Abgründe (German Edition)
Kopf, doch der Captain ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich sehe doch, wie Sie das Ganze mitnimmt. In so einer Situation kann niemand einen klaren Kopf bewahren.«
»Ich kann, Cooper.« Er wusste, dass er der Sache gewachsen war. Und mit noch größerer Sicherheit wusste er, dass er den Verstand verlieren würde, wenn er den Killer nicht mehr jagen durfte und dazu verdonnert wurde, tatenlos zuzusehen.
»Wir funktionieren nur als Team. Durch wen wollen Sie mich ersetzen? Mason ? «
»Dewey.«
»Das wird nicht funktionieren.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass Sie besser sind als Ihr Kollege?«
Verdammt, der Captain hatte eine echt miese Art an sich. »Nein, natürlich nicht.«
Cooper beugte sicht vor. »Ich weiß, wie viel Ihnen an diesem Fall liegt, Hayes, aber denken Sie doch mal nach. Wenn wir Sie aus dem Spiel nehmen, nehmen wir gleichzeitig dem Killer den Wind aus den Segeln. Wenn Sie wollen, dass das Töten aufhört, unterstützen Sie uns dabei und akzeptieren Sie, dass die Sache für Sie gelaufen ist.«
Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Ihm schwirrte der Kopf. Es war klar, dass er Coopers Entschluss nicht ändern konnte, aber er hatte gehofft, der Captain würde zumindest zögern. Ihm eine Chance geben, bevor er eine Entscheidung fällte.
»War das dann alles?«, brachte er hervor und ähnlich wie gestern Abend gelang es ihm nur schwer, seine Wut zu zügeln.
»Nehmen Sie ein paar Tage Urlaub. Ich stelle das Team um und suche Ihnen für die nächste Zeit eine andere Aufgabe. Ein wenig Innendienst hat noch keinem geschadet.«
Ethan nickte und murmelte eine Verabschiedung, dann verließ er fluchtartig das Büro.
Auf dem Weg zu seinem Wagen begegnete er keinem Geringeren als Dewey, der es offenbar ziemlich eilig hatte. Als er Ethan erblickte, verlangsamte er jedoch seine Schritte und ließ die Hände in die Hosentaschen gleiten.
»Dewey.« Ethan blieb vor seinem Kollegen stehen. »Du weißt schon Bescheid, was? «
Dewey nickte mit einem fast schuldbewussten Ausdruck in den Augen. »Der Captain hat mich eben angerufen ...Tut mir Leid für Sie, Hayes.«
Ethan selbst tat es auch leid, und wie. Doch er wusste, dass Dewey am wenigsten etwas dafür konnte. Anstatt wütend auf ihn zu sein, klopfte er seinem jungen Kollegen freundschaftlich auf die Schulter und wünschte ihm viel Erfolg.
»Das ist 'ne Riesenchance für dich, Dewey. Versau es jetzt nicht.«
Dewey nickte dankbar, straffte die Schultern und betrat das Gebäude. Ethan wusste, dass der Junge eine große Karriere vor sich hatte. Anders als Mason war er zurückhaltend und besonnen, was ihn befähigte, die richtigen Entscheidungen zu treffen und selbst im größten Chaos den Überblick zu behalten. Trotzdem war ein Teil von Ethan neidisch auf ihn – der große Teil, der den Killer fangen wollte, anstatt anderen das Feld zu überlassen. Der Teil, der alles gegeben hätte, um den Fall zu behalten.
Alles? Nein, dachte er und schloss seinen Wagen auf. Es gab eine Handvoll Menschen, die er nicht für den Fall hergeben würde, um die er sowieso eine Riesenangst hatte und die davon profitierten, wenn er sich zurückzog.
-68-
Trotz seiner Beurlaubung spukte ihm der Fall im Kopf herum. Ethan beschloss, seinen Vater aufzusuchen, nicht zuletzt, weil ihn die Tatsache, dass Claires Leiche in Richmond und noch dazu in der Nähe des Altenheimes gefunden worden war, beunruhigte. Er musste einfach sehen, dass es dem alten Mann gut ging. Vielleicht war es aber auch nur das schlechte Gewissen im Angesicht seines drohenden Todes, schoss es ihm durch den Kopf. Ethan schüttelte den Gedanken ab. So ein Unsinn. Niemand würde seinen Vater finden und erst recht nicht töten.
Auf dem Weg zum Altenheim sah er immer wieder nervös in den Rückspiegel und kurvte für eine Weile ziellos durch die Straßen, bevor er die richtige Richtung einschlug. Trotz seiner Vorsicht wurde er den Verdacht nicht los, dass er längst eine Marionette des Mörders war und ihn geradewegs zu seinem nächsten Opfer führte. Hoffentlich tat er nicht Schritt für Schritt das, was der Killer von ihm erwartete. Immer mehr fühlte er sich wie eine Figur in einem Spiel voller Leichen und böser Überraschungen. Doch wahrscheinlich war er einfach übernervös. Die Tatsache, dass der Mörder seine Geschwindigkeit so rasend schnell erhöhte, machte ihm zusätzlich Angst. Zwischen dem Fund der Leichen von Roxanna Johnsonn und Claire hatte nicht einmal eine halbe Woche gelegen.
Er
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