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Abgründe (German Edition)

Abgründe (German Edition)

Titel: Abgründe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadine d’Arachart
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Kerl klug ist und dass er sich ganz besonders sicher fühlt, wenn er diese Frauen anspricht, sich ihnen nähert und wenn er am Ende ihre Leichen an öffentlichen, belebten Orten ablädt. Was aber bringt diesen Mann dazu, sich so sicher zu fühlen?« Er machte eine kurze, dramatische Pause und überblickte die Menge von Reportern, die Schweißflecken auf den Hemden der Mikrofonhalter und die sensationsheischenden Gesichter der TV-Korrespondenten. Dann richtete er sich auf, wissend um die beeindruckende Wirkung seiner fast Einsneunzig.
    »Er weiß, dass die Bürger in einer friedlichen Stadt wie Virginia Beach dazu neigen, arglos zu sein. Dass ältere, allein stehende Frauen wie Tiffany Jaiden keine Angst haben, einem Fremden die Tür zu öffnen. Ich, als leitender Detective der Mordkommission, kann Sie heute also maßgeblich um eine Sache bitten: Seien Sie nicht mehr leichtsinnig, bis wir den Täter gefasst haben. Seien Sie misstrauisch. Öffnen Sie nicht die Tür, wenn Sie niemanden erwarten. Sehen Sie zweimal hin, wenn Ihnen etwas seltsam vorkommt. Schließen Sie sich ein und gehen Sie nach Möglichkeit nicht mehr allein auf die Straße. Achten Sie auf sich selbst und auf Ihre Mitmenschen. Helfen Sie uns, der Resort City-Bestie etwas entgegen zu setzen. Danke.« Bevor die Reporter ihn mit Fragen löchern konnten, fügte er hinzu: »Meine Kollegin Gladys Larkin wird Ihnen jetzt noch eine ungefähre Beschreibung des Mannes geben, nach dem wir suchen.«
    Er trat einen Schritt zurück und nickte Gladys zu, die wie auf Knopfdruck die wissenschaftliche Kälte an den Tag legte, die er immer bewundern und nie verstehen würde. Er sah den Gesichtern der Anwesenden an, dass sie sich jetzt alle wie kleine Ermittler fühlten. Genau das hatte er erreichen wollen, auch wenn er sich jetzt auf ein Donnerwetter vom Bürgermeister gefasst machen musste. Donovan kam mit einem leichten Grinsen auf den Lippen zu ihm herüber und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Clever.«

-33-
     
    Ames ließ sich kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, um sich abzukühlen. Sein Herz raste und seine Wangen glühten. Er hatte die Pressekonferenz in allen Einzelheiten verfolgt, jeden Satz in sich aufgesogen und gespeichert. Er fragte sich, was dieser Klugscheißer sich einbildete. Scheinbar hatte er rein gar nichts verstanden. Er tat ja gerade so, als würde Ames sich seine Opfer wie beim russischen Roulette aussuchen! Ganz offensichtlich war er noch nicht deutlich genug geworden. Das würde er schleunigst nachholen müssen.
    Er hob den Kopf und blickte in den Spiegel. Das dunkle Haar klebte an seiner Stirn und die stahlblauen Augen starrten ihn eiskalt an. Er wusste, dass er gut aussah. Scheinbar wusste es diese Gladys Larkin auch. Ihr Täterprofil war gar nicht schlecht, doch hatte es zu viele Fehler, um Ames zu überführen. Heute Nacht würde er sich an Roxanna abreagieren und dann würde er sich um den Bullen kümmern. Er war klug. Zu klug für die Polizei.
    »Detective Hayes...«, flüsterte er dem Spiegel zu. »Ich werde dein Leben zerstören, so wie du meins zerstört hast, das schwöre ich dir!«

-34-
     
    Es war später Abend, als Ethan nach Hause kam. Die Journalisten hatten Gladys und ihn noch fast eine Stunde lang ausgefragt, doch der Ärger mit dem Bürgermeister war erstaunlicherweise ausgeblieben. Gladys hatte Ethans Rede gelobt und mit psychologischen Argumenten begründet, warum es besser war, die Bürger zu warnen, anstatt sie zu beruhigen. Beeindruckt von ihr, hatte sich der Bürgermeister dann sämtliche bissigen Bemerkungen über Ethans Ansprache gespart.
    Ethan ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen und horchte für einen Moment in die Stille. Nirgendwo brannte Licht, also nahm er an, dass Haley schon schlief. So leise er konnte, ging er nach oben ins Bad. Zeit, diesen Anzug loszuwerden. Für die Hitze, die im Moment in Virginia Beach herrschte, war er die komplett falsche Kleidung.
    Als Ethan kurz darauf im Bett lag, gehörten seine Gedanken wieder ganz Evangeline. Ihrem selbstbewussten Lächeln, ihrer aufregend abweisenden Art. Jede Andere hätte er bei einem Essen dazu gebracht, anschließend mit ihm ins Bett gehen zu wollen. Oder spätestens bei ein paar Drinks nach dem Essen. Aber an ihr würde er sich noch die Zähne ausbeißen. Wann war er zum letzten Mal so fasziniert von einer Frau gewesen? Es war eine ganze Weile her, wie er sich eingestehen musste. Bisher hatte er sein Privatleben so arrangiert, dass er von

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