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Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf

Titel: Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verurteilt sein würde. Auch ihrer Kinder wegen sah sie sich in der Pflicht, die Gerichtsverhandlung zu verfolgen. Sie wolle ihnen Auskunft geben können, sollten sie einmal wissen wollen, wie der Prozess gegen den Mörder ihres Vaters abgelaufen sei.
    Die junge Frau konnte freilich noch nicht ahnen, wie schlimm das werden und wie lange sich diese Prozesse hinziehen würden. Der Fall löste nämlich heftige Diskussionen darüber aus, ob die Anwendung von Jugendstrafrecht bei Heranwachsenden noch zeitgerecht ist und in diesem Fall gerechtfertigt wäre.
    Sedar wurde von zwei Verteidigern vertreten. Von Anfang an gingen diese auf Konfrontationskurs mit der Staatsanwaltschaft und insbesondere mit meiner Person, die sie als den für die polizeilichen Ermittlungen verantwortlichen Beamten sahen. Die Bezahlung der beiden Wahlverteidiger hatte übrigens Sedars Vater übernommen. Er verlor dadurch seine gesamten Ersparnisse.
    Dann kam der Tag, an dem Robert H. aussagen musste. Tagelang vorher hatte ich ihn gesucht und nicht gefunden. Seine Mutter, zu der ich inzwischen einen guten
Kontakt hatte, wusste nicht, wo er sich herumtrieb. Dass er Angst davor hatte, in Anwesenheit von Sedar all das zu wiederholen, was er vor der Polizei ausgesagt hatte, war mir bewusst. Es war auch verständlich. Also hatte ich ihm versprochen, ihn ins Gericht zu begleiten. Aber erst einmal musste ich ihn finden. Von ihm hing alles ab. Würde er nicht aussagen oder würde er seine Aussage vor Gericht nicht glaubhaft vortragen können, wäre ein Freispruch unvermeidlich. Das war uns allen klar. Einen Tag vor dem Termin fand ich ihn. Am Hauptbahnhof, gleich gegenüber unserer Dienststelle. Dort, wo sich Junkies gewöhnlich ihren Stoff besorgen.
    Wir schafften ihn zu seiner Mutter, die überglücklich war, ihn wiederzusehen. Gott sei Dank war er so müde, dass er sich sofort ins Bett legte und einschlief. Da war es kurz nach 21.00 Uhr. Spätestens um 6.00 Uhr würde er wieder aufwachen, meinte seine Mutter, und dann wäre es schwer, ihn zu halten. Also war ich morgens um 5.00 Uhr wieder zur Stelle. Gerade noch rechtzeitig, bevor er die Wohnung verlassen wollte. Ich nahm ihn mit zur Dienststelle, wo bereits ein Arzt wartete, der ihn schon kannte und der ihn entsprechend substituierte, um das Auftreten von Entzugserscheinungen zu verhindern. Das war übrigens der Beginn einer Therapie, die zwar lange dauern, aber erfolgreich verlaufen sollte. Selbstverständlich wurden unser Staatsanwalt und über ihn das Gericht und auch die Verteidiger über alle Maßnahmen informiert. Da gab es nichts zu verbergen und da wird auch nichts verborgen.
    Vor Gericht lieferte Robert H. einen souveränen Auftritt ab. Er wirkte vor allem absolut ehrlich und aufrichtig in seiner Aussage und verwickelte sich auch nicht in
Widersprüche. Obwohl er von den Anwälten hart rangenommen wurde, wie man das wohl ausdrücken kann. Aber gegen Offenheit und Ehrlichkeit helfen selbst die raffiniertesten Fangfragen nichts. Robert H. hat sich, was seine Person und seinen Zustand betraf, nicht geschont. Er hat glaubhaft dargelegt, warum er so lange gelogen und warum er dann doch noch die Wahrheit gesagt hat. Selbst Sedar blickte einen kurzen Moment irritiert zu Boden, als Robert H. schilderte, wie treu er ihm ergeben war und dass er ihn nie und nimmer verraten hätte. Als Sedar aber außer Landes und in Sicherheit gewesen sei, habe er sich schweren Herzens entschieden, die Wahrheit zu sagen, weil ihm die Familie des Arztes leid getan hätte und immer noch leid tue. Sedar habe diesen Mann getötet, weil er in dieser Nacht jemand töten wollte. Egal wen. Er habe selbst Angst gehabt vor ihm, so wie der damals drauf gewesen sei.
    Wenn Blicke wirklich töten könnten, dann müsste Robert H. in diesem Moment tot vom Zeugenstuhl gefallen sein. Denn Sedar M., der nur ein paar Schritte von ihm entfernt saß, durchbohrte ihn förmlich mit seinen Blicken. Ich saß mit Genehmigung des Vorsitzenden Richters in der ersten Reihe noch vor der Zuschauertribüne und fürchtete fast schon, Sedar M. würde gleich aufspringen und auf Robert H. losgehen. Fast zwei Stunden war dieser im Zeugenstand. Seine Angaben wurden später vom Gericht als absolut glaubhaft eingestuft. Sogar die Anwälte gaben irgendwann auf und mussten einsehen, dass dieser Zeuge in seiner ehrlichen, fast schon naiven Art nicht zu erschüttern war.
    Ich freute mich wie ein Schneekönig, weil sich meine Theorie von der Wahrheit, die keine

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