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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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muss so gewesen sein«, sagte Gladys und erklärte weiter: »Das ist die einzig mögliche Verbindung zwischen den Opfern. Das, wonach wir die ganze Zeit gesucht haben.«
    Ethan gab ihr Recht. Es gab keine Mordserie ohne Verbindung zwischen den Getöteten. Manchmal war der Zusammenhang offensichtlich – bestimmte äußerliche Merkmale, Mitglieder einer speziellen Familie oder einer bestimmten Gruppe. Viel seltener kam es vor, dass die Gemeinsamkeiten nicht so offenkundig waren und erst nach langer Überlegung ins Auge stachen. Dies schien für die Opfer ihres Serienmörders zu gelten.
    »Vielleicht haben wir es mit so einem Bibelfanatiker zu tun. Er hat eine Diebin, eine Spielsüchtige und eine eventuelle Mörderin getötet«, überlegte Ethan.
    »Ist Spielsucht eine Sünde?« Donovan sah ihn fragend an.
    Ethan atmete nachdenklich aus und blickte herüber zu Jaidens offenem Grab, das nur mehr ein Loch im feuchten Erdreich war.
    »Zumindest Habgier ist eine. Sogar eine Todsünde, um genau zu sein«
    Donovan blickte Ethan überrascht an. »Woher weißt denn du so was?«
    Ethan zuckte mit den Schultern. »So was weiß man doch.« Seine Antwort klang ausweichend und genau das beabsichtigte er. Er schaute erst Gladys an, dann wieder Donovan, der zweifelnd den Kopf schüttelte.
    »Ich bin erzkatholisch erzogen worden und weiß es nicht mehr. Kennst du noch mehr solche Todsünden?«
    Ethan lachte kurz. Ja, er kannte eine Menge Sünden. »Es sind ja nicht wirklich Todsünden . Sie werden so genannt, aber eigentlich sind es nur die schlechten Charaktereigenschaften, aus denen Sünden entstehen .« Er dachte kurz nach. »Völlerei... Neid und Zorn...«
    »Hochmut und Faulheit«, ergänzte Gladys.
    Donovan nickte anerkennend.
    »Und Wollust «, vervollständigte Ethan ihre Überlegung.
    »Diebstahl und Spielsucht passen beide zu Habgier«, grübelte Donovan. »Oder aber zu Neid.«
    »Ich werde mit einem Bibelforscher sprechen.« Gladys löste sich aus der kleinen Gruppe der Ermittler und ging auf das Grab zu. »Doch zuerst mal prüfen wir, ob Albert Jaiden wirklich getötet wurde.«

-28-
     
    Wieder einmal wollte die Zeit einfach nicht vergehen. Ethan saß an seinem Schreibtisch, trank bereits die dritte Dose Red Bull und wartete auf ein Lebenszeichen aus der Forensik, doch das Telefon wollte einfach nicht klingeln. Sein Blick fiel auf die Wand, an der die Fotos aller Mordopfer aufgereiht hingen.
    Die hübsche, aber verschlagen dreinblickende Grace Mitch, die gutmütig schauende Tiffany Jaiden und Ava Draper. Ava lächelte auf dem Foto, doch ihre Augen waren leer. Sie hatte das kinnlange Haar zurückgekämmt und große, glitzernde Kreolen zierten ihre Ohren. Vermutlich gestohlener Schmuck. Alle drei Frauen hatten äußerlich wirklich nichts gemeinsam. Man konnte nicht einmal behaupten, dass sie alle gleich hübsch waren.
    Ava Draper stach hervor und ließ die anderen beiden gnadenlos verblassen. Ihr schwarzes Haar und die helle Haut gaben ihr schneewittchenhafte Züge, die dunklen Augen ließen sie geheimnisvoll wirken. Wäre Ethan ihr auf der Straße begegnet, hätte er sie nicht für einunddreißig gehalten. Obwohl ihr Gesicht von all dem Ärger mit Rusty Hilbredge gezeichnet war, hatte sie etwas seltsam Unschuldiges und Jugendliches an sich, was ihn an Madison erinnerte. Der Gedanke an Maddi versetzte Ethan einen schmerzhaften Stich. Er hasste es, dass sie sich fürchtete und er ihr diese Furcht nicht nehmen konnte. Er nahm sich vor, heute rechtzeitig aus dem Büro zu kommen, um noch einmal mit ihr zu sprechen.
    Endlich klingelte das Telefon – lauter als sonst, wie es Ethan vorkam. Vielleicht lag es daran, dass er mit den Gedanken in Madisons stiller Welt war, in der es außer Furcht und Zorn nichts gab. Sie ließ sich schon von dem leisesten Geräusch aus der Bahn werfen, wenn es ihr unbekannt war. Früher, kurz nach Wilbur Birchs Verhaftung, hatte sie ihn oft nachts aus dem Bett geklingelt, weil irgendein Laut von draußen sie in Angst und Schrecken versetzt hatte. Sie hatte geglaubt, Birch sei ausgebrochen, um sie zu finden. Ethan war nach jedem ihrer Anrufe zu ihr gefahren, hatte die ganze Klinik in Aufregung versetzt und nicht eher Ruhe gegeben, bis er sicher gewesen war, dass nirgends eine Gefahr für das traumatisierte Mädchen lauerte.
    Mittlerweile kamen keine Anrufe mehr. Ethan hoffte, dass es an den Fortschritten lag, die sie machte und sie nicht etwa das Vertrauen in ihn verloren hatte. Das Telefon klingelte

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