Abgründe - Wenn aus Menschen Mörder werden - Der legendäre Mordermittler deckt auf
Derartiges gesehen. Nicht einmal langjährige Sittensachbearbeiter kannten Vergleichbares. Es war schockierend, ekelerregend, unfassbar und gleichzeitig faszinierend. Der Film zeigte folgende Szene: Die großen Brüste der Frau lagen auf einem Holzbalken. Dann kam er und nagelte beide Brüste an diesem Holzbalken fest. Und zwar mit großen Zimmermannsnägeln. Man konnte es klar und deutlich sehen. Die Nägel wurden mit wuchtigen Hammerschlägen durchs Fleisch bzw. Fettgewebe getrieben. Wer die Kamera geführt hat, wurde nicht bekannt. Ich schaute mir die Aufnahme nur ein einziges Mal an und verzichtete auf eine Wiederholung und auch auf die Zeitlupe.
Wie ist so etwas möglich? Weder der Festgenommene noch die Frau machten dazu irgendwelche Angaben. Das ginge uns »einen Dreck« an, schimpfte insbesondere die Frau. Es sei einzig und allein ihre Privatangelegenheit,
und unser Einschreiten sei ein Eingriff in ihre Persönlichkeitsrechte. Ganz Unrecht hatte sie damit nicht. Wenn sich erweisen sollte, dass sie keine anderen Personen gegen ihren Willen in ihre Spielchen einbezogen hatten, würden wir ihnen auch ihre sämtlichen Folterwerkzeuge und widerlichen Bilder wieder aushändigen und sie könnten da weitermachen, wo sie aufgehört hatten. Allerdings würden wir vorher das Jugendamt verständigen und überprüfen lassen, ob Eltern wie sie geeignet wären, ein Kind zu erziehen. Sie waren geeignet. Sexuelle Perversitäten sind jedenfalls kein Grund, das Erziehungsrecht einzuschränken, so lange sie nicht zum Schaden des Kindes praktiziert würden und keine Auswirkungen auf dessen Entwicklung hätten. Würde man allen Eltern das Erziehungsrecht absprechen, nur weil sie perversen sexuellen Praktiken nachgingen, müsste man Hunderten oder Tausenden die Kinder wegnehmen. Und wer legt eigentlich fest, was pervers ist?
Es war noch nicht zu Ende. Denn das Ehepaar stand in Kontakt mit einem leibhaftigen Oberarzt einer Klinik außerhalb Münchens. Der Mann arbeitete dort als Chirurg. Als solcher hatte er dem Ehepaar seine Hilfe angeboten, sollte einmal eine akute Wundversorgung notwendig werden. Ansonsten tauschte man Bilder und wertvolle Tipps aus und der Herr Doktor fand die Sache mit den Brüsten »epochal«.
Als die Villa des Arztes durchsucht wurde, fanden sich Tausende von Bildern. Viele davon zeigten nackte Frauen in teils obszönen Posen. Die meisten waren in einem Wald an einen Baum gefesselt, und an einigen nahm der Herr Doktor sexuelle Handlungen vor, die näher zu beschreiben ich aus Gründen des Anstandes unterlasse.
Wie die Ermittlungen ergaben, handelte es sich bei vielen der Frauen um Krankenschwestern und Ärztinnen der Klinik, in welcher der Chirurg arbeitete. Der Mann übte anscheinend eine unglaubliche Anziehungskraft auf Damen aus. Lag es am Beruf? Oder am Vermögen, das allerdings einen familiären Background hatte? Oder lag es daran, dass er unverschämt gut aussah? Wahrscheinlich war es von jedem ein bisschen.
Er selbst gab sich in seiner Vernehmung ausgesprochen cool und lässig. Er war auch nicht unsympathisch und zeigte sich erstaunlich offen. Für unsere Maßnahmen hatte er sogar Verständnis, wenngleich er sie maßlos übertrieben fand. Zumal er sich in keiner Weise strafbar gemacht habe. Alle Frauen hätten freiwillig mitgemacht. Es liege bei ihm auch keine Störung seiner sexuellen Präferenz vor, erklärte der Herr Doktor, sondern er praktiziere lediglich eine andersartige, individuelle Sexualität. Kennzeichnend dafür sei die Einvernehmlichkeit der Beteiligten sowie der totale Verzicht auf Zwang, Unterdrückung und Ausbeutung. Insofern sei sein Verhalten ebenso wenig pathologisch wie das seiner einvernehmlichen Partnerinnen. Die Frauen hätten sich ihm ausgeliefert und hingegeben. Das sei eine Form der körperlichen Liebe, die weit über das hinausgehe, was man im Allgemeinen darunter verstehen würde. Es sei die totale Hingabe und damit die echteste, reinste und tiefste Liebe, die man erleben kann. Eine Frau, die sich freiwillig an einen Baum fesseln lasse und sich bedingungslos ausliefere, erbringe einen unglaublichen Vertrauens- und Liebesbeweis und schenke dadurch beiden Beteiligten die absolute Erfüllung. Es sei das Größte, was einem Mann in punkto Sexualität passieren könne.
Ich habe es immer vermieden, zu Hause etwas über meine Arbeit zu erzählen. An diesem Abend machte ich eine Ausnahme, und es entwickelte sich ein Dialog, ähnlich diesem:
»Liebst du mich eigentlich?«,
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