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Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Titel: Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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viermal durchstochen, die linke Lunge ebenfalls viermal getroffen. Ein Stich war in den Bauch gesetzt worden und hatte das Bauchfell eröffnet, ein weiterer war durch den rechten Oberarm in den rechten Brustkorb eingedrungen. Ein tiefer Stich-Schnitt war am rechten Unterkiefer festzustellen. Alle Stichkanäle wiesen laut Obduzent Richtung Herz und wurden auf das noch stehende Tatopfer abgegeben. Die Stiche seien mit erheblicher Wucht erfolgt, worauf die Rippenbrüche hinwiesen. Auffällig sei, dass keinerlei Abwehrverletzungen vorhanden seien, wie sie typischerweise an Unterarmen entstehen. Es sei durchaus möglich, dass der Täter keine Blutantragungen an seiner Kleidung oder Händen gehabt habe, da das austretende Blut zunächst von der Kleidung des Opfers aufgenommen wurde.

    Der tiefe Schnitt an der linken Wange deutete auf die Einleitung des Angriffes hin. Instinktiv dürfte Dr. Manfred W. die Arme nach oben gerissen haben, um sein Gesicht zu schützen. Dadurch gab er die Brustfläche frei, in die der Täter nun ganz gezielt einstechen konnte. Blitzschnell muss das gegangen sein. Das konnte nur jemand getan haben, der mit einem Messer umzugehen verstand. Nicht den geringsten Zweifel gab es daran, dass der Täter den absoluten Tötungswillen hatte.
    Als Tatwaffe kam ein einseitig geschliffenes, schmales Messer mit einer Klingenlänge von mindestens zwölf Zentimetern in Frage, eventuell ein Klappmesser oder ein Butterfly-Messer. Für Letzteres sprach eine Stanzmarke, die sich auf der Haut direkt oberhalb eines Einstiches abgedrückt hatte und die erkennen ließ, dass die Klinge mit massiver Wucht und in voller Länge in den Körper gerammt worden sein muss.
     
     
    Die Sache mit der Beziehungstat konnte rasch abgehakt werden. Das Geschäfts-, Privat- und Intimleben der Familie war bis ins kleinste Detail durchleuchtet worden. Alles, aber auch wirklich alles wurde überprüft. Der gesamte Bekannten-, Freundes- und Kollegenkreis wurde befragt. Erfahrungsgemäß hat jeder irgendwo den berühmten dunklen Fleck auf seiner weißen Weste. Oder zumindest einige charakterliche oder menschliche Defizite. Nicht so Dr. Manfred W. Er war von seiner Umwelt als außergewöhnlich freundlicher Mann wahrgenommen worden und sehr beliebt. Wie die meisten Ärzte übrigens. Noch vor uns Polizisten, die wir inzwischen auch nicht schlecht wegkommen auf der Beliebtheitsskala.
Es konnte auch kein Patient ermittelt werden, der einen Grund gehabt haben könnte, sich an dem Arzt rächen zu wollen. Noch nie war ein Verfahren wegen eines angeblichen ärztlichen Kunstfehlers anhängig gewesen, es gab nie irgendwelche Bedrohungen und auch keinerlei Klagen und Beschwerden. Dr. W. führte auch kein sogenanntes Doppelleben, das ja gewöhnlich dem Umfeld verborgen bleibt und das wir mit Sicherheit aufgedeckt hätten. Tagelang hatten die Zeitungen wieder und wieder sein Foto gedruckt mit den üblichen Zeugenaufrufen: »Wer hat diesen Mann wann und wo gesehen oder kann etwas über seine Gewohnheiten sagen? Für Hinweise auf den Täter ist eine Belohnung von 15 000 Euro ausgesetzt.« Wobei man anfügen muss, dass seitens der Polizei generell nie mehr als 5000 Euro ausgelobt werden. Aber in diesem Fall hatte die Familie des Opfers weitere 10 000 Euro draufgelegt. So kamen zwar eine Menge Hinweise zu seiner Person, aber kein einziger, der in Richtung eines möglichen Tathintergrundes geführt hätte. Keine Geliebte, keine Süchte, keine Schulden, keine außergewöhnlichen Vorlieben oder Hobbys, keine finanziellen Probleme. Damit stand fest: Dr. Manfred W. war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein sogenanntes Zufallsopfer.
    Die Ehefrau hatte ebenfalls keinen Geliebten, führte ebenfalls kein Doppelleben, hatte aber ein Geheimnis und ein einziges Laster: Sie rauchte heimlich. Sogar das hatte sie uns gestanden. Es war bewundernswert, wie sie ihr Privatleben offenlegte, nur um die Ermittlungen zu forcieren. Das ist nicht selbstverständlich. Denn viele Angehörige empfinden es als Zumutung, wenn die Kripo auch noch in ihrem Privatleben herumschnüffelt. Auch
wenn die Erklärung der ermittelnden Dienststelle, dass eine Beziehungstat definitiv ausgeschlossen werden könne, sogar der Entlastung dient und für die Beendigung so manch unschöner Gerüchte sorgt, für die allerdings nicht wir, sondern boshafte Menschen verantwortlich sind, die es halt auch gibt.
    Ich versprach der Familie des Opfers, sie über alle Erkenntnisse auf dem Laufenden zu

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