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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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weiterlaufen. Wir einigten uns darauf, dass ich zum Auto gehen und ihn in Beruvík abholen sollte, dorthin führt ein fahrbarer Weg durch die Lava.«
    »Er ist also stur weitermarschiert, und dir ist es nicht gelungen, ihn davon abzuhalten. Und dann tauchte er nicht wieder auf.«
    »Es steht alles in den Berichten. Und er ist nicht einfach weitermarschiert. Er war zum ersten Mal dort, und die Landschaft faszinierte ihn.«
    »Du bist schon öfter dort gewesen?«
    »Oh ja. Ich stamme aus der Gegend.«
    »Und du kennst dich dort gut aus?«
    »Ja.«
    »War es deine Idee, dort hinzufahren?«
    »Ja, man kann vielleicht sagen, dass sie von mir stammt«, sagte Sverrir nach kurzem Überlegen.
    »Und du bist schon oft in der Lava unterwegs gewesen?«
    »Oft nicht.«
    »Aber du weißt, wie gefährlich das sein kann. Trotzdem hast du ihn allein weitergehen lassen.«
    »Dort ist es nicht gefährlicher als an tausend anderenStellen in Island. Man muss einfach die nötige Vorsicht walten lassen.«
    »Was war das für ein Coup, den Sigurlína erwähnt hat?«, fragte Sigurður Óli.
    »Da war nichts, und von einem Coup kann keine Rede sein«, entgegnete Sverrir. »Ich weiß nicht, was sie damit gemeint hat oder in welchem Zusammenhang sie das gesagt hat. Vielleicht war es einfach ein Witz?«
    »Den Eindruck hatte ihr Mann nicht.«
    »Den kenne ich nicht. Und die Dame habe ich auch nicht gekannt, und ich habe keine Ahnung, weshalb sie diesen Unsinn über uns erzählt hat.«
    »Kurze Zeit später ist einer von euch tödlich verunglückt, im gleichen Herbst.«
    »Ich glaube, ich kann dir da nicht weiterhelfen. Ich bin sehr beschäftigt, meine Zeit ist äußerst knapp bemessen.«
    Sverrir stand auf.
    »Seine Leiche wurde in der kleinen Bucht von Skarðsvík angetrieben. Bist du schon einmal dort gewesen?«
    »Ja. Er hat zu viel riskiert, er ist verunglückt. Der Fall war abgeschlossen, das sollte ich dir eigentlich nicht sagen müssen.«
    »Der Zustand der Leiche nach dem monatelangen Aufenthalt im Meer war so, dass bei der Obduktion keine Verletzungen mehr festgestellt werden konnten«, sagte Sigurður Óli und stand ebenfalls auf. »Du hast Sigurlína nicht näher kennengelernt?«
    »Nein!«
    »Sie war das, was man sehr freizügig nennt, sie hat sich ihren Spaß mit Männern gemacht und es genossen,sie um den Finger zu wickeln, sogar völlig charakterfeste und anständige Männer.«
    »Tja, also, wie gesagt, ich kannte sie überhaupt nicht«, sagte Sverrir und öffnete die Tür.
    »Sagen dir die Namen Þórarinn und Hörður etwas, ihre Spitznamen sind Toggi und Höddi? Der eine ist Lieferwagenfahrer, der andere hat eine Reparaturwerkstatt. Beide dumm wie Bohnenstroh.«
    »Die kenne ich nicht. Wieso sollte ich?«
    »Sie arbeiten beide nebenbei als Schuldeneintreiber. Der eine hat Sigurlína umgebracht, dieser Toggi, der hat auch den Beinamen Sprint, weil er wie ein Irrer rennt. Ich glaube, der Mann wird ziemlich bald gesprächig werden und auspacken. Vielleicht sehen wir uns dann wieder.«
    »Soll das eine Drohung sein?«
    »Würde mir nicht im Traum einfallen«, erklärte Sigurður Óli. »Hat einer von euch mit dieser Sigurlína geschlafen?«
    »Ich nicht«, sagte Sverrir. »Und ich betone noch einmal, dass ich alle diese Fragen völlig unpassend und geschmacklos finde. Ich habe keine Ahnung, wonach du suchst, aber ich bin mir sehr sicher, dass es auch eine andere Vorgehensweise gibt.«

Dreiundvierzig
    Der vierte Mann, der bei dem schicksalhaften Arbeitswochenende auf Snæfellsnes dabei gewesen war, hieß Arnar, und sein Büro lag eine Etage höher als das von Sverrir. Nachdem Sigurður Óli sich im Empfang erkundigt hatte, fuhr er im Aufzug nach oben und hatte keine Probleme, die Tür mit dem Namensschild von Arnar Jósefsson zu finden. Er klopfte einige Male dezent an, und als sich nichts rührte, öffnete er selber die Tür. Arnar war mit dem Handy am Ohr vom Schreibtisch aufgestanden und sah Sigurður Óli fragend an.
    »Ich würde gerne mit dir über Þorfinnur reden. Er hat hier gearbeitet und ist tödlich verunglückt.«
    Arnar entschuldigte sich bei seinem Gesprächspartner, versprach zurückzurufen und beendete das Gespräch.
    »Ich kann nicht sehen, dass du einen Termin bei mir hast«, sagte er, während er in seinem Kalender auf dem Schreibtisch blätterte.
    »Nein, den habe ich auch nicht«, entgegnete Sigurður Óli. Er stellte sich in knappen Worten vor und ging kurz auf den Grund für seinen Besuch ein. »Ist es

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