Abgründe (German Edition)
Handys.
»Ganz sicher.«
»Todesursache? Und ungefährer Zeitpunkt?«
»Den ersten Erkenntnissen nach wurde er mit einem stumpfen Gegenstand zu Tode geprügelt. Die Jungs von der Spurensicherung vermuten, dass das nicht länger als zwei, drei Tage her ist.«
Ethan öffnete die Augen und erhaschte ausnahmslos fragende Blick. Auch Donovan und Mason waren rein gekommen. Er bedankte sich für die Information und bat Detective Williamson, ihn auf dem Laufenden zu halten. Dann legte er auf und wandte sich an seine Kollegen.
»Wilbur Birch ist nicht unser Mann. Er ist tot.«
»Was? Aber-« Dewey brach ab und sah herüber zum Bett. Ethan wusste, was er dachte.
»Vergiss es. Sie ist erst seit ein paar Stunden tot. Birch hingegen seit zwei bis drei Tagen.«
Gladys verschränkte die Arme. »Damit wären wir dann unsere beiden Hauptverdächtigen los.«
»Wir stehen also wieder vor dem Nichts. Oder weiß man schon, wer Birch erledigt hat?« Mason schüttelte den Kopf und presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen.
»Das kann jeder gewesen sein. In Detroit gibt es 2000 Gewaltverbrechen im Jahr«, erklärte Ethan.
»Großartig.« Donovan fuhr sich mit der Hand durchs dichte Haar. So langsam wirkte selbst er frustriert. »Die Presse wird uns auffressen.«
Die Presse war Ethans kleinste Sorge. Sie hatten sechs Morde, die eindeutige Handschrift eines Täters, der sie jetzt schon anrief und sich am Telefon über sie lustig machte und trotzdem keine Spur. Keinen Hinweis. Nicht einmal mehr eine ungefähre Richtung. Ethan sah seinem Team die Deprimiertheit förmlich an.
Einzig Gladys hatte schon wieder einen nachdenklichen Ausdruck in den Augen.
»Delilah Linney wurde getötet, weil wir sie verdächtigt haben, richtig?« Gladys blickte herüber zu der Leiche, die immer noch Gegenstand der Untersuchung war. »Und Wilbur Birch wurde ebenfalls ermordet.« Sie blickte auf und sah Ethan an.
»Du glaubst, die Bestie ist nach Detroit gefahren, um Birch zu töten?« Es war Dewey, der ihr antwortete.
Gladys nickte.
Für einen Moment herrschte Schweigen, dann fiel bei Ethan der Groschen: »Nur woher wusste er, dass wir die beiden verdächtigen? Die Presse war nicht eingeweiht, was unsere Verdächtigungen gegen Birch angingen. Davon wussten nur wir, die Forensiker und die Polizei in Detroit.«
Gladys nickte. Die Ermittler sahen einander an. Ihnen war klar, was das bedeutete: Wenn es kein Leck gab, musste einer von ihnen der Täter sein.
Zum zweiten Mal an diesem Tag war Ethan froh, dass er ein Alibi hatte.
-78-
Es war später Dienstagabend, als sich das gesamte Team in Ethans Wohnzimmer einfand. Niemand hatte etwas dagegen gehabt, die Besprechung hierher zu verlegen, um Cooper nicht zu verärgern. Dewey machte einen regelrecht erleichterten Eindruck, was Ethan nicht wunderte. Er wusste, dass der junge Detective stets zu ihm aufgesehen hatte und es noch immer tat. Wie bei seinem eigenen Sohn fühlte er sich auch hier in der Rolle des Vorbildes seltsam deplatziert.
»Also, ich fasse zusammen«, begann Gladys, die sich den hässlichen Sessel herangezogen hatte. »Wir haben sechs weibliche Opfer, alle aus Ethans weitem Umfeld.«
Dewey schrieb die Namen untereinander auf ein Flip-Chart: Grace Mitch, Tiffany Jaiden, Ava Draper, Roxanna Johnsonn, Claire Travis und Delilah Linney.
Ethan hörte bei der Zusammenfassung der Erkenntnisse nur mit einem Ohr hin. Er hatte so langsam genug von Erkenntnissen. Er wollte den Killer in einem orangefarbenen Overall in der Todeszelle sehen. So weit war es mit ihm schon gekommen; eigentlich war er gar kein Befürworter der Todesstrafe.
»Allem Anschein nach hat unser Täter sich mit Wilbur Birch sein siebtes und somit erstes männliches Opfer geschnappt.« Dewey zog einen Strich unter die Frauennamen, dann setzte er Birch ebenfalls auf die Liste.
»Womit bewiesen wäre, dass ich Recht hatte. Wilbur Birch war nicht unser Mann«, bemerkte Gladys beiläufig, dann fuhr sie fort: »Fünf der insgesamt sieben Opfer wiesen den obligatorischen Kehlenschnitt auf. Birch und Travis jedoch nicht . Bei Claire Travis gehe ich davon aus, dass der Täter übereilt handeln musste. Bis auf das eingeritzte A weist sie keines der üblichen Merkmale auf, die die anderen Opfer der Bestie tragen.«
»Vielleicht war’s jemand anders. Irgendein kranker Nachahmer«, grübelte Donovan.
Ethan horchte auf und wandte sich ihm zu. »Die Handschuhspuren an den verschiedenen Fundorten der Opfer und in der Hütte
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