musste grinsen. Sie war klug. Ein kluges Mädchen.
Ein letztes Mal kratzte er mit dem Feuerzeug über die lackierte Tür und begann dabei, leise mit ihr zu sprechen. »...Weißt du, wer ich bin?«
»Nein!«
»Sie nennen mich die Resort City-Bestie ...« Verdammt, er liebte diesen Namen.
Ein erschrockenes Keuchen von der anderen Seite der Tür.
»Keine Angst. Ich bin nicht so, wie sie sagen.«
»Nicht?« Ihre Stimme war brüchig und zittrig.
»Nein. Ich töte nicht wahllos .«
»Dann lassen Sie mich leben? Ich... ich kenne Sie nicht! Ich kenne Ihre Stimme nicht! Wenn Sie mich töten, dann wäre es völlig wahllos, also-«
»Falsch.«
Sie fing augenblicklich an zu weinen und Ames warf einen Blick zurück in den Waschraum. Er hoffte inständig, dass niemand kommen und ihm den Spaß verderben würde. Doch er war guter Dinge: Es war nach einundzwanzig Uhr und die meisten Menschen saßen um diese Zeit zu Hause vor dem Fernseher oder lagen im Bett. Und ganz bestimmt war niemand so dumm, sich jetzt auf einsamen Raststätten herum zu treiben. Erst recht nicht in Zeiten der Resort City-Bestie. Niemand außer der kleinen Miss Heulkrampf.
»Wie heißt du?« Ames versuchte es auf die sanfte Tour. In Wahrheit kannte er ihren Namen längst.
»Ro... Rose ...«
-24-
»Weißt du, ich finde Fische eigentlich ziemlich langweilig«, erklärte Evangeline lächelnd.
Es war spät abends, als Ethan sie in Salem absetzte. Sie lebte in einem verspielten Haus im viktorianischen Stil, das eigentlich nicht in die Gegend passte.
So wenig, wie sie in dein Leben passt, schoss es ihm durch den Kopf. Doch trotz des eher mittelmäßigen Dates hielt seine Faszination für sie an.
»Dann sag mir etwas, das dich nicht langweilt. Fürs nächste Mal.«
»Wer sagt, dass es ein nächstes Mal gibt?« Sie grinste ihn an und stieg aus dem Wagen.
Ethan schüttelte den Kopf. Sie war unglaublich.
»Hol mich am Freitag Abend von der Arbeit ab!« Sie warf ihm einen Handkuss zu, dann verschwand sie zwischen dichten Rosenbüschen, die die Zufahrt zu ihrem Haus flankierten.
-25-
Roxanna wusste selbst nicht, warum sie ausgerechnet in dieser Situation den Namen benutzte, den ihr Lance gegeben hatte. Sean, ihr Mann, nannte sie immer nur Roxie. Bis auf Lance nannten sie eigentlich alle nur Roxie.
»Rose...«, wiederholte der perverse Drecksack von der anderen Seite der Tür. »Ein wirklich schöner Name...«
Roxanna wischte sich die Tränen weg, doch es half nichts.
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