Abgründe (German Edition)
noch kürzeren Röcken versuchten, sich ihre tägliche Ration Crystal Meth oder ihren Schuss Heroin zu finanzieren.
»Hey, Ethan…«
Er blickte auf und direkt in Cara-Mias Gesicht, das halb von einer riesigen Sonnenbrille mit weißem Plastikgestell verdeckt wurde.
Er wünschte, die Huren würden seinen Namen nicht kennen, aber er war so dumm gewesen, bei einem seiner ersten Besuche seine Dienstmarke dabei zu haben. Das Mädchen von jenem Abend hatte sie entdeckt und seitdem wussten sämtliche Prostituierten von Virginia Beach, wer er war. Glücklicherweise konnten sie es sich nicht erlauben, ihm Ärger zu machen, wenn sie nicht wegen Prostitution im Gefängnis landen wollten.
Cara-Mia lächelte schief und Ethan sah, dass ihr linkes Auge zugeschwollen war, obwohl sie versuchte, es durch Make Up zu verbergen. Beinahe hätte er sie nach dem Kerl gefragt, der sie geschlagen hatte, doch er verkniff es sich. Er war nicht im Dienst, es ging ihn nichts an. Stattdessen lächelte er kurz zurück und setzte seinen Weg fort. Cara-Mia war nicht das, was er jetzt brauchte.
»Ethan«, rief sie ihm hinterher. »Ethan, komm schon! War ich dir letztes Mal nicht gut genug?«
Er schüttelte den Kopf und ging einfach weiter. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit ihr zu diskutieren, denn sie ließ nie locker. Manchmal gefiel es Ethan, seine Fantasien mit der unterwürfigen Cara auszuleben, doch was er heute wollte, war eine Frau wie Jillian Cherry. Ein wasserstoffblondes Monster.
Er sah sich weiter um und grüßte das ein oder andere bekannte Mädchen kurz. Dann entdeckte er Jilly. Sie stieg gerade aus einem alten Buick und verabschiedete sich von einem südamerikanisch aussehenden Freier. Ethan setzte seine Sonnenbrille wieder auf und kam näher.
»Jilly?«
Jillian drehte sich grinsend um und musterte Ethan interessiert. »Lange nicht gesehen, Boss.« Sie nannte ihn immer so. »Was gibt es? Kann ich dir etwas Erleichterung verschaffen oder stattest du uns beruflich einen Besuch ab?«
»Hab' ich das je getan?« Es war eine stille Vereinbarung zwischen ihm und den Huren, dass er sie nicht verpfiff und sie ihn nicht verpfiffen. Ethan musterte Jillians lange Beine, während er fortfuhr: »Hast du einen Moment?«
Das Gespräch vorab war Ethan immer etwas unangenehm, weshalb er sich mit der Zeit eine handvoll Mädchen gesucht hatte, zu denen er regelmäßig ging. Sie wussten von seinen Vorlieben und das ersparte ihm lästige Fragen.
»Für dich immer.« Jilly hielt ihm die Hand mit den krallenartigen Nägeln hin und Ethan ergriff sie. Wie ein Liebespaar schlenderten sie gemeinsam zum nahe gelegenen Blue Sunset Motel.
Jillian zählte das Geld, das Ethan ihr wortlos gereicht hatte. Ein billiges, versilbertes Armband mit Herzchenanhänger klimperte an ihrem Handgelenk, als sie die Scheine in ihre Rocktasche steckte. Sie lächelte zufrieden, dann betraten sie das Zimmer.
Drinnen änderte sich Ethans Miene und wurde streng. Auch Jilly lächelte nicht mehr. Sie sah ihn ernst, fast ängstlich an. Beide wussten, worum es in diesem bizarren Rollenspiel ging.
»Ausziehen«, befahl Ethan und verriegelte die Tür.
Jilly verschränkte die Arme, sah ihn trotzig an und schob ihre grell geschminkte Unterlippe nach vorn.
»Na los!« Ethan packte Jilly an den Oberarmen und zerrte sie zum Spiegel. Er legte ihr eine Hand unters Kinn, zwang sie, sich anzusehen und vermied es, selbst hineinzusehen.
»Was siehst du, he?? Glaubst du, ich bin hier, um mir dein angemaltes Gesicht anzugucken?«
Jilly kniff ihre katzenartigen Augen zusammen und löste sich aus seinem Griff. Ethans Blick folgte ihr, während sie zum Bett stöckelte und mit dem Rücken zu ihm stehen blieb.
»Worauf wartest du?« Ethan lehnte sich an die dünne Wand des Motels und hatte das Gefühl, dass sie bedrohlich nachgab. Er beobachtete Jilly, wie sie ihr rotes Tank-Top auszog.
»Weiter!«
Jillian öffnete den Reißverschluss ihres Rocks, dann streifte sie ihn langsam und verführerisch ab. Ethan schluckte, als er das kleine Totenkopf-Tattoo auf ihrer linken Pobacke entdeckte. Es war neu, die Haut um die Ränder war gerötet und es lag ein wenig auf.
»Mach schon. Die Wäsche auch noch.« Ethan wischte sich nervös über die Stirn. Er war nicht bei der Sache. Seine Augen wanderten zum Fenster. Irgendwo da draußen lief die Resort City-Bestie frei herum, während er versuchte, sich mit Jillian zu vergnügen. Scheiße. Wenn er es heute Abend mit Evangeline nicht versauen
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